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Am Ufer

Am Ufer

Titel: Am Ufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paulo
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Fußballspielen zu.
    In der Kirche einer anderen Ortschaft zündete ich eine Kerze an. Ich schloß die Augen und wiederholte die Gebete, die ich am Vortag gelernt hatte. Dann begann ich, in die Betrachtung eines Kruzifixes über dem Altar versunken, sinnlose Worte zu sprechen. Ganz allmählich nahm der Heilige Geist von mir Besitz, und ich begann in fremden Zungen zu reden. Es war einfacher, als ich gedacht hatte.
    Es mochte unsinnig anmuten, Sinnloses zu murmeln, fremde Worte auszusprechen, die unserem Verstand nichts sagen. Doch der Heilige Geist sprach zu meiner Seele, sagte ihr Dinge, die sie hören mußte.
    Als ich mich ausreichend gereinigt fühlte, schloß ich die Augen und betete:
    »Heilige Mutter Gottes, gib mir meinen Glauben zurück. Damit auch ich ein Werkzeug Deiner Arbeit werde. Gib mir die Gelegenheit, durch meine Liebe zu lernen. Denn nicht die Liebe läßt jemanden seine Träume aufgeben. Laß mich die Gefährtin und Verbündete des Mannes sein, den ich liebe. Laß ihn alles tun, was er zu tun hat – an meiner Seite.«
    Als ich nach Saint-Savin zurückkehrte, war es fast dunkel. Das Auto stand vor dem Haus, in dem wir ein Zimmer gemietet hatten.
    »Wo warst du?« fragte er, als er mich sah.
    »Ich bin herumgewandert und habe gebetet«, antwortete ich.
    Er nahm mich in die Arme und drückte mich fest an sich.
    »Ich fürchtete schon, du könntest fort sein. Du bist das Kostbarste, was ich auf dieser Erde habe.«
    »Du auch«, antwortete ich.
    Wir hielten in einer Ortschaft in der Nähe von San Martin de Unx. Die Fahrt über die Pyrenäen hatte wegen des Regens und des Schneefalls am Vortag länger gedauert, als wir gedacht hatten.
    »Wir müssen ein offenes Restaurant finden«, sagte er und sprang aus dem Wagen. »Ich habe Hunger.«
    Ich rührte mich nicht.
    »Komm«, drängte er und hielt meine Tür auf.
    »Ich möchte dich etwas fragen. Etwas, was ich dich, seit wir uns getroffen haben, nicht gefragt habe.«
    Er wurde plötzlich ernst. Ich lachte über sein sorgenvolles Gesicht.
    »Ist es eine wichtige Frage?«
    »Eine sehr wichtige Frage«, antwortete ich und versuchte ernst zu bleiben. »Die Frage lautet: Wohin fahren wir eigentlich?«
    Wir prusteten los.
    »Nach Saragossa«, antwortete er erleichtert.
    Ich sprang aus dem Wagen, und wir begannen unsere Suche nach einem geöffneten Restaurant. Die Chancen standen schlecht um diese Zeit.
    ›Doch, wir finden eins. Die Andere ist nicht mehr bei mir. Wunder geschehen wirklich‹, sagte ich mir.
    »Wann mußt du in Barcelona sein?« fragte ich.
    Er antwortete nicht, und sein Gesicht wurde wieder ganz ernst.
    ›Ich muß mir diese Fragen verkneifen‹, dachte ich. ›Sonst denkt er womöglich, ich will sein Leben kontrollieren.‹
    Wir gingen eine Weile schweigend nebeneinanderher. Auf dem Platz der kleinen Stadt leuchteten die Buchstaben: Meson El Sol.
    »Ein offenes Restaurant. Laß uns was essen«, war sein einziger Kommentar.
    Rote Paprikaschoten mit Anchovis waren auf dem Teller in Sternform angeordnet. Daneben lagen fast durchsichtige Scheiben Manchego-Käse und Serrano-Schinken.
    Mitten auf dem Tisch stand eine brennende Kerze und eine fast halbvolle Flasche Rioja.
    »Hier wurde schon im Mittelalter Wein ausgeschenkt«, erklärte uns der junge Kellner.
    Außer uns war kaum jemand um diese Zeit in der Kneipe. Er stand auf, ging zum Telefon und kam zu unserem Tisch zurück. Ich hätte ihn gern gefragt, wen er angerufen hatte, doch diesmal hielt ich an mich.
    »Wir haben bis halb drei Uhr in der Früh geöffnet«, fuhr der junge Mann fort. »Soll ich Ihnen noch etwas Schinken, Käse und Wein bringen? Sie können draußen auf dem Platz sitzen. Der Alkohol wärmt Sie dann schon.«
    »Wir können nicht so lange bleiben«, antwortete er. »Wir müssen vor Tagesanbruch in Saragossa sein.«
    Der junge Mann stellte sich wieder hinter den Tresen. Wir füllten unsere Gläser nach. Ich spürte mich gelöst wie in Bilbao, die gleiche rauschhafte Beschwingtheit, die ich dem Rioja verdankte und die es einem leichter machte, schwierige Dinge zu sagen und zu hören.
    »Du bist sicher müde vom Fahren, und jetzt trinken wir auch noch Wein«, sagte ich nach einem weiteren Schluck. »Wir bleiben besser hier.
    Ich habe auf dem Weg hierher einen Parador (Von der spanischen Regierung in Hotels umgewandelte alte Burgen und historische Bauten (Anmerkung des Autors)) gesehen.«
    Er nickte.
    »Schau auf unseren Tisch«, war sein Kommentar. »Die Japaner nennen das

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