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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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verzerrt. Dann hörte Yattmur einen furchtbaren, schrillen Schrei, und noch ehe sie erkannte, daß es ihr eigener war, brach sie bewußtlos zusammen.
    Sie wußte nicht, wie lange sie ohne Besinnung gewesen war, aber als sie erwachte, hörte sie Laren wimmern. Mit einem Ruck setzte sie sich auf.
    »Du bist also nicht tot?« Die Stimme des Trägerparasiten klang mürrisch. »Beruhige dein Kind. Meine Frauen können es nicht.«
    Die Morchel lag immer noch gefangen in der irdenen Schüssel. Gren war noch bewußtlos. Er lag mit dem Gesicht nach unten auf der Erde. Sodal hockte unverändert auf seinem Felsbrocken. Die beiden Frauen versuchten vergeblich, Laren zu stillen.
    Yattmur stand auf und ging zu ihnen. Sie gab Laren die Brust, und sofort hörte das Kind auf zu schreien. Drüben bewegte sich Gren. Er rollte auf den Rücken.
    »Yattmur!« sagte er.
    In seinen Augen standen Tränen, und die Stimme gehörte wieder ihm selbst. Sein Gesicht, seine Schultern und seine Brust waren mit roten Punkten übersät. Eine rote Flüssigkeit rann über die Haut. Die feinen Wurzeln der Morchel hatten ihre Spuren hinterlassen.
    »Ist sie fort?« fragte er.
    »Hier ist sie, Gren.« Yattmur deutete auf die Schüssel.
    Lange starrte er auf das pulsierende Gewächs, das hilflos in dem Behälter ruhte. Seine Gedanken gingen zurück, und er erlebte noch einmal jenen Augenblick, in dem die Morchel Besitz von ihm ergriffen hatte. Seitdem hatte er viel erlebt – und auch viel gelernt. Ohne die Morchel wäre er oft hilflos schrecklichen Gefahren ausgeliefert gewesen, aber das intelligente Gewächs hatte immer Rat gewußt. Er wäre der Morchel Dank schuldig, wenn sie in letzter Zeit ihre eigenen Interessen nicht über die seinen gestellt hätte.
    Das war nun alles vorüber. Der Parasit war besiegt. Nie mehr würde Gren die lautlose Stimme in seinem Innern hören, die ihm Befehle gab und Schmerzen erleiden ließ, wenn er nicht gehorchte.
    Trotzdem fühlte er mehr Einsamkeit als Genugtuung. Er erkannte aber auch, daß seine Intelligenz gestiegen war. Heute konnte er folgerichtig denken, seine Erinnerung ordnen und die Erfahrungen ausnutzen. Er hatte aus der Zeit mit der Morchel seinen Nutzen gezogen.
    »Jetzt sind wir sicher«, sagte Yattmur, die seine Traurigkeit falsch verstand. »Bald wirst du wieder ganz gesund sein.«
    Er lachte gezwungen.
    »Natürlich werde ich wieder gesund sein.« Sein vernarbtes Gesicht verzog sich zu einem Lächeln, und er streichelte ihre Arme. »Es wird uns allen künftig wieder gut gehen, besser als bisher.«
    Dann verlangte die Natur ihr Recht.
    Er streckte sich lang am Boden aus und war sofort eingeschlafen.
     
    Als Gren erwachte, spürte er keine Schmerzen mehr.
    Yattmur wusch Laren im nahen Bach. Das Kind jauchzte vor Vergnügen und strampelte mit den Beinen. Die beiden Frauen des Trägerparasiten schleppten Wasser herbei und gossen es über Sodal, der immer noch auf seinem Felsen hockte. In der Nähe stand der Träger. Um ihn kümmerte sich niemand. Die Fischer waren nicht zu sehen.
    Gren setzte sich auf. Er spürte, daß sein Gesicht aufgedunsen war, aber er fühlte sich bereits wohler. Sein Kopf war klar. Eine Weile überlegte er, was ihn wohl geweckt habe. Er hatte einen Stoß verspürt, aber es war niemand in der Nähe. Dann, als sein Blick zufällig auf den oberen Rand des großen Hanges fiel, sah er die kleine Steinlawine. Sie rutschte in einem Bachbett zu Tal.
    »Ein Erdbeben«, sagte Sodal laut. »Ich habe schon mit Yattmur darüber gesprochen und sie beruhigt. Es besteht keine Gefahr. Die Welt wird erst dann untergehen, wenn die Zeit gekommen ist. Ich habe es vorausgesagt.«
    Gren erhob sich.
    »Du sprichst große Worte, Fischgesicht. Wer bist du?«
    »Ich habe dich von der Morchel befreit, kleiner Mensch. Ich bin Sodal Ye, der Prophet der Nachtseite. Alle hören auf mich.«
    Gren dachte darüber nach, als Yattmur herbeikam.
    »Du hast geschlafen, seit die Morchel dich verließ, Gren. Wir haben alle geschlafen, aber nun müssen wir uns auf den Weg machen.«
    »Warum? Wohin wollen wir denn?«
    »Ich werde es dir erklären, wie ich es Yattmur erklärte.« Sodal unterbrach seine Rede, als die beiden Frauen erneut Wasser über ihn gossen. »Mein Leben gehört den Gebirgen der Nachtseite und der Zwielichtzone. Ich bin meist hier. Aber nun ist die Zeit gekommen, daß ich zum Becken des Überflusses zurückkehre, wo meine Rasse lebt. Es liegt am Rande des Terminators. Wenn ihr mir bis dahin folgt, findet ihr

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