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Am Strand des Todes

Am Strand des Todes

Titel: Am Strand des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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versuchte Connor zu erläutern,
»vielleicht können Sie das verstehen. Alles, was in der Stadt
geschieht, bezieht er auf sich ganz persönlich. Er möchte
wissen, warum bestimmte Dinge passieren, und das geht am
besten, wenn er die Leute und ihre Motive kennt.«
»Dann kann er selbst zu mir kommen und mit mir sprechen«,
beharrte Glen.
Chip Connor schüttelte über so viel Unverstand den Kopf;
jetzt mußte er doch wohl deutlicher werden. »Schauen Sie,
Harney mag nun mal keine Fremden – er mag nicht mit ihnen
reden, er mag nichts mit ihnen zu tun haben, er mag nicht
einmal in ihrer Nähe sein. Und deshalb hat er mich geschickt.
Alles, was er wissen will, ist, warum Sie bei dem Gottesdienst
für die Shellings waren. Ist das wirklich so schlimm?« Er hob
abwehrend die Hand, wie um Glens Protest zuvorzukommen.
»Und fangen Sie nicht wieder damit an, die Rechtmäßigkeit
dieser Frage zu bezweifeln. Ganz sicher habe ich streng
juristisch gesehen kein Recht, Sie danach zu fragen. Aber
denken Sie doch bitte daran, wo Sie sind und wer ich bin. Ich
bin Polizist hier in dieser kleinen Stadt und habe bestimmt kein
Interesse daran, Ihnen oder sonst jemand das Leben
schwerzumachen. Also – wollen Sie mir Ihr großes Geheimnis
nicht doch verraten?«
Glen Palmer dachte einen Augenblick nach. So unrecht hatte
Chip Connor am Ende doch nicht. Schließlich hatte er nichts zu
verbergen – wahrscheinlich war auch das ein Symptom seines
Verfolgungswahns.
»Also, wenn Sie so scharf darauf sind«, brach er sein
Schweigen, »das Ganze war gar nicht meine Idee, Rebecca –
meine Frau – bestand darauf. Seit sie Mrs. Shelling da hat
hängen sehen… verstehen Sie…?«
»Natürlich verstehe ich das«, meinte Chip zuvorkommend,
»ich habe Ihre Frau ja an jenem Tag nach Haus gebracht, das
wissen Sie doch – oder?«
»Ja, sicher.« Glen warf ihm ein flüchtiges Lächeln zu. Dann
fuhr er fort: »Nun, Rebecca war völlig durcheinander, sie
dachte die ganze Zeit daran. Und sie meinte, wenn wir zu dem
Gottesdienst gingen, würde ihr das helfen, die Dinge leichter
zu verarbeiten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Ich denke schon«, meinte Chip, »und das ist alles?«
»Das ist alles«, bestätigte Glen. Fast wider Willen lachte er
auf. »Ich glaube, ich habe wirklich ein wenig viel Wind um
nichts gemacht…?«
»Sieht ganz so aus«, stimmte Chip zu. Einen Augenblick
lang blieb es ruhig, dann nahm Chip erneut das Wort. »Dürfte
ich Ihnen noch eine Frage stellen?«
»Muß ich sie beantworten?«
»Nicht, wenn Sie nicht wollen.«
»Also, fragen Sie.«
»Würden Sie mir vielleicht sagen, warum Sie sich so sehr
gewehrt haben? Warum geben Sie uns nicht eine Chance?«
Glen schwieg einen Moment. Dann meinte er: »Ich finde, die
Stadt sollte zunächst uns eine Chance geben.«
»Aber das tun wir doch«, meinte Connor. »Gut, wir sind
nicht gerade die Allerfreundlichsten, aber so schlecht sind wir
auch wieder nicht. Es ist so ähnlich wie bei einem
Tauschgeschäft. Wir werden uns an Sie gewöhnen – und Sie an
uns.« Er wandte sich zum Gehen. »Ich geh’ jetzt besser.
Harney wird mir allerdings kaum glauben, daß ich fast eine
Stunde bei Ihnen war und ihm nicht mehr berichten kann, als
daß Sie lediglich zur Kirche gingen, weil Ihre Frau es wollte.«
»Sagen Sie ihm eben, Sie hätten die Wahrheit mit dem
Gummiknüppel aus mir herausgeprügelt«, lächelte Glen, »oder
würde er das auch nicht glauben?«
»Kaum. Er sagt immer, daß ich wohl ganz hinten gestanden
hätte, als sie in der Familie die Gemeinheit verteilten.«
»In der Familie?« wunderte sich Glen. »Sind Sie und
Whalen etwa verwandt?«
»Sicher. Seine Mutter war die Schwester meiner Großmutter
auf der väterlichen Seite. Daher haben wir unser indianisches
Blut. Die beiden Schwestern waren Mischlinge. Natürlich
würde man sich heute vornehmer ausdrücken, aber zu ihrer
Zeit nannte man das so.«
»Sie dürften es hier nicht einfach gehabt haben«, meinte
Glen nachdenklich.
»Das kann man wohl sagen«, stimmte Chip zu, »und auch
für Harney dürfte das damals kein Honigschlecken gewesen
sein, verstehen Sie? Sie und Ihre Familie sind also nicht die
einzigen, denen man es hier etwas schwermacht.«
Sie gingen zusammen zur Vordertür. Draußen blieb Chip
noch einen Augenblick stehen und musterte erneut das Bild.
»Ich mag es wirklich – aber ich wollte auf keinen Fall in
diesem Haus leben.«
»Sagen Sie bloß nicht, es wäre verhext«, lachte Glen.
»Nein, aber recht

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