Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
seinen Abschluss machen.«
»Sicher, aber danach.«
»Und wir gehen auf das Altenteil.«
»Erst bringen wir den Hof wieder nach vorne. Dann übergeben wir ihn Carsten.«
»So machen wir’s«, sagt Julia und streichelt ihren Mann erneut. »Ich freu mich auf unser Zuhause.«
80. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
»Nur feuern, wenn du ein Ziel hast«, flüstert Marcus Bruno zu. »Die schießen auf unser Mündungsfeuer.«
Langsam, mit dem Rücken an der Wand, bewegen sie sich vorwärts.
»Ich will mein Geld. Ich will meinen Pass.«
Marcus gibt Bruno ein Zeichen. Der Rocker bewegt sich schnell durch die Dunkelheit auf den Platz vor dem Haus. Dort kommt die Stimme her.
»Ich will mein Geld. Ich will meinen Pass.«
Bruno tritt schnell mit einem erhobenen Schlagstock hinter Kimi und schlägt zu. Kimi geht sofort zu Boden und rührt sich nicht mehr.
Marcus überquert vorsichtig den Hof. An der Ecke des Wohnhauses trifft er wieder auf Bruno. Sie sehen um die Ecke. Aus dem Dunkel schälen sich zwei Limousinen.
»Unsere rumänischen Freunde«, flüstert Bruno.
Kevin steht mit schmerzverzerrtem Gesicht neben ihnen und reicht Marcus eine Uzi-Maschinenpistole.
»Dann wollen wir mal«, sagt Marcus. Er entsichert die Waffe, schiebt sie um die Ecke und stellt den Bügel auf Dauerfeuer.
Eine Garbe durchlöchert den ersten Mercedes.
81. Landstraße, vor dem Hof des Bauern Zemke, nachts
»Da ist die Einfahrt«, sagt Julia.
Christian Zemke schaltet in den zweiten Gang, setzt den Blinker, obwohl es Nacht und kein weiteres Fahrzeug zu sehen ist, und biegt auf die Zufahrt zu seinem Hof.
Julia streckt sich und gähnt.
»Ich freu mich, endlich wieder in unserem Bett zu liegen.«
»Mir waren die Hotelbetten viel zu weich.«
»Mir auch. Aber die Aromadusche wird mir fehlen.«
»Jetzt gibt’s wieder Schweinegeruch.«
»Und die blöden Puten.«
»Und die Puten.«
Der Scheinwerfer tastet sich den Weg zum Hof entlang.
»Kanntest du die Öko-Bank, die Betrieben hilft, auf natürliche Landwirtschaft umzustellen?«
»Nein. Nie gehört. Außerdem, ich hab noch was in der Hinterhand.«
»In der Hinterhand?«
»Wir bekamen nicht nur den Urlaub bezahlt von unserem Schlachtbaron. Er zahlt mir auch …«
»Christian, pass auf!«
Aus dem Dunkel rast ihnen ein Mercedes ohne Licht entgegen. Instinktiv reißt Zemke das Steuer herum und fährt seinen Wagen ins offene Feld. Der VW rumpelt und kommt dann zum Stehen. Zemke springt aus dem Wagen und rennt zum Weg. Ein zweiter schwarzer Wagen schießt aus dem Dunkel, Steine werden aufgewirbelt und treffen ihn auf der Brust. Dann ist der Wagen vorbei. Er biegt weiter vorne auf die Landstraße, und Zemke hört das Aufbrüllen des Motors, als der Fahrer Vollgas gibt.
Julia steht neben ihm. »Was war das?«
»Das möchte ich auch wissen.«
»Was machen die auf unserem Hof?«
»Ich weiß es nicht, Julia.«
»Christian, hast du mir noch etwas zu sagen?«
»Später.«
»Um Gottes willen«, sagt sie, als sie wieder im Auto sitzen. »Du weißt also nicht, was auf dem Hof passiert ist, als wir weg waren.«
»Wir werden es gleich wissen«, sagt er und zwängt sich hinter das Steuer. Er fährt zu dem Weg zurück. Die ersten Regentropfen fallen auf die Windschutzscheibe. Zemke schaltet den Scheibenwischer ein.
82. Gefängnis der Kids, nachts
Nachdem die Rocker verschwunden sind, ruft Cem: »Wir versuchen noch einmal, mit dem Tisch die Tür zu verrammeln.« Die drei Jungs springen auf, Laura hält sich den Arm, Cem und Jakob tragen den Tisch zur Tür, kippen ihn hochkant, Simon stützt ihn von der Seite, und zu dritt schieben sie ihn mit der schmalen Seite so unter den Türgriff, dass diese sich von außen nicht mehr herunterdrücken lässt. Das Rattern der Maschinenpistole lässt sie mitten in der Bewegung stillstehen.
»Die legen sich gegenseitig um«, sagt Simon ängstlich.
»Die haben wahrscheinlich den Typ umgelegt, der gerufen hat, dass er sein Geld und seinen Pass will«, sagt Cem.
Ein zweiter Feuerstoß aus der Maschinenpistole.
Kurz danach heulen zwei schwere Motoren auf. Sie hören, wie Reifen durchdrehen.
»Bandenkrieg«, sagt Laura und reibt sich den Arm. »Beim nächsten Mal legt sich jemand von euch auf den Tisch. Cem, du hast echt fest gedrückt.«
»Ich wollte glaubwürdig sein.«
»Das nächste Mal legst du dich auf den Tisch und ich drücke deinen Unterarm auf die Kante.«
»Das wäre nicht so glaubwürdig.«
Simon: »Gott sei Dank, Laura, ist es
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