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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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fühlte sich mehr als unwohl in seiner Haut.
Bestimmt wußte Glen, daß er nicht wegen der Bilder hier
aufgekreuzt war.
»Nun, wenn ich sonst nichts für Sie tun kann«, meinte Glen
jetzt auch prompt, »mach’ ich mich wieder an meine
eigentliche Arbeit.« Damit wandte er dem Polizisten den
Rücken und griff wieder nach dem Pinsel. Chip rührte sich
nicht von der Stelle.
»Mr. Palmer«, meinte er dann abrupt, »ich muß Ihnen einige
Fragen stellen.«
Glen legte den Pinsel wieder aus der Hand und fragte noch
immer freundlich: »Worüber?«
»Sie haben den Gedenkgottesdienst für die Shellings gestern
besucht«, begann Chip.
»So?«
»Ich wußte nicht, daß Sie ihnen so nahestanden.«
»Ich glaube nicht, daß das dabei eine Rolle spielt. Ist es
eigentlich gegen das Gesetz, einen solchen Gottesdienst zu
besuchen?«
»Nein, natürlich nicht«, versicherte Chip rasch. »Ich wollte
nur…, oh, verdammt…!«
Glen Palmers Augen verengten sich, und Chip Connor spürte
die von ihm ausstrahlende Feindschaft wie eine physische
Kraft. »Schauen Sie, Mr. Palmer, ich habe nun mal diesen
Auftrag bekommen. Harn bat mich, Sie aufzusuchen und Ihnen
ein paar Fragen zu stellen…«
»Augenblick mal – wenn Whalen was von mir wissen will,
kann er mich doch selbst fragen.«
»Nicht so hastig«, wehrte sich Connor, »wenn Harney
Whalen ein paar Fragen beantwortet haben will, macht es
keinen Unterschied, ob er sie stellt oder ich.« Ganz plötzlich
ärgerte er sich über Palmer. »Also – warum sagen Sie mir nicht
einfach, weshalb Sie mit Ihrer Familie bei dem Gottesdienst
waren, damit wir die Sache hinter uns haben!«
Glen war jetzt wirklich aufgebracht. »Weil es keinen Grund
gibt, weshalb ich das tun sollte! Solange meine Familie und ich
nichts Gesetzwidriges tun, machen wir, was wir wollen, ohne
daß Harney Whalen seine Nase hineinzustecken hat! Das geht
Sie nichts an, ihn nichts an, Clark’s Harbor nichts an

verstehen Sie?«
»Ich habe verstanden, Mr. Palmer«, erwiderte Chip mit
erzwungener Ruhe. »Aber da sind einige Dinge, die auch Sie
vielleicht verstehen sollten: Sie sind von außerhalb
hierhergezogen; niemand hat Sie gerufen. Und Sie passen nicht
hierher, wie jedermann in der Stadt weiß – und wahrscheinlich
auch Sie. Also sollten Sie sich mit uns gut stellen, dann bin ich
sicher, daß auch wir Ihnen entgegenkommen werden. Das
scheinen Sie jedoch nicht zu verstehen. Ich wollte lediglich ein
paar Fragen beantwortet haben, und Sie benehmen sich, als ob
ich Sie vor Gericht zitiert hätte!«
»Woher soll ich wissen, daß es nicht so ist!« schoß Glen
zurück. »Solange meine Familie und ich hier sind, kommen wir
uns dauernd wie vor Gericht vor – nein, wie bereits Verurteilte,
denen man keinerlei Möglichkeit zur Verteidigung gegeben
hat. Ich bin ohne alle Vorurteile hierhergekommen, Connor,
aber langsam ändert sich das. Ich mag es nun mal nicht, wenn
meine Frau von Blake beschuldigt wird, sein billiges Porzellan
kaputtgeschmissen zu haben, oder wenn man meinen Sohn in
der Schule dauernd belästigt. Und ich mag es auch nicht, daß
alles, was ich bestelle, Wochen braucht, bis es geliefert wird –
und kommt es dann endlich, ist es nicht selten beschädigt. Und
am allerwenigsten mag ich Polizisten, die wissen wollen,
warum ich einen Gedenkgottesdienst besuche für eine Frau, die
sich auf meinem Grund und Boden aufgehängt hat! Hätte sich
der Ort hier mir gegenüber in den letzten Monaten etwas
anders verhalten, würde ich das vielleicht alles nicht so
empfinden. Aber solange Sie mir nicht einen verdammt guten
Grund dafür sagen können, warum ich Ihre Fragen beantworten
soll, können Sie sie nehmen und Whalen sonstwohin stopfen!«
Chip Connor wurde rot vor Wut. Er ballte die Fäuste, und
Glen Palmer dachte einen Augenblick, der Polizist würde sich
auf ihn stürzen. Er war bereit, sich zu verteidigen. Aber dann
hatte Connor sich wieder unter Kontrolle. Überraschend sanft
versuchte er sich zu rechtfertigen.
»Ich tu’ doch wirklich nur meinen Job«, sagte er. »Wenn
Harney mir eine Anweisung gibt, muß ich sie befolgen.«
»Und hat er Sie auch beauftragt, die anderen Besucher des
Gottesdienstes zu befragen?«
»Nein, natürlich nicht«, sagte Chip, »nur Sie.«
»Und warum denn nur? Was wirft er mir vor? Mein Gott,
Connor, er ist beim Fischen verunglückt, und sie hat sich
deshalb aufgehängt! Was habe ich denn nach Whalens Ansicht
damit zu tun? Was macht mich so interessant für ihn?«
»Harney ist eben so«,

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