Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
schreit Jakob und stellt sich ihnen in den Weg. »Stopp. Wenn ihr nur einen Schritt weiter geht, brechen wir Laura den Arm.«
Er tritt einen Schritt zur Seite, und die Rocker sehen den Tisch hinten an der Wand. Auf ihm liegt bäuchlings Laura, den Arm über die Tischkante gelegt. Simon hält ihre Beine fest, und Cem hält ihren Arm mit beiden Händen, er hält ihn wie ein Stück Holz, bereit, ihn über der Kante zu brechen.
Dschingis Kahn reibt sich mit der Hand, die den Gürtel hält, über die Augen. Er versucht die Situation zu verstehen, entscheidet dann aber, dass er sie nicht zu verstehen braucht.
»Das machen wir schon selber. Ich ficke sie auch mit gebrochenem Arm.« Er macht einen Satz nach vorne. »Packt sie«, schreit er.
Cem drückt zu, und Laura schreit, so laut sie kann.
74. Auf der A 4 vor Oldenburg, nachts
»Bist du nicht müde, Schatz?«
»Wir sind gleich zu Hause, Julia.«
»Ja, das ist gut. Soll ich dir was verraten?«
»Nur zu.«
»Ich freu mich auf zu Hause.«
»Du denkst nicht mehr an unser schönes Hotel?«
»Nein, ich freu mich, mit dir in unserem Wohnzimmer zu sitzen und Pläne zu schmieden.«
»Für ein neues Leben.«
»Ja, für ein neues Leben.«
»Sind wir dazu eigentlich nicht zu alt?«
»Ich fühl mich so stark wie schon lange nicht mehr.«
»Ich auch.«
Christian Zemke nimmt die rechte Hand vom Lenkrad und streichelt zärtlich die Wange seiner Frau. »Du hast strahlende Augen, Julia. Sie leuchten im Dunklen.«
Sie beugt sich zu ihrem Mann herüber und küsst ihn.
75. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
Marcus springt vor Kevin und hebt die Hände.
»Stopp«, ruft Jakob.
Cem drückt Lauras Arm nach unten.
Laura schreit.
»Hey, macht keinen Scheiß«, sagt der kleine Rocker.
»Zurück«, ruft Jakob.
Laura schreit.
»Zurück«, ruft Jakob.
Marcus dreht sich um und hält Kevin zurück.
Der will an Marcus vorbei. »Ich fick das Miststück. Ich bring’s um. Ich fick das Miststück.«
»Beruhig dich!«, sagt Marcus.
»Ich fick sie.«
Marcus will ihn festhalten, aber Dschingis Khan drängt an ihm vorbei und brüllt.
»Zurück«, ruft Jakob.
Laura schreit noch lauter.
Marcus gibt Ronnie ein Zeichen. Das Walross zieht ein Rohr aus der Tasche und schlägt es Kevin in den Nacken.
Dschingis Kahn bleibt nur kurz stehen, dann schiebt er Marcus beiseite. Er stößt einen Schrei aus. Ronnie schlägt noch einmal zu, und diesmal geht Kevin zu Boden.
Marcus hebt die Hände. »Ganz ruhig«, sagt er. »Ganz ruhig. Der Kleinen passiert nichts. Ganz ruhig.«
»Raus«, schreit Jakob. »Raus.«
»Wir gehen schon.«
Langsam drehen sich die Rocker um und quetschen sich durch die schmale Tür.
In diesem Augenblick hören sie eine Stimme in gebrochenem Deutsch rufen: »Ich will mein Geld! Ich will meinen Pass!«
»Da ist jemand auf dem Hof«, sagt Ronnie.
Marcus schiebt sich nach vorne und zieht seine Glock 22 aus dem Hosenbund und entsichert sie. »Alle mir nach.«
76. Barcelona, mittags
»Von hier aus müsste das Foto aufgenommen worden sein.«
Dengler und Olga beugen sich über sich das Handyfoto.
»Olga sagt: »Nein, der Fotograf steht etwas weiter oben und etwas weiter links.«
»Wie soll das denn gehen?«
Sie sehen sich um. Und sie sehen gleichzeitig links von ihnen ein großes vierstöckiges Haus, das von einer großen Veranda aus den Blick auf die Stadt freigibt.
»Der Fotograf muss dort oben gestanden haben. Auf dieser Veranda.«
Sie gehen auf das Haus zu. Ein großes Tor mit einer Autoeinfahrt, davor steht ein Polizist mit einer Maschinenpistole. Der Mann hält sie auf, als sie an ihm vorbeigehen wollen.
»¡Alto! No hay paso!«
Hinweis
Olga: »Nos gustaría ir a la hermosa terraza y mirar hacia abajo en el valle.«
»Aquí no entra ninguna persona no autorizada.«
»¿Por qué no?«
»Este es un edificio de la policía financiera. Por favor, retroceda tres pasos.«
77. Bar del Pi, Barcelona, abends
»Georg, du kannst im Augenblick nichts tun. Entspann dich also.«
Dengler gibt dem Barkeeper ein Zeichen. »Noch einen Brandy.«
Olga legt ihm die Hand auf den Arm. »Du hattest eindeutig genug Brandys.«
Als der Barkeeper das Glas vor Dengler hinstellt, wiederholt sie: »Eindeutig.«
»Was macht mein Sohn auf der Veranda eines bewachten Hauses der Finanzpolizei? Bekämpft er jetzt auch die Verbrecher in der Finanzindustrie?«
Er nimmt einen kräftigen Schluck.
»Jakob wird mir langsam unheimlich. Ich mach einen
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