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Am Ufer (German Edition)

Am Ufer (German Edition)

Titel: Am Ufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Chirbes
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Handschlag. Das Sofa und die Bierdose. Er streckte lustlos den Arm aus und stieß mir matt die Faust in die Hüfte. Es fühlte sich nicht wirklich wie ein Schlag an, aber ich bin in die Luft gegangen: Trau dich ja nicht, mich anzurühren, sonst zeige ich dich an, und außerdem siehst du mich dann nie wieder, solange du lebst. Alles mit einer komisch knorzigen Stimme. Ich dachte mir, Vorsicht ist besser als Nachsicht, wenn der kleine Faustschlag eine Warnung ist, dann will auch ich ihn warnen. Meinst du etwa, ich würde dich sehr vermissen? Mich vielleicht nicht, aber den guten Sancocho mit Schweinsohren und Gemüse, der mittags in deinem Teller dampft, und das kalte Bier und die sauberen Hemden, das würde dir schon fehlen, und das sage ich, während ich abwasche und viel Krach mit dem Geschirr und den Gläsern mache, die ich in den Abtropfer stelle, damit er mitkriegt, dass einer in der Familie arbeitet, hin und her eilt mit schweren Einkaufstaschen, den Kleinen vonder Schule abholt, den Wischmopp bei uns und bei fremden Leuten schwingt, die Hand mit dem Gummihandschuh in fremde Klosetts steckt, um den Dreck, der sich unten sammelt, wegzuscheuern, die Scheiße der alten Männer riecht und sie weich an den Handschuhen spürt. Manchmal denke ich, er ist ein solches Biest, dass es dem Teufel schwerfallen wird, Freiwillige zu finden, die ihn in der Hölle verbrennen. Wer hält ihn schon vierundzwanzig Stunden am Tag aus? Außerdem soll der Papst gesagt haben, es gebe keinen Teufel, habe ich neulich gehört, und wenn es keinen Teufel gibt, dann dürfte es auch keinen Gott geben. Das wundert mich nicht, so wie die Dinge stehen. Ich werde meine verstorbene Tante fragen müssen, wenn ich mit ihr spreche.«
    »Gehst du immer noch zu dieser Hellseherin? Du spinnst doch. Kaum zu glauben, dass du auf diese Hexe reinfällst.«
    »Ich vermisse sie alle so sehr, diejenigen, die ich dort hinterlassen habe und die jetzt tot sind und auch die, die bereits gestorben waren, bevor ich herkam. Ich fühle mich hier sehr allein. Und habe Angst, dass Wilson uns eines Tages was antut.«
    »Ach, Mädchen, du kannst mir sagen, was du willst, aber ich glaube nicht, dass es erfreulich ist, mit Toten in Kontakt zu treten, ich verstehe nicht, dass du bei der Hellseherin Unsummen ausgibst, gib das doch für Schmuck aus oder für einen dieser kubanischen Stricher, die man im Fernsehen sieht, aber mit den Toten sprechen, das heißt, Geld rauszuschmeißen. Im besten Fall (an den schlechtesten will ich gar nicht denken) erscheinen dir Leute, die selbst nichts haben, sie können dir kein Geld leihen, nicht einmal als Bürgen nützen diese Geister, und du kannst auch nichts mit ihnen unternehmen. Sag schon, was findest du an diesem Unsinn, dass sie dir sagt, sie habe die Tante Manola oder die Cousine Purificación gesehen und sogar mit ihr gesprochen, mit der aus Barranquilla, die gerne Schnaps trank und an Krampfadern in der Speiseröhre gestorben ist, oder mit Oma Constanza, dass sie sehr an dich denkt und an deine Geschwister und sich so wohlfühlt im Himmel; oder, schlimmer noch, dass sie nicht aus noch ein weiß, weil ein Teufel sie Tag und Nacht mit dem Dreizack piesackt – findest du dasetwa interessant, von solch widerwärtigem Zeug zu sprechen, von unheilbaren Krankheiten, unverzeihlichen Beleidigungen, und das mit Leuten, vor denen du, als sie noch lebten, wie vor der Pest geflohen bist? Und du bezahlst auch noch dafür, dass man dir Nichtigkeiten sagt oder dir diese grässlichen Sachen erzählt? Das Beste, was dir diese Toten erzählen können, ist doch, dass es ihnen gut geht und dass sie an dich denken. Ja und? Ja, was soll ich dir sagen, Tante Corina, schön, dass es dir gut geht und du für mich betest, wir haben es bitter nötig, Wilson haben sie rausgeschmissen, er hat keine Arbeit mehr, und wer weiß, wann sie uns aus der Wohnung werfen. Für solchen Stuss Geld ausgeben? Spar es dir lieber, für das, was da kommen mag, bei Wilson läuft doch die Arbeitslosenhilfe aus, und was wollt ihr dann machen, das Sofa, das unter den hundert Kilo von Wilson durchhängt, während er vierundzwanzig Stunden am Tag in die Glotze schaut, wenn er denn nicht in der Bar ist, während du mit einem Fötus von drei Monaten im Bauch Treppen schrubbst, und der Bruder, im Kampf vermisst, hat dir dieses Geschenk zurückgelassen und hat sich wieder nach Kolumbien abgesetzt, wo er wohl einer anderen Dummen den Kürbis füllt, am Ende sogar, um das Kind zu

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