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.Am Vorabend der Ewigkeit

.Am Vorabend der Ewigkeit

Titel: .Am Vorabend der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: .Brian W. Aldiss
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weinen.
    Weiter vorn begann das Licht zu flackern und wanderte abwärts.
    Die Prozession setzte sich erneut in Bewegung und erreichte die Naturbrücke. Seitwärts führte ein Weg in die Tiefe. Unten brannte eine primitive Fackel. Sechs oder sieben Dickpelze flohen flußaufwärts auf einem schmalen Pfad. Immer wieder blickten sie zurück und stießen ihr Bellen aus.
    »Wie konntest du wissen, daß sie fliehen werden, Sodal?«
    Wieder beantwortete der Trägerparasit Grens Frage nicht.
    »Rede nicht soviel, die Gefahr ist noch nicht gebannt.«
    Die Brücke war ein riesiger Felsbrocken, der genau über das hier schmale und tiefe Flußbett gestürzt war. Sie war breit genug, fiel aber nach beiden Seiten steil ab. Vorsichtig bewegten sie sich voran, um nicht den Halt zu verlieren.
    Plötzlich umflatterten sie winzige Lebewesen, geräuschlos und unheimlich. Gren war erschrocken und schlug nach ihnen, aber geschickt wichen sie ihm aus. Er traf sie nicht.
    »Nur Fledermäuse«, erklärte Sodal ruhig. »Weiter jetzt! Ihr Menschen seid schrecklich langsam.«
    Blitze erhellten für Sekunden die Landschaft und enthüllten ein grauenhaftes und trostloses Bild. Mächtige Felsen türmten sich zum Himmel empor, unterbrochen von klaffenden Spalten und Höhlen. Unten gurgelte schwarzes Wasser. Gischt spritzte in ihre Gesichter. An den Felsen klebten riesige Spinnennetze.
    Als Yattmur Zeit für eine Frage fand, sagte Sodal ungeduldig:
    »Ihr habt Augen, um zu sehen, warum fragt ihr? Aber ja, ihr seid nur Geschöpfe des Landes. Die wahre Intelligenz lebte einst im Meer. Wir Sodals sind die einzige wahre Intelligenz dieses Planeten.«
    »Bescheiden seid ihr aber nicht«, knurrte Gren und half Yattmur von der Brücke, als sie die andere Seite und einen schmalen Pfad erreichten.
    Auf der gegenüberliegenden Seite war wieder das Licht der Dickpelze zu sehen. Es flackerte im Wind. Und es erinnerte Gren an eine noch unbeantwortete Frage.
    »Wie macht die eine Frau es, daß sie nach Belieben verschwinden kann, Sodal?«
    »Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir das Becken des Überflusses erreichen. Vielleicht finde ich bis dahin Freude daran, es dir zu erklären. Du bist neugieriger als die anderen Menschen.« Sie wanderten ein Stück weiter, dann fuhr Sodal fort: »Die Geschichte des Landes, das wir nun durchwandern, ist lückenhaft. Rassen, die einst hier lebten, sind verschwunden. Wir Trägerparasiten sind Wanderer. Seit Generationen durchstreifen wir weite Gebiete und sammeln Überlieferungen. So lernten wir, daß die Zone der ewigen Dämmerung der Zufluchtsort vieler Rassen wurde, die alle den gleichen Weg gingen. Sie kamen alle aus dem Land ewiger Sonne ins Land der Finsternis und blieben. Aber nur für wenige Generationen, dann wurden sie von den Nachfolgenden verdrängt, tiefer hinein in die Dunkelheit. Einstmals gab es hier eine Rasse, die ›Rudelvolk‹ genannt wurde, weil sie nur in Rudeln anzutreffen war. So wie auch die Dickpelze in Zeiten der Not. Die Weibchen des Rudelvolkes brachten lebendige Junge zur Welt, und sie bewegten sich auf allen vieren. Nach dem Rudelvolk kamen Menschen, zusammen mit Tieren, die ihnen Fleisch und Kleidung gaben. Zusammen mit diesen zeugten sie auch Nachkommen.«
    »Ist denn das möglich?«
    »Ich wiederhole nur Legenden, mehr nicht. Man nannte diese Menschen ›Hirten‹. Sie wiederum wurden von anderen verdrängt, die nachfolgten. Welle auf Welle überschwemmte die Zwielichtzone, eine lernte von der anderen und drückte sie weiter zurück. Im Augenblick sind es die Dickpelze, die herrschen. Ihnen kann niemand trauen, denn sie sind falsch. Ich bin gespannt, wer nächstens kommt. Vielleicht seid ihr die Vorhut.«
    Der Weg war steil und uneben. Sie mußten auf ihn achten. Es ging ständig bergan. Der Fluß war weit zurückgeblieben.
    »Wer sind die Leute, die von dir als Diener benutzt werden?«
    »Es sind Arabler, wie du dir hättest denken können. Sie wären schon längst ausgestorben, wenn wir uns nicht um sie kümmerten. Dafür dienen sie uns. Sie entwickeln sich zurück. Sie verloren sogar ihre Sprache. Doch alle diese Nachteile werden durch einen gewaltigen Vorteil wieder ausgeglichen, der in seiner Art einmalig sein dürfte. Einige von ihnen haben das Gefühl für die Zeit verloren. Die Zeit existiert nicht mehr für sie – nicht mehr in unserem Sinn. Der Strom der Zeit steht für sie still. Um existieren zu können, lassen sie ihn nicht an sich vorbeiziehen, sondern wandern ihn nach

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