Am Strand von Malibu
Tag.
9. KAPITEL
Es war fast halb zwei, als Olivia endlich wieder im Hotel war.
Der Morgen war äußerst unbefriedigend verlaufen. Bonnie hatte Diaries Auftrag äußerst ernst genommen. Sie hatte Olivia nicht nur einen Karton alter Fotos gegeben, sondern auch daneben gestanden, als Olivia nach Bildern suchte, die zur Veröffentlichung geeignet waren. Jedes einzelne Foto hatte Bonnie ausgiebig und umständlich kommentiert.
Jetzt hatte Olivia Kopfschmerzen und eine trockene Kehle. Sie ging an die Minibar und schenkte sich eine Limonade ein. Dann bückte sie auf die Uhr. Sie hatte nur noch eine Viertelstunde Zeit - falls Joe überhaupt kam.
Kurz entschlossen ging sie ins Badezimmer. Sie musste sich frisch machen und umziehen, und wenn es nur war, um essen zu gehen. Es war kurz nach zwei, als sie aus dem Fahrstuhl ins Foyer trat. Trotz der Dusche fühlte sie sich nicht erfrischt. Ihr war es selbst in der leichten Bluse viel zu warm.
Joe war nicht da.
Das habe ich auch gar nicht erwartet, sagte sie sich. Diane hatte sich bestimmt nicht so schick gemacht, um mit ihrem Steuerberater essen zu gehen. Sie, Olivia, hatte gleich gewusst, dass sie nur mit Joe Castellano verabredet sein konnte.
Trotzdem war sie enttäuscht, hatte sie doch gehofft, dass Joe sein Versprechen halten würde. Es war jetzt schon fast zehn nach zwei und noch immer keine Spur von ihm zu sehen. Sie verschwendete ihre Zeit. Am besten, sie würde nicht mehr an Joe Castellano denken, sondern sich eine Riesenportion Spaghetti und eine Flasche Wein bestellen.
„Mrs. Pyatt?"
Die männliche Stimme kam ihr unbekannt vor. Olivia drehte sich um. Ein großer, athletisch gebauter Mann, der ihr irgendwie bekannt vorkam, sah sie an. Kannte sie ihn aus einer Fernsehsendung? Aber woher wusste er ihren Namen?
„Ja", sagte sie, verzweifelt bemüht, den Mann einzuordnen. War er ein Hotelangestellter? Vielleicht ein Bodyguard?
„Es tut mir Leid, dass ich mich verspätet habe." Als er sah, dass sie ihn immer noch nicht erkannt hatte, verbeugte er sich leicht. „Benedict Jeremiah Freemantle, Mr.
Castellanos persönlicher Assistent."
Natürlich! Plötzlich war es Olivia klar. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, bei ihrer Ankunft auf dem Flughafen. Aber was machte er hier? War er beauftragt, Joe zu entschuldigen? War Joe sich zu fein, den Telefonhörer in die Hand zu nehmen und ihr abzusagen? Ließ er diese Schmutzarbeit lieber von seinem Assistenten erledigen?
„Mr. Castellano musste heute Morgen nach San Francisco fliegen", erklärte er und bedeutete ihr, ihm zu folgen. „Aber er wird noch vor uns in Malibu sein. Ich habe das Auto direkt am Hoteleingang geparkt. Mr. Castellano war es wirklich sehr unangenehm, dass er Sie nicht persönlich abholen konnte."
„Oh." Olivia war völlig durcheinander. Joes Haus in Malibu! Das hatte sie nicht erwartet. Sie hatte gedacht, er wolle mit ihr ans Meer fahren. War es schicklich, dass sie diese Einladung annahm? Aber jetzt konnte sie nicht mehr umkehren. Außerdem, was hatte sie nach ihrem unkonventionellen Benehmen gestern Abend noch zu fürchten?
Benedict führte sie zu einem dunkelgrünen Sportwagen, und Olivia hielt unwillkürlich den Atem an. Was für ein schnittiges Auto! Benedict öffnete ihr die Tür und wartete, bis sie eingestiegen war und sich angeschnallt hatte. Dann stieg auch er ein. Olivia zupfte an ihren Bermudas, um nicht zu viel Bein zu zeigen. Hätte sie doch nur eine lange Hose oder einen Rock angezogen. Aber Benedict nahm keinerlei Notiz von ihren Beinen. Er lächelte ihr nur kurz zu und konzentrierte sich dann ganz aufs Fahren.
Das Auto erregte einige Aufmerksamkeit. Aber nicht nur das Auto, sondern auch der Fahrer. Benedict war ausgesprochen gut aussehend, blond und sonnengebräunt, ein Kalifornier, wie er im Buche stand. Wahrscheinlich war er auch ein hervorragender Surfer.
„Wie gefällt es Ihnen in Kalifornien?", fragte er, als sie aus dem Stadtverkehr heraus waren.
„Sehr gut", antwortete sie und bedeckte ihre bloßen Knie mit den Händen. „Ich bin das erste Mal hier an der Westküste, deshalb habe ich viel unternommen und mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten angesehen." Dann fiel ihr auf, dass sie wie eine Touristin klang. „Natürlich nur, wenn ich nicht gearbeitet habe", setzte sie deshalb schnell hinzu.
„Natürlich." Benedict blickte sie amüsiert an. Als er aufs Gas trat und ein anderes Auto überholte, schloss Olivia unwillkürlich die Augen. Sie hatte sich an den
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