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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Kanister mit den Fingerabdrücken von den Scheißern da drin?«
    »Haben wir.«
    »Ist Benzin in dem Kanister?«
    »Halb voll wie besprochen.«
    »Noch Fragen?«
    »Was ist mit der Kleinen? Können wir die heute Nacht zureiten?«
    »Meinetwegen. Aber keine äußeren Verletzungen. Keine Knochenbrüche. Sie muss noch heil aussehen.«
    »Von außen schon.«
    Röhrendes Gelächter.
    »Benny, sind die Motorräder vom Hof?«
    »Ist längst erledigt.«
    »Dann los. Es gibt noch viel zu tun.«

67. Kimi im Klinkerbau
    »Kimi, hör mir gut zu«, sagt der Landsmann mit der Sonnenbrille. »Der Plan sieht so aus: Du gehst als Erster auf den Hof. Du schreist dort, dass du dein Geld haben willst. Du gehst auf keinen Fall in das Haus. Du bleibst auf dem Hof stehen und schreist. Ich will mein Geld. Ich will meinen Pass. Du musst die Deutschen in den Hof locken. Den Rest übernehmen wir. Mehr musst du nicht machen.«
    »Okay. Aber morgen muss ich mich um Adrian kümmern.«
    »Morgen ist alles vorbei. Heute Nacht ist unsere Zeit.«
    »Und du glaubst, die geben mir mein Geld?«
    Der Landsmann lacht. Er lacht so laut, dass der Hund unter dem Tisch aufsteht und bellt. »Das glaube ich sicher. Ganz sicher. Und jetzt schauen wir uns den Hof mal aus der Nähe an.«

Monolog Osterhannes
    Uns wird vorgeworfen, wir würden massiv die Umwelt schädigen.
    Schweine scheißen und pissen. Das ist so. Sie produzieren Gülle. Das ist Natur. In Deutschland insgesamt 50 Millionen Tonnen. 2,5 Millionen Tanklaster voll. Allein in Cloppenburg und Vechta hier um die Ecke 7,4 Millionen Tonnen. Das meiste wird auf den Feldern ausgebracht.
    Das führt zu einer Belastung des Grundwassers mit Nitraten. Manchmal hängt über den Dörfern eine Dunstglocke aus Güllegestank. Ich weiß, dass das nicht gesund ist.
    Aber wissen Sie was? Es geht mir am Arsch vorbei! Die Autoindustrie verpestet die Luft. Jährlich wird durch Autos die Bevölkerungszahl eines großen Dorfes ausgerottet. Kommt deshalb irgendjemand auf die Idee, die Automobilindustrie zu kritisieren? Autofreie Tage zu verlangen? Nein. Aber jetzt sind auf einmal Veggiedays der große Hit. Das stimmt doch das Verhältnis nicht! Der Fortschritt hat immer einen Preis. Beim Auto die schlechtere Luft und einige Tausend Tote. Bei uns nur das Grundwasser.
    Die Wasserwerke mischen heute nirtratbelastetes mit sauberem Grundwasser. Sie bohren tiefere Brunnen. Wir dehnen unsere Mastanlagen nach Brandenburg aus.
    Es geht mir am Arsch vorbei. Wirklich.

68. Café an der Puerta del Sol, Madrid, mittags
    Olga sitzt an einem Tisch, den Laptop aufgeklappt, und tippt auf das Gerät ein.
    »Ist bei Ihnen noch ein Platz frei?«
    Sie sieht Dengler an und lächelt. Mit einer koketten Handbewegung zeigt sie auf den freien Stuhl.
    »Und? Warst du erfolgreich?«
    »Der Kollege lässt Jakobs Handy orten. Und die Handys seiner Freunde. Ich habe uns zwei Flüge nach Barcelona gebucht. Und du?« Er deutet auf den Laptop. »Hast du mehr herausgefunden?«
    Olga nickt. »Dein Sohn hat einen Facebook-Account, aber er benutzt ihn wenig. Das Gleiche gilt für die hübsche Laura und für Cem. Nur Simon schreibt etwas mehr. Er scheint ein Handballcrack zu sein. Über Facebook wickelt er Trainingspläne und Ähnliches ab.«
    »Kein Hinweis, wo sie sind?«
    Olga schüttelt den Kopf. »Aber ich bin sicher, bald das nächste Passwort geknackt zu haben.«
    »Die Hühner?«
    »Die Hühner!«
    »Das waren noch Zeiten, als sich Jungs mit Modelleisenbahnen oder Briefmarken beschäftigten.«
    »Vergangene Zeiten. Georg. Wenn dein Sohn Briefmarken sammeln würde, würdest du dir auch Sorgen um ihn machen.«
    Dann: »Ich hab’s. Die Hühner sind frei.«
    Sie schiebt ihm den Laptop über den Tisch.

69. Hohenheim, mittags
    Julia umarmt ihren Sohn lange und herzlich.
    »Wir werden wieder eine richtige Familie.«
    »Arm, aber glücklich.«
    »Bisher waren wir nur arm.«
    Christian Zemke reicht seinem Sohn feierlich die Hand. »Ich danke dir. Ich sehe jetzt einen kleinen Hoffnungsschimmer am Horizont.«
    »Gestern warst du noch Teil der Agrarmafia.«
    »Rede nicht so mit deinem Vater.«
    »Lass ihn nur, Julia. Er hat ja recht.«
    Dann umarmt er seinen Sohn. Carsten ist zunächst noch steif, dann klopft er seinem Vater auf die Schulter, aber plötzlich bricht der Damm, und die beiden liegen sich in den Armen.
    Als sie im Wagen sitzen, kurbelt Julia die Fensterscheibe herunter und winkt so lange, bis Carsten, der mitten auf der Straße steht, nicht mehr zu

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