Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
Vom Netzwerk:
Gutdünken entlang.«
    Yattmur und Gren sahen sich fassungslos an, dann fragte sie:
    »Willst du damit sagen, Sodal, daß diese Frauen in der Zeit vor-oder zurückgehen können?«
    »Das habe ich nicht gesagt, und die Arabler würden es auch nicht so ausdrücken. Ihr Denkprozeß verläuft anders als der meine oder auch der eure. Als wir vor der Steinbrücke standen und das Licht sahen, habe ich der einen Frau befohlen, ein Stück ihrer Lebensspanne entlangzuwandern und dann zurückzukehren, um mir zu verraten, ob wir sicher die andere Seite des Flusses erreichen würden. Als sie aus der Zukunft zurückkam, berichtete sie, daß wir diesen Pfad erreichen würden. Und so geschah es dann auch. Sie tun es nur, wenn Gefahr im Verzug ist. Sie haben diese erstaunliche Fähigkeit, um sich zu verteidigen. Als Yattmur uns zum erstenmal eine Speise anbot, schickte ich die Frau in die Zukunft. Sie berichtete bei ihrer Rückkehr, daß wir noch lebten. Also war die Speise nicht vergiftet, und wir konnten sie essen. Oder bei unserer ersten Begegnung. Ich fand heraus, daß ihr uns nicht angreifen wurdet, also bestand keine Gefahr. Du siehst, selbst die primitiven Arabler haben ihre Vorteile.«
    Immer weiter stiegen sie bergan, dem fernen Licht entgegen. Um sie herum traten die Felsen zurück, und das Tal wurde breiter. Von oben herab fiel das reflektierte Licht der Sonne. Alles war in ewige Dämmerung gehüllt. Weit hinter ihnen tauchte ab und zu die flackernde Leuchte auf. Die Dickpelze hatten ihre Verfolgung noch nicht aufgegeben. Gren betrachtete die beiden Frauen des Trägerparasiten mit neuem Interesse.
    Sie waren fast völlig nackt. Ihre Haut war nur spärlich mit Haaren bedeckt, ihre Glieder fast dürr und knochig. Ihr Alter war unbestimmbar. Sie bewegten sich mit gleichmäßigem Tempo und blickten niemals zurück. Eine der Frauen trug die Schüssel mit der Morchel auf ihrem Kopf. Sie mußten merkwürdige Geschöpfe sein, wenn sie die Zeit beherrschten und so weit in die Zukunft zu sehen verstanden. Sie waren anders als er und Yattmur. Wie mochte es in ihren Gedanken aussehen, wenn ihr Leben nicht aus einer Folge aneinandergereihter Erlebnisse bestand, sondern aus parallel verlaufenden Abschnitten?
    »Sind diese Arabler glücklich?« fragte er Sodal.
    Der Trägerparasit lachte.
    »Das weiß ich nicht, weil ich sie nie danach gefragt habe.« Er hörte plötzlich auf zu lachen. »Ihr Menschen wollt wohl alles wissen, was? Warum? Und wie sollte ich sie fragen, um deine Neugier zu befriedigen?«
    »Frage sie einfach. Jetzt.«
    »Unnötig. Ich kann dir nur folgendes sagen: um die Zeit zu beherrschen, ist keine Intelligenz notwendig. Im Gegenteil, die Fähigkeit entwickelte sich erst, als alle anderen Fähigkeiten erstarben. Ein Arabler, der die Sprache noch nicht verlernte, kann nicht zeitreisen. Einer, der zeitreisen kann, spricht nicht. Darum muß ich immer zwei Frauen mitnehmen. Frauen deshalb, weil sie noch dümmer sind als die Männer. Eine von ihnen spricht ein wenig. Sie unterhält sich mit der anderen durch Zeichen. So kann ich ihr meine Befehle erteilen. Ein wenig umständlich, aber ich muß gestehen, daß mir bisher viel Ärger erspart geblieben ist, weil ich alle Gefahren im voraus erkenne.«
    »Und was ist mit dem armen Kerl, der dich tragen muß?«
    »Ein fauler Kerl, der ansonsten nutzlos ist. Er trägt mich, seit er ein Kind war. Bald ist er alt und verbraucht, dann benötige ich einen neuen Träger. He, bewege dich, Faulpelz. Wenn du so langsam bist, werden wir das Becken des Überflusses niemals erreichen.«
     
    Sodal erzählte ihnen noch viel mehr.
    Einiges erregte Grens und Yattmurs Ärger und Widerspruch. Aber es war sinnlos, Sodal zu widersprechen. Anderes wiederum verstanden sie nicht. Sie ließen den Parasiten reden, und bald waren seine Worte ein gewohntes Geräusch, das zu der endlosen Wanderung durch die Täler der Finsternis gehörte.
    Selbst wenn es regnete, pausierten sie nicht. Der Boden wurde naß und glitschig. Der Himmel schien grüner zu leuchten als vorher, und bald spürten alle, daß es wärmer wurde. Hier gab es keine Felsen mehr, unter denen man Schutz suchen konnte. Das Wasser der riesigen Pfützen reichte bald bis zu den Knöcheln, aber es hörte nicht auf zu regnen.
    Als sie endlich wieder bergauf gingen, regnete es nicht mehr. Yattmur verlangte eine Unterbrechung des Marsches, um Laren versorgen zu können. Sodal, dem der lange Regen gutgetan hatte, willigte ein. Sie fanden einen

Weitere Kostenlose Bücher