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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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deshalb
meine ich, daß Miriam Shellings Tod nicht einfach als
Selbstmord deklariert werden kann.«
»Und du meinst, Glen Palmer hat etwas damit zu tun?«
Whalen lehnte sich weit in seinen Stuhl zurück und drehte
ihn so, daß er aus dem Fenster blicken konnte. »Wenn du dein
ganzes Leben in derselben Stadt verbringst, lernst du die Leute
kennen. Du weißt, was sie zu tun vermögen, und was nicht.
Und ich kenne niemand in der Stadt, der Miriam Shelling hätte
töten können. Es muß einfach ein Fremder gewesen sein – und
Palmer ist ein Fremder.«
Chip war völlig verwirrt. Das alles ergab doch überhaupt
keinen Sinn…?
Als ob er seine Gedanken gelesen hätte, begann Whalen zu
erklären: »Er hat als letzter mit ihr gesprochen. Dabei hat sie
sich mehr als seltsam verhalten und wirres Zeug geredet –
genau wie am Tag davor in der Galerie. Vielleicht hat sie ihn
sogar angegriffen. Woher, zum Teufel, soll ich das wissen?
Immerhin geschah das alles auf seinem Grund und Boden …
Auf jeden Fall hat sie noch gelebt, als sie ihn traf – und von
uns in der Stadt wäre doch keiner zu so etwas fähig.«
»Aber das beweist doch nicht, daß Palmer es getan hat«,
protestierte Chip. »Und es ist auch kein Beweis, daß es nicht
doch Selbstmord war!« Jetzt äußerte er seinen vorherigen
Gedanken: »Das alles ergibt doch keinerlei Sinn!«
»Nein – und wie du vielleicht bemerkt hast, habe ich ihn ja
auch nicht beschuldigt – oder? Ich behaupte ja gar nicht, daß
dies einen Sinn ergibt, Chip, und ich sage auch nicht, daß er es
war. Alles, was ich sagte, war, daß, falls Miriam ermordet
worden ist, es ein Fremder gewesen sein muß. Und Palmer ist
ein Fremder, der im übrigen die beste Gelegenheit dazu hatte.«
»Und was willst du jetzt unternehmen?« fragte Chip, den
Whalens kuriose Logik nur noch mehr verwirrt hatte.
»Dasselbe, was auch du tun wirst: die Ohren offen und den
Mund geschlossen halten – und Glen Palmer nicht mehr aus
den Augen lassen.«
»Ich weiß nicht«, meinte Chip kopfschüttelnd, »ich halte
Palmer einfach nicht für fähig, so etwas zu tun.«
»Aber wissen kannst du das auch nicht«, erwiderte sein
Chef, »und solange wir nicht mehr wissen, ist Palmer ein
verdammt guter Verdächtiger.«
Chip hätte gerne gewußt, wozu man überhaupt einen
Verdächtigen brauchte, aber Whalen ließ auf seine ›Ahnungen‹
nun einmal nichts kommen. Deshalb versuchte er Palmer zu
verteidigen. »Ich meine, wir sollten mit ihm etwas vorsichtiger
umgehen«, gab er zu bedenken.
»Vorsichtiger? Was soll das heißen?«
»Er ist im Augenblick recht aufgebracht; zuerst wollte er auf
meine Fragen überhaupt nicht eingehen. Meinte, daß ich kein
Recht dazu hätte.«
Harney Whalens Gesicht verfinsterte sich. »So, meinte er
das? Und was hast du darauf gesagt?«
»Ich erklärte ihm, daß ich vielleicht wirklich kein Recht dazu
hätte, aber daß es für ihn bestimmt besser wäre, mit mir
zusammenzuarbeiten – mit uns«, korrigierte er mit unsicherem
Grinsen. »Und darauf meinte er, daß zuerst die Stadt ihm
entgegenzukommen hätte… Seine Galerie scheint kein großer
Erfolg zu sein…«
»Daran hat ja auch niemand geglaubt. Regt er sich etwa auf,
weil niemand seinen Schund kaufen will?«
»Nein« erwiderte Chip besänftigend, »er meint nur, daß sich
alle in der Stadt gegen ihn verschworen haben und ihm das
Leben schwermachen. Angeblich verzögern die Leute seine
Bestellungen und liefern ihm schlechte Ware – Dinge dieser
Art.«
»Ist ja furchtbar«, spottete Whalen, »hier draußen dauern die
Dinge eben etwas länger, und jeder bekommt mal schlechte
Ware, warum also nicht er? Hält er sich für etwas
Besonderes?«
»Nein, das tut er nicht«, meinte Chip gequält. Er fragte sich,
warum sich sein Chef Palmer gegenüber so feindselig verhielt.
»Trotz allem hat er seine Galerie jetzt fast fertig. Heute morgen
hat er sogar schon ein paar Bilder auf der Straße ausgestellt. Du
solltest sie dir mal anschauen. Einiges davon ist gar nicht übel.
Vor allem hat er ein Bild vom alten Baron-Haus, das dir
bestimmt auch gefallen würde.«
Aber Harney Whalen schien ihm schon gar nicht mehr
zuzuhören. Dafür war sein Blick um so finsterer. »Habe ich
etwas Falsches gesagt?« erkundigte sich Chip.
»Er stellt die Ware auf der Straße aus?« fragte Whalen.
»Ja«, bestätigte Chip und wunderte sich über Harneys
Aufbrausen. »Er hat vielleicht fünfzehn oder zwanzig Gemälde
gegen die Vorderseite gelehnt, damit man sie beim
Vorbeifahren

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