Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
Vom Netzwerk:
hierbleiben;
außerdem habe ich gern Gesellschaft.«
Chip gab sich geschlagen. Irgend etwas in Glens Worten
hieß ihn bleiben. Auch Harn Whalen hatte Abende, an denen
seine Stimme diesen Klang hatte. Er fühlte sich dann einsam
und verlassen und brauchte einfach jemand, der mit ihm
zusammen war und zuhörte.
»Ich will nur den Wagen näher ranfahren«, sagte Chip,
»damit ich hören kann, wenn Harney mich über Funk ruft.«
    Chip blieb fast den ganzen Nachmittag in der Galerie. Er und
Glen teilten sich den von Rebecca vorbereiteten Lunch und
leerten fast eine ganze Sechserpackung Dosenbier.
    Beim Kauen wanderte Chip durch die beiden Räume und
stellte Fragen nach ihrem weiteren Ausbau.
»Ich wußte sofort, wie ich es machen wollte«, erklärte Glen.
Sie standen unter einer großen Fensteröffnung mit einer etwas
seltsamen Form. »Beispielsweise dieses Fenster«, fuhr Glen
fort. »Man brauchte nur die von diesem Balkon über der Tür
gebildete Linie fortsetzen und dann die Dachschräge
verdoppeln – fertig.« Glen grinste etwas kläglich. »Das
Problem ist nur, daß ich nicht weiß, wie ich das Dach abstützen
soll, da ich für das Fenster einen Trägerbalken kürzen müßte.«
»Kein Problem«, meinte Chip. »Sägen Sie noch dreißig
Zentimeter von dem Stützbalken ab und ziehen Sie dann einen
Sturz zwischen den beiden Balken als Fundament für den
gekürzten Träger. Auf diese Weise ist das Dach mehr als
ausreichend abgestützt, ohne daß die Form des Fensters
beeinträchtigt würde.«
Glen stand nachdenklich vor der betreffenden Mauer und
schüttelte den Kopf. »Das müssen Sie mir noch genauer
zeigen«, meinte er dann. »Ich hab’ vielleicht den Blick eines
Malers – aber als Zimmermann versage ich kläglich.«
Chip zog eine Leiter heran, kletterte hinauf und
demonstrierte seinen Vorschlag. Als er die Verständnislosigkeit in Glens Gesicht sah, kam er wieder herab und zog
die Uniformjacke aus.
»Haben Sie eine Säge?« fragte er. »Es wird nicht mehr als
eine Stunde dauern, bis ich das für Sie erledigt habe.«
Glen gab seine Versuche, sich nützlich zu machen, rasch auf
und machte sich wieder an die Säuberung der Bilder. Mit
winzigen Pinseln, Zahnstochern und Strohhalmen hob er
vorsichtig die Dreckspritzer ab, ohne die Farbschichten zu
zerkratzen. Es ging besser, als er zunächst gedacht hatte. Nur
wenige der Bilder mußten danach noch mit Pinsel und Farbe
ausgebessert werden. Er war so sehr in seine Arbeit vertieft,
daß er zunächst gar nicht merkte, wie Chip vom Einziehen des
Sturzes zum Niederreißen der von ihm so mühsam errichteten
Regale überging.
»Was machen Sie denn da?« brauste Glen auf. »Diese
Dinger haben mich eine Woche Arbeit gekostet.«
Chip schien ihn überhaupt nicht zu hören. Schließlich warf
er über die Schulter: »Wollten Sie diese Regale eigentlich auch
benutzen?«
»Darauf sollen die Töpfereiwaren meiner Frau ausgestellt
werden.«
»Haben Sie noch nie etwas von Spreizschrauben gehört?
Diese Nägel halten vielleicht die Regale aufrecht, aber nur,
solange sie leer sind. Schauen Sie!«
Er löste mit der linken Hand ohne jede Anstrengung eines
der Regale von der Wand. »Was würde Ihre Frau wohl sagen,
wenn ihre Tonwaren jetzt schon drinstünden? Haben Sie
Spreizschrauben im Haus?«
»Das glaube ich kaum.«
»Ich lauf schnell zu Blake’s und hol’ welche. Haben Sie dort
ein Konto?«
Glen fixierte den Polizisten. »Ich, ein Konto? Fragen Sie das
im Ernst? Ich hab’ Ihnen doch heute morgen erzählt, was
meiner Frau dort passiert ist!«
Chip wirkte plötzlich sehr verlegen, und Glen wünschte sich,
den Mund gehalten zu haben. Er zog seine Brieftasche heraus.
»Wird das reichen?« Er händigte Chip eine Fünf-Dollar-Note
aus.
»Das reicht völlig«, meinte Chip. »Sie könnten die Regale
vollends abbauen, während ich die Schrauben besorge.« Er
griff nach seiner Jacke und wandte sich zur Tür. Glen hielt ihn
auf. »Chip?«
Der Polizist blieb an der Tür stehen und wandte sich um.
»Ich weiß zwar nicht, warum Sie das alles für mich tun, aber
ich danke Ihnen trotzdem.«
Wieder blickte Chip recht verlegen, doch dann überzog ein
Grinsen sein Gesicht. »Nun, wenn wir schon eine Kunstgalerie
in unserer Stadt haben müssen, können wir auch dafür sorgen,
daß sie nicht gleich in der ersten Woche wieder
zusammenbricht.« Er schien irgendwie rot zu werden. »Im
übrigen meine ich, es Ihnen einfach schuldig zu sein.« Bevor
Glen noch etwas sagen konnte, war Chip in den

Weitere Kostenlose Bücher