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Am Tor Zur Hoelle

Am Tor Zur Hoelle

Titel: Am Tor Zur Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claude Anshin Thomas
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Achtung, die er verdient. Ich verwandele das Trinken des Wassers in eine spirituelle Übung, eine Achtsamkeitsübung.
    Vor einiger Zeit las ich ein Buch mit dem Titel
Killing
, geschrieben von einem Oberstleutnant, der an einer Militärakademie unterrichtet. Er beschäftigt sich mit der Psychologie des Tötens und schreibt, dass das Ausmaß des Tötens sich verringern würde, wenn man den Menschen die Gewehre und Flugzeuge und Bomben fortnähme, weil sie dann näher heranmüssten, weil sie direkt Hand anlegen müssten, und davor schreckten die meisten Menschen zurück. Eine Bombe in ein Flugzeug zu laden ist viel distanzierter als einen Abzug durchzudrücken. Doch beides sind Akte entpersönlichten Tötens, weil es keinen direkten Kontakt gibt. Es ist leichter zu glauben, dass wir nicht direkt verantwortlich sind, wenn wir dem anderen Menschen nicht gegenüberstehen. Wenn wir keine direkte Verbindung mit dem Akt des Tötens haben, ist es einfach, sich überhaupt nicht verantwortlich zu fühlen.
    Doch Tatsache ist: Ich bin verantwortlich. Wenn ich die Bombe nicht in das Flugzeug geschafft hätte, dann hätte die Bombe nicht abgeworfen werden können und es wären keine Menschen gestorben. Ich bin verantwortlich. Wäre ich mir bewusst, dass ich mit allen Elementen im Universum wechselseitig verbunden und nicht getrennt von ihnen bin, würde ich weder die Bombe einladen noch den Abzug betätigen. Bin ich mir dessen nicht bewusst, schmälert das nicht meine Verantwortung in Bezug auf den Akt des Tötens.
    Im Jahre 1997 starben in den USA 23 000 junge Menschen zwischen achtzehn und dreiundzwanzig Jahren durch Handfeuerwaffen. In einem einzigen Jahr. Während der zehnjährigen Zeitspanne, die von der US-Regierung als Vietnamkrieg bezeichnet wird, sind 58 000 amerikanische Soldaten getötet worden. Das sind durchschnittlich 5800 pro Jahr. 23 000 Todesfälle durch Handfeuerwaffen – auch wenn wir es anders nennen, ist das doch ein Krieg. Ja wirklich, auf US-amerikanischem Boden wird ein ernsthafter Krieg ausgetragen. Und ich muss ergründen, inwiefern ich dafür verantwortlich bin. Ich bin für jeden einzelnen dieser Todesfälle durch Handfeuerwaffen verantwortlich. Sie fragen sich vielleicht, wie ich zu der Überzeugung gelangt bin. Nun, wenn ich meine Stimme nicht erhebe, wenn ich mich nicht engagiert dafür entscheide, anders zu leben, wenn ich in Ignoranz lebe, dann bin ich der Verantwortung für alle Erscheinungsformen von Gewalt auf der Welt keineswegs enthoben. Die meiste Gewalt hat ihre Wurzeln in sozialen und ökonomischen Ungerechtigkeiten. Unsere soziale Konditionierung spiegelt uns das Bild vor, dass die Mächtigen nicht leiden. Und die Mächtigen sind diejenigen, die Herrschaft ausüben, und Gewalt ist das Werkzeug, das am meisten eingesetzt wird, um Herrschaft zu erlangen und zu befestigen. Mit meiner großen Vertrautheit und Erfahrung von Gewalt liegt es in meiner Verantwortung, mehr und mehr Bewusstheit für diese Bedingungen zu schaffen. Das sehe ich als meine spirituelle Aufgabe.
    Ich bin einmal gefragt worden, ob ich an das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma) glaube. Ich habe folgendermaßen geantwortet: »Wenn ich an Ursache und Wirkung glaube, dann existieren sie; wenn ich nicht an Ursache und Wirkung glaube, dann existieren sie immer noch. Wenn ich erfahren habe, dass ein Kind oder sonst ein Mensch ausgebeutet wird, und ich gebe dieses Wissen nicht weiter, dann fördere ich damit diesen Akt von Gewalt, von Missbrauch oder Vernachlässigung und bin gleichermaßen dafür verantwortlich.
    Was fange ich nun damit an? Ich habe begriffen, dass ich keinen der vielen Kriege, die auf der Welt geführt werden (einschließlich der häuslichen Kriege, die mit Feuerwaffen ausgetragen werden) unmittelbar beenden kann. Aber ich kann zu der Tatsache erwachen, dass ich verantwortlich bin. Ich kann zu dem Krieg in mir selbst erwachen und kann diese inneren Kämpfe beenden. Ich kann den Krieg in mir heilen. Das geschieht, wenn ich zu der Natur meines Leidens erwache, den Ursachen und Bedingungen meines Lebens, und die Dinge anders handhabe.
    Wenn ich die Lehre der wechselseitigen Verbundenheit begreife, dann kann ich an einen Ort des Verstehens gelangen, einen Ort jenseits des Intellekts. Einen Ort, an dem ich von nichts im Universum getrennt bin – von gar nichts. Und dort werde ich entdecken, dass

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