Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
haben wieder Hoffnung geschöpft. Sie haben lange geredet. Carsten sprach über ökologischen Landbau, und zum ersten Mal hat ihr Mann zugehört, hat Fragen gestellt, Antworten gehört, neue Fragen gestellt.
»Hört sich gut an. Aber wie soll ich das finanzieren? Was wird die Umstellung kosten?«
»Gib mir etwas Zeit.«
»Zeit? Die habe ich nicht.«
64. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
»Was wissen wir?«
Jakob: »Wir wissen, dass ihnen unsere Fingerabdrücke auf einem Kanister wichtig sind. Es ist ein Kanister, den man an jeder Tankstelle kaufen kann und in dem normalerweise Benzin aufbewahrt wird.«
Laura: »Denken wir das Schlimmste.«
Jakob: »Sie zünden etwas an, brennen etwas ab. Man findet den Kanister mit unseren Fingerabdrücken. Wir werden als Brandstifter beschuldigt. Tierschützer fackeln Putenfarm ab. Warum aber ausgerechnet Rocker das machen, ist unklar.«
»Diese Rocker sind keine Opas auf Harley Davidsons. Die Kerle sehen aus nach – organisierter Kriminalität. Nennt man das nicht so? Sie führen einen Auftrag aus. Von wem?«
»Keine Ahnung.«
»Wenn wir der Brandstiftung beschuldigt werden, können wir aussagen, dass sie uns gefangen haben.«
Jakob überlegt nur eine Sekunde lang. »Wenn wir es überleben.«
Laura nickt. »Sie wollen mich vergewaltigen. Aber mir darf dabei kein Knochen gebrochen werden, weil man das meiner Leiche ansehen würde. Mit gebrochenen Knochen legt niemand Feuer. Das ergibt eine klare Strategie, falls sie mich heute Nacht noch einmal schnappen wollen.«
»Um Gottes willen, Laura …«
»Siehst du eine andere Möglichkeit?«
»Ich kann dir doch nicht den Arm brechen.«
»Du musst zumindest so tun, als wärst du dazu bereit. Cem muss dir dabei helfen. Wenn es mich vor diesen Kerlen rettet.«
»Laura, ich …«
»Ich weiß, dass du mich vielleicht nicht genug magst. Für so was.«
»Was redest du für einen Blödsinn?«
»Du bist zweimal weggelaufen. Vor mir.«
»Aber das war doch ganz anders. Es war …«
Dann erzählt er seine Geschichte. Und Laura hört zu.
65. Deutsche Botschaft, Madrid, vormittags
Das Büro des BKA -Verbindungsbeamten ist erstaunlich klein. Aber immerhin gibt es einen kleinen Besprechungstisch.
»Spanischer Kaffee«, sagt Streich und stellt zwei Tassen ab. » Café cortado. Nach einer Weile gewöhnt man sich daran. Erzähl. Was ist los?«
»Mein Sohn. Da stimmt was nicht. Offenbar ist er ein aktiver Tierschützer, bereit, eine Menge dafür zu tun. Soweit ich weiß, hat er keine Straftaten begangen, aber vielleicht steht er kurz davor, eine Dummheit zu begehen. Er hat gesagt, er fährt nach Barcelona, und sein Handy sendet Bilder aus Barcelona, aber die sind irgendwie sonderbar. Auf bestimmte Fragen, die wir ihm per SMS geschickt haben, kommen falsche Antworten. Er telefoniert nie, schickt nur SMS . Alles nicht seine Art. Ich hab Filme auf seinem Rechner gefunden, die nahelegen, dass er vielleicht was plant. Ich will wissen, ob er tatsächlich in Barcelona ist. Wenn ja, schnappe ich ihn und nehme ihn mit zurück nach Deutschland.«
»Verstehe. Pubertät, oder? Sag mal, was ganz anderes. Die Marlies: Lief da was zu deiner Zeit beim BKA ?«
»Wir hatten eine gute Zeit miteinander.«
»Ja, Marlies.« Streichs Stimme verliert plötzlich alle Festigkeit und Bestimmtheit. »Ich weiß nicht, was sie bei ihrem Typen hält. Ein Idiot.«
»Sie hat dir wohl zugesetzt.«
»Ja, das hat sie. Ich hätte sie auf Händen auf den Mount Everest getragen.«
Sie nehmen beide einen Schluck café cortado. Streich sieht ihn an.
»Wir ermitteln gerade zu einem Fall im Bereich organisierte Kriminalität. Es geht um eine kontrollierte Lieferung Kokain aus Südamerika. Die Ladung geht von hier über Amsterdam nach Berlin. Wir arbeiten eng mit den spanischen Kollegen zusammen. Ich kann das Handy deines Sohnes in den Fall einspeisen. Die spanischen Kollegen werden es orten. Du kannst ihn dann finden. Und nach ein paar Tagen werde ich ihnen sagen, dass sich der Verdacht nicht bestätigt hat.«
»Das würde mir sehr helfen.«
»Schreib die Nummer auf diesen Zettel.«
»Ich schreib noch drei Nummern seiner Freunde dazu.«
»Und sicherheitshalber auch noch mal deine Nummer. Ich rufe dich an, sobald ich etwas weiß.«
»Danke. Ich fahre heute auf jeden Fall noch nach Barcelona. So oder so.«
66. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, vormittags
»Das Wetter spielt mit. Wir schließen die Sache hier heute Nacht ab. Haben wir den
Weitere Kostenlose Bücher