Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
das Walross und zeigt auf Jakob. »Mitkommen.«
Jakob steht unsicher auf.
»Wann lasst ihr uns laufen?«, ruft Laura.
»Komm jetzt, sonst hol ich dich.«
»Ich geh mit«, sagt Laura und springt auf. »Niemand geht allein.«
Das Walross gibt ihr einen Stoß, und sie stürzt rückwärts auf den Boden. Dann packt er Jakob mit der anderen Hand an den Schläfenhaaren und zieht ihn hinter sich her. Jakob schreit vor Schmerz.
In der Küche des Bauernhauses wartet der kleinere Rocker, der Chef.
»Setz dich.«
Jakob setzt sich und reibt sich die schmerzende Stelle an der linken Schläfe.
»Wann lasst ihr uns endlich laufen?«
Der Chef der Rocker sieht auf und blickt ihm direkt in die Augen: »Morgen.«
»Morgen? Warum nicht jetzt?«
Der kleine Rockerchef lehnt sich in seinem Stuhl zurück und klopft nervös mit den Fingerspitzen auf den Tisch. »Weil dein Vater uns Ärger macht.«
Jakob unterdrückt ein Lächeln. Yes, denkt er, Papa ist auf unserer Spur. Er hat gemerkt, dass etwas nicht stimmt, dass sie gekidnappt wurden. Er wird sie finden.
»Wir machen jetzt ein Foto von dir. Setz dich an den Tisch, dort drüben, auf dem Platz neben dem Fenster.«
Jakob bleibt verdutzt stehen und schaut sich um. Vor dem Fenster, von der Decke bis zum Boden, hängt eine große Fototapete. Sie zeigt das Häusermeer von Barcelona, aus dem die Türme der Sagrada Família herausragen.
»Was soll das? Barcelona? Wie kommt ihr darauf?«
»Das geht dich nichts an. Stell dich hin und schau in die Kamera. Freundlich.«
Der Typ schießt einige Bilder von ihm mit einer Handykamera. Dann bringt ihn das Walross zurück in die Zelle.
»Was wollten die von dir?«, fragt Julia.
»Sie haben mich fotografiert.«
Laura sieht ihn entgeistert an. »Fotografiert?«
»Ja, keine Ahnung. Aber er hat gesagt, dass wir morgen freikommen. Ich hab ihn gefragt, und er hat gesagt: Morgen kommt ihr raus.«
Cem: »Mann! Das ist für mich die letzte Chance. Weil – sonst fliegt es auf, dass ich nicht mit meinem Onkel unterwegs bin. Den Ärger könnt ihr euch gar nicht ausmalen. Das gibt Streit zwischen meinem Vater und mir. Und es gibt Streit zwischen meinem Onkel und meinem Vater. Meine Mutter versucht zu vermitteln, das heißt, es gibt Streit zwischen meinem Vater und meiner Mutter. Daraufhin macht sie mir Vorwürfe, und es gibt Streit zwischen ihr und mir. Dann mischt sich meine Schwester ein und das bedeutet … Ihr könnt euch das echt nicht vorstellen!«
Simon: »Ich bin froh, wenn wir aus diesem Stinkstall wieder raus sind.«
Cem: »Freunde, ich hab euch das eingebrockt. Tut mir aufrichtig leid.«
Laura: »Hast du nicht, Cem. Wir haben das gemeinsam beschlossen. Es war immer ein Risiko dabei. Das war jedem von uns klar.«
Jakob: »Er sagte auch, mein Vater würde Ärger machen.«
Simon: »Ich lege mich drei Tage in die Badewanne.«
Jakob: »Ich hab noch nicht zu Ende erzählt. Die haben mich vor einer Fototapete fotografiert. Vor einer Fototapete von Barcelona.«
Simon: »Cem, wir werden wieder Handball spielen. Ich werd erst mal laufen. Ich renne bestimmt fünfmal um den Bärensee. Wahrscheinlich haben wir alle Muskelschwund, weil wir uns seit Tagen nicht bewegen.«
Laura: »Wieso Barcelona? Was meinst du mit Barcelona?«
Jakob: »Ich musste mich vor eine Fototapete von Barcelona setzen. Und musste in die Kamera grinsen. Das haben die dann geknipst.«
Simon: »Diese Rocker sind komplett bescheuert.«
Cem: »Woher wussten die das mit Barcelona?«
Simon: »Hast du die Fotos gesehen?«
Jakob schüttelt den Kopf.
Simon: »Total verblödet, aber wir kommen morgen hier raus. Das ist die entscheidende Nachricht.«
Cem: »Ihr habt euren Eltern erzählt, ihr fahrt nach Barcelona. Woher wissen die Kerle das?«
Laura: »Heißt das: ein Foto für deinen Vater?«
Cem: »Um ihn zu beruhigen. Geschickt mit deinem Handy. Haben die dich mit deinem Handy fotografiert?«
Jakob schüttelt den Kopf. »Konnte ich nicht genau erkennen. Außerdem: Was wäre der Sinn des Ganzen? Wenn sie uns morgen rauslassen, wieso wollen die dann meinen Vater beruhigen?«
Simon: »Weil sie bescheuert sind.«
Jakob: »Laura, hilf mir mal. Gehen wir doch mal davon aus, dass die einen Plan haben. Gehen wir mal davon aus, dass sie nicht bescheuert sind.«
Simon: »Das ist verdammt schwer anzunehmen.«
Laura beißt sich auf die Unterlippe: »Okay, Jakob. Sie wissen von unserer Ausrede mit Barcelona. Wir wissen nicht, wieso sie das wissen. Versetzen wir uns in die
Weitere Kostenlose Bücher