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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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auf den Fußballen zu wippen.
    »Irgendwas stimmt da nicht. Haben Sie irgendwas von Ihrem Sohn gehört?«
    »Nein, die Jungs sind volljährig. Was wollen Sie? Ich habe keine Zeit, mein Wartezimmer …«
    »Wissen Sie, mich beschäftigt, dass mein Sohn Jakob vor der Reise eine teure Filmausrüstung ausgeliehen hat, die er längst hätte zurückbringen müssen. Das ist nicht seine Art. Ich mache mir Sorgen. Vielleicht wissen Sie, was unsere Söhne in Barcelona vorhaben?«
    »Filmausrüstung, soso.« Van Papen wippt weiter. »Ich weiß nicht, was Ihr Sohn vorhat, guter Mann.«
    »Isst Ihr Sohn Fleisch?«
    Van Papen fixiert Dengler, als hätte er einen Irren vor sich. »Natürlich essen wir in unserer Familie Fleisch. Meine Frau kauft allerdings nur Organic ein – aber über Ihren Sohn weiß ich wirklich nichts.« Er mustert Dengler.
    Dengler nimmt einen neuen Anlauf. »Die Gruppe, der Ihr Sohn Simon angehört – sie sind Tierschützer, die …«
    »Hören Sie, ich weiß nicht, was Ihr Sohn mit der Filmausrüstung angestellt hat. Simon hat auf jeden Fall nichts damit zu tun.« Das Wippen steigert sich. »Und nun entschuldigen Sie mich. Der nächste Patient wartet.«
    »Es ist wichtig, und …«
    Doch van Papen ist schon auf dem Weg ins nächste Sprechzimmer.

44. Stuttgart, Königstraße, mittags
    »Georg? Ich bin’s, Marlies.«
    »Hast du etwas herausgefunden?«
    »Ich kenne den BKA -Verbindungsbeamten in Madrid. Hab ihn aber noch nicht erreicht. Sobald ich wieder mit ihm gesprochen habe, melde ich mich bei dir.«
    »Ich danke dir, Marlies.«
    »Georg?«
    »Ja?«
    »Es tut mir leid, wenn deinem Sohn etwas zugestoßen sein sollte. Ich meine …«
    »Marlies, ich …«
    »Schon gut. Ich melde mich wieder. Ich tu, was ich kann.«
    »Danke.«

45. Rückblende: Kimi bei den Landsleuten
    Auch dieses Dorf strahlt Ruhe und Behaglichkeit aus, wie er sie von den Dörfern in seiner Heimat nicht kennt. Diese Stille aus Wohlstand und Sattheit! Niemand steht auf der Straße und hält ein Schwätzchen mit den Nachbarn. Die Wohnungen sind so groß und so schön, dass die Familien lieber in den eigenen vier Wänden blieben. Unvorstellbar für Kimi. Wie sagte sein Großvater immer: Wenn man durch Arbeit reich werden würde, dann müssten die Mühlen dem Esel gehören.
    Er ist der Esel. Den rumänischen Landsleuten gehört die Mühle.
    Das Haus, dessen Lage ihm der Dolmetscher aufgezeichnet hat, steht in einer Reihe mit anderen schönen Häusern. Keines davon ist aus Lehm gebaut, sondern alle aus rotem Backstein; Stein für Stein solide aufgeschichtet. Die Türen sind aus Holz. Aus dickem Holz. Das Messing der Türgriffe und der Beschläge glänzt wie Gold. An der Tür steht ein Name, den er nicht versteht: »Grabag GmbH«.
    Am liebsten würde Kimi wieder umdrehen und weit weglaufen. Ein so vornehmes Haus! Nicht seine Welt. Aber wer immer nur darauf wartet, dass er zum Essen gerufen wird, wird oft hungern. Und so atmet er einmal tief durch und klingelt. Drinnen bellt ein Hund. Dann ist Ruhe. Er wartet. Er klingelt ein zweites Mal, und drinnen bellt der Hund.
    Er braucht sein Geld.
    Kimi läutet Sturm, und der Hund bellt, als würde er zwanzig Katzen jagen. Da endlich hört er etwas: einen Fluch in seiner eigenen Sprache. Er nimmt die Hand vom Klingelknopf. Der Schlüssel wird von innen gedreht. Die Tür öffnet sich nur ein kleines Stück, ein Mann späht durch die Öffnung.
    Kimi kennt diesen Mann. Er war immer dabei, wenn die Mercedes-Limousine ihnen das Geld brachte. Er atmet erleichtert aus.
    Er braucht sein Geld.
    Das sagt er dem Mann. Er braucht zwei Monatslöhne. Er hat gearbeitet. Er hat die Därme von der Schweinescheiße befreit, und dann hat er mit Adrian die Tiere aufgeschnitten. Ich bin’s – Kimi. Ich stehe bestimmt auf einer Liste. Es muss doch Papiere geben. Ich brauche meinen Pass. Ich will zurück in mein Dorf. Ich brauche mein Geld. Ich habe nicht einmal mehr etwas zu essen.
    »Warte«, sagt der Landsmann und knallt die Tür zu. Kimi steht auf der Straße und wartet.
    Die Tür wird wieder aufgezogen, eine Hand winkt ihn herein. Derselbe Mann führt ihn in ein Zimmer mit einer Couch.
    »Setz dich.«
    Kimi setzt sich.
    In diesem Zimmer steht am Fenster ein Tisch mit einem Computer, an der Wand ein Regal mit Ordnern. Ein gutes Zeichen, findet Kimi. Ich stehe bestimmt auf einer Liste. In einem dieser Ordner befindet sich mein Pass.
    Ganz leise kommt der Mann mit der Sonnenbrille ins Zimmer. Kimi hätte ihn nicht

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