Am Tag, als die Liebe kam
Frau und höheres Wesen feinere Gefühle und Anstand für dich gepachtet hast. Sag, Darling, fühlst du dich manchmal nicht ein wenig einsam da oben?“
Louise ging nicht darauf ein, sondern schlug resolut die Decke zurück. „Ich muss jetzt aufstehen.“
„Nein, dazu ist es noch zu früh. Ich möchte mit dir reden, und zwar gemütlich und entspannt im Bett. Also lauf nicht weg, sonst müsste ich dich einfangen und zurückholen. Und wer weiß, womit es enden würde.“ Er lächelte.
Louise errötete, blieb jedoch still liegen. Sie wäre lieber aufgestanden, denn sie fühlte sich Alex hilflos ausgeliefert. Dabei fiel ihr ein, wie dünn der Stoff ihres Nachthemds war, und schnell zog sie die Decke höher.
„Also gut“, gab sie nach. „Was möchtest du mit mir besprechen?“
„Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Die Vorwürfe, die ich dir gestern gemacht habe, entbehren jeder Grundlage. Ich weiß ganz genau, dass David Sanders nicht dein Liebhaber ist und es auch nie war. Die Umstände sprachen gestern allerdings gegen dich, und da habe ich die Beherrschung verloren. Es tut mir Leid.“
„Aber warum? Ich meine, warum hast du die Beherrschung verloren?“ Louise blickte an ihm vorbei. „Mein … Intimleben ist nicht Teil unseres Vertrags.“
„Wahrscheinlich war es typisch männliches Besitzdenken, denn immerhin bist du meine Ehefrau. Vielleicht hat mich auch mein Beschützerinstinkt dazu verleitet. Wirf dich nicht weg, Louise! Du kannst jeden Tag einen Besseren bekommen als David Sanders.“
„Vielen Dank für diese Lebensberatung. Beim nächsten Mann werde ich daran denken. Darf ich jetzt gehen?“
„Wenn du keine Fragen mehr hast, ja.“
Sie zögerte. „Was ist mit Rosshampton? Weißt du schon, wie deine Großmutter sich entschieden hat?“
„Ja. Unser Freund Cliff wird sich auf eine Enttäuschung gefasst machen müssen.“
„Sehr gut!“ Louise heuchelte Freude, obwohl sie am liebsten geweint hätte. Ihre Rolle als Alex’ Ehefrau würde also bald ausgespielt sein.
„Wie gemein Cliff gegenüber, Darling! Und dabei hat er sich so um dich bemüht.“
„Im Vergleich zu seiner Frau ist er der reinste Waisenknabe. Du hättest Della zum Dessert vernaschen können.“
„Mrs. Fabian, Sie schockieren mich!“ Alex lachte.
„Wenn das kein Erfolg ist!“ Louise musste ebenfalls lachen. „Aber jetzt möchte ich endlich baden.“
Sie stand auf und ging hoch erhobenen Hauptes durchs Zimmer, wobei sie genau wusste, wie durchscheinend ihr Batisthemd im Gegenlicht sein musste. Es bedurfte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie Alex ihr jetzt genießerisch nachblickte, die Hände im Nacken verschränkt.
Als sie die Badezimmertür erreicht hatte, rief er ihren Namen. Die Hand an der Klinke, drehte sie sich um, zog die Brauen hoch und musterte ihn gespielt kühl.
„Du hast die Nacht in meinem Bett verbracht und überlebt. War es denn wirklich so schlimm, Louise?“
„Ich weiß nicht.“ Louise lächelte. „Glücklicherweise habe ich es verschlafen.“
Schnell verschwand sie im Bad, so dass Alex’ Kopfkissen nur noch die Tür traf.
Was für ein Tag! dachte Louise, als sie sich für den Ball zurechtmachte.
Nach dem Frühstück hatte Alex Cliff auf Lady Perrins ausdrücklichen Wunsch hin zum Golfplatz begleitet. Della hatte sich daraufhin ein schattiges Plätzchen unter einem Baum gesucht, hingebungsvoll ihre Nägel gefeilt und in Illustrierten geblättert.
„Sie, Louise, dürfen mir helfen“, erklärte Lady Perrin in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete.
Der befehlsgewohnten Lady Perrin zu assistieren war keine leichte Aufgabe, wie Louise feststellen musste. Die Feier war schon seit Monaten bis in alle Einzelheiten geplant gewesen, und die Vorbereitungen für den Abend liefen reibungslos. Doch plötzlich wollte Lady Perrin alles anders, und Louise fiel die undankbare Aufgabe zu, ihre extravaganten Wünsche dem Personal zu übermitteln.
„Machen Sie sich nur keine Sorgen, Madam“, beruhigte Mrs. Gillow sie. „Das sind wir gewohnt, so ist Lady Perrin nun mal. Ich verspreche Ihnen, in letzter Minute ordnet sie an, dass doch alles beim Alten bleibt.“ Sie seufzte. „Es ist so traurig, dass sie das Haus aufgibt und dies ihr letztes Fest hier ist.“
„Und was wird aus Ihnen und Ihrem Mann?“ erkundigte Louise sich zögernd. „Werden Sie in Rosshampton bleiben?“
„Meine Güte, nein, Madam! Mein Mann und ich werden uns zur Ruhe setzen und die großzügige Rente
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