Am Strand des Todes
nicht vor,
das zu ändern. Allerdings beunruhigte ihn dabei eine vage
Erinnerung, die irgendwie mit den Randalls zu tun hatte…
Wollten sie nicht das Haus mieten?
Ja, Whalen erinnerte sich, – aber er hatte es abgelehnt, da
war er sich ganz sicher.
Er ging durchs Erdgeschoß und griff nach einem Sweater,
den man achtlos auf einen der durchgesessenen Stühle
geworfen hatte. Überrascht sah er, daß im Kamin Holz
aufgeschichtet war. Da es ihn fröstelte, zog er einen der Stühle
an den Kamin, zündete das Holz an und setzte sich. Während
das Feuer aufloderte und den Raum allmählich mit Wärme
erfüllte, begann draußen ein leichter Regen zu fallen. Kleine
Rinnsale liefen über die Fenster des alten Hauses und legten
sich wie ein Schleier vor den Blick auf den Ozean.
Harney Whalen lehnte die massige Gestalt zurück, streckte
die Beine zum Feuer und lauschte auf den Regen. Er wußte,
daß sich hinter dem Horizont ein neuer Sturm
zusammenbraute.
Glen Palmer richtete sich auf und warf einen prüfenden Blick
auf das vor ihm liegende Bild.
»Scheint doch nicht ganz ruiniert zu sein«, meinte er und
warf den Lappen zur Seite. Insgesamt lagen siebzehn Gemälde
über den Boden verstreut. Chip Connor bemühte sich
vorsichtig, das Bild mit dem alten Baron-Haus vom Schmutz
zu befreien; allerdings ohne großen Erfolg. »Lassen Sie mich
das machen«, sagte Glen, »es ist lange nicht so empfindlich,
wie Sie meinen.«
»Tut mir leid«, murmelte Chip, »ich wollte nur helfen…«
»Sie haben mir sehr geholfen«, lächelte Glen, »ohne Sie
würde ich immer noch da draußen stehen und Ihrem Chef
nachstarren.« Er konzentrierte sich auf das Bild, das bald schon
sehr viel besser aussah. »Was hatte das alles zu bedeuten?«
wandte er sich dann plötzlich an den Polizisten.
»Vermutlich hat Harney einen Augenblick die Kontrolle
über den Wagen verloren«, mutmaßte Chip. Er wußte, daß dies
nicht stimmte. Harney hatte ganz bewußt versucht, Glen
Palmers Bilder zu zerstören. Aber das konnte er einfach nicht
laut sagen; schließlich war Harney Whalen nicht nur sein Boß,
sondern auch ein Verwandter. Lange Jahre war er sein großes
Vorbild gewesen, das ließ sich nicht in einem Augenblick
beiseite schieben, auch wenn er sein Verhalten weder verstand
noch gar billigte. Doch er war sich ziemlich sicher, daß Glen
sowieso wußte, was gespielt wurde.
Natürlich log Connor, dachte Glen wütend, während er
verbissen an dem Gemälde arbeitete. Er hätte die Wahrheit aus
ihm herauszwingen können, doch er wollte den erst heute
morgen erreichten Waffenstillstand nicht sogleich wieder
gefährden. Als Flecken um Flecken auf dem Bild verschwand,
wurde er langsam wieder ruhiger. Erst als er sicher war, daß
man ihm seine Wut nicht mehr ansah, richtete er sich auf und
blickte Connor an.
»Es hätte sowieso keinen Zweck, nach den Gründen für das
Geschehene zu suchen; und ändern können wir auch nichts
mehr – also Schwamm drüber!« Er lächelte.
Chip fühlte sich erleichtert. Er war in Versuchung, Palmer
alles zu sagen, ließ es aber dann doch.
»Sind sie denn alle ruiniert?« fragte er statt dessen.
Glen lächelte gezwungen und erfand seinerseits eine Lüge,
um den Polizisten zu beruhigen. »Ich glaube nicht, daß es so
schlimm ist. Ölbilder sind schließlich wasserfest. Wären sie
allerdings auf der Rückseite naß geworden, wäre das
katastrophal, denn die nackte Leinwand verträgt kein Wasser.«
Er warf einen Blick auf seine Uhr. »Mein Gott, wir haben über
der ganzen Arbeit den Lunch vergessen. Was halten Sie
davon?«
»Lunch?« fragte Chip geistesabwesend.
»Ja, Lunch. Ein Sandwich und ein Bier? Ich hab’ alles hier,
falls Sie Hunger haben.«
»Ich glaube nicht…«, setzte Chip an, wurde aber von Glen
sofort unterbrochen.
»Hören Sie, das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann –
außer Sie hätten Wichtigeres zu erledigen?«
Chip lachte. »Mein Job besteht vor allem darin, auf dem
Revier herumzusitzen und Harn Gesellschaft zu leisten. Außer
vielleicht an den Wochenenden, wo wir ein, zwei Raufereien
beenden müssen. Sehr viel mehr geschieht hier sowieso nicht.«
»Dann bleibt es also bei Sandwich und Bier«, meinte Glen.
»Wenn Sie mich jetzt allein lassen, werde ich mich den Rest
des Tags über Ihren Chef ärgern.«
»Da könnte ich Ihnen nicht mal einen Vorwurf machen«,
meinte Chip und lächelte voller Mitgefühl. »Es war bestimmt
ein unglücklicher Zufall, aber trotzdem…«
»Also tun Sie Whalen einen Gefallen, wenn Sie
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