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Am Ufer (German Edition)

Am Ufer (German Edition)

Titel: Am Ufer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rafael Chirbes
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Schultern fallen, welliges schwarzes Wasser, was für ein Glanz, und wie gut sie riechen, ich wühle meine Nase hinein, versenke mein Gesicht in deinem Haar, in deinem Nacken, lass mich diesen zarten Nacken küssen, ach, was bist du nur für ein Dummchen. Es kitzelt dich? Küsst er dich nicht auch hierhin? Aber der Alte muss dich doch geküsst haben, als du bei ihm warst; er hat dir doch sogar diese Ohrringe und den kostbaren Anhänger geschenkt, die dein Mann nach wenigen Tagen verschwinden ließ, du hast doch erzählt, dass der Alte dich mit dem Schmuck sehen wollte und du dir Ausreden ausdenken musstest, weil er weg war. Auch der Alte hat dich reingelegt, auch der wollte nur mit dir was machen, und danach hat er dich hängen lassen.«
    »Immer wenn Sie mich brauchen, komme ich, Sie wissen ja, es gibt jetzt keine Arbeit und jeder kleine Verdienst ist willkommen, habe ich dem Alten am letzten Tag gesagt, als er mir eröffnete, er könne mich nicht halten. Ich kann kein Gehalt zahlen, mein Kindchen, sagte er,und wir sollten uns doch duzen, bat er, du arbeitest doch nicht mehr hier, das ist ein Gespräch unter Freunden. Ich hab ihm geantwortet, bei uns ist es eher Sitte, die Leute zu siezen. Und er: Ich meine, ich möchte dich weiter sehen, komm, wann immer du willst, damit wir uns sehen, damit du uns siehst, du sollst nicht zum Arbeiten kommen, das kann ich mir jetzt nicht leisten, und ich weiß auch nicht, ob der Tag kommt, an dem ich es wieder kann. Weißt du, Liliana, einfach auf einen Schwatz, dass wir zusammen einen Kaffee trinken, einen kleinen Schwarzen, dazu sollst du zurückkommen, du siehst, heute muss ich dir was vorjammern und es ist an dir, mich zu trösten. Ich bin ruiniert, nicht mal die Ausgaben fürs Haus kann ich bestreiten, nun, es ist etwas komplizierter, ich müsste es dir in aller Ruhe erzählen. Du kannst dir also vorstellen, wie sehr ich mich freuen würde, wenn du uns in diesen Zeiten, in denen wir so allein sein werden, einmal Gesellschaft leistest. Natürlich, Don Esteban, ich verstehe Sie, aber Sie wissen ja, wie beschäftigt ich bin und dass ich weder Zeit für mich noch für meinen Mann und die Kinder habe, also werde ich kaum welche für andere haben. Ich muss mich schließlich durchschlagen, ich kann nicht hierherkommen, wenn ich nicht bezahlt werde. Das habe ich ihm gesagt, und er hat die Augen so aufgerissen, dass ich schon dachte, jetzt passiert was. Ich bin erschrocken, ich dachte, er tut mir irgendwas Böses an, oder dass ihm was Böses geschieht, so ein Gesicht machte er, und plötzlich, ich wusste gar nicht woher, hatte er diese harte, heisere Stimme: Du bist schon spät dran. Vergeude keinen einzigen Euro mehr an diesem Vormittag mit mir. Lauf, geh dahin, wo du bezahlt wirst. Ehrlich gesagt, ich begann zu zittern, nichts da von zärtlichem Alten, was hatte er sich denn gedacht, dass ich dem anderen den Arsch putze und ihn selbst mit Gesprächen bei Laune halte, ohne dass ich etwas dafür verlange, das hat er sich gedacht, aber ich hatte noch den Mumm, ihm zu sagen: Und seien Sie froh, dass ich nicht meinem Mann erzähle, wie sie mich befummeln und küssen wollten. Komm, umarme mich, ein Küsschen hier, ein Küsschen da. Das bleibt unter uns. Ich bin im Laufschritt raus, und er schloss die Tür mit einem Knall, den man in der ganzen Straße gehörthaben muss. Dem dummen Kerl liefen die Tränen herunter, als ich ihm das sagte. Wahrscheinlich sollte ich Mitleid mit ihm haben und Wilson nichts erzählen, auch wenn ich verstehe, wie allein die beiden Alten jetzt sind, aber sie müssen eben für ihren Geiz bezahlen. In der Tasche hatte ich das Geld, das er mir als Entschädigung für die Kündigung gegeben hatte, und das war ehrlich gesagt nicht schlecht, ganz zu schweigen von dem, was er mir geliehen hat und auf das er jetzt lange warten kann.«
    »Geliehen? Viel Geld? Etwas wirst du ihm im Tausch gegeben haben. Wenn du Wilson von den Küsschen und den Darlehen erzählst, schlägt er ihn tot, aber danach bist du dran.«
    »Ich wüsste nicht, warum er das tun sollte. Als ich den Anhänger und die Ohrringe heimbrachte, knurrte er: Und das da, warum hat er dir das gegeben? Wenn das Arschloch dir an die Wäsche will, mach ich ihn zu Mus. Aber nach einer Woche waren Ohrringe und Anhänger bereits weg, ich weiß nicht, ob verkauft oder verschenkt. Mich totschlagen? Bei allem, was ich mir gefallen lasse? Er ist doch meistens völlig besoffen. Kommt er samstags mal heim – oft genug bleibt

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