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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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wenn wir unseren Auftrag hier erledigt haben.«

85. Wohnzimmer der Zemkes, nachts
    Die Wunde an Julia Zemkes Kopf hat endlich aufgehört zu bluten. Eine breite rote Bahn zieht sich von ihrer Schläfe über die Wange, vorbei an ihrem Mund und fließt über das Kinn an ihrem Hals entlang. Mit der Zunge kann sie das Blut erreichen. Es schmeckt nicht.
    Ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt, das Seil ist mehrmals um das Heizungsrohr gebunden. Am zweiten Rohr haben die Verbrecher Christian festgeschnürt. Vor ihnen auf dem Boden ist eine Lache mit Benzin, das ihnen beiden in die Nase sticht.
    »Die wollen den Hof anzünden, Julia, die wollen den Hof anzünden.«
    »Die werden uns anzünden, Christian.«
    »Hilfe, Hilfe! Schrei doch mit, Julia!«
    »Du weißt genau, dass uns niemand hören kann – außer den Verbrechern. Hör also auf mit dem Unsinn.«
    »Irgendetwas müssen wir doch machen.«
    »Ich bin es leid, dass du irgendetwas machst. Du hast den Hof ruiniert, ohne mit mir zu reden. Du hast die Verbrecher für Geld hier reingelassen, ohne mit mir zu reden. Ich bin gerade nicht zugänglich für deine Vorschläge.«
    »Julia, die bringen uns um.«
    »Ja, die bringen uns um, weil du mit deinem ewigen Dickkopf nie mit mir geredet hast. Wenn du nur einmal die wichtigen Fragen mit mir besprochen hättest, wäre der Hof noch unser, wir wären nie in Urlaub gefahren, es gäbe keine Verbrecher auf unserem Hof, wir wären jetzt nicht gefesselt, und niemand würde uns umbringen.«
    »Julia, dann lass uns beten.«
    »Beten? Ich hab genug gebetet in meinem Leben. Jetzt ist die Gelegenheit rauszufinden, ob es sich gelohnt hat.«
    »Julia, wie redest du? Versündige dich nicht.«
    »Wir werden nicht mehr zum Beichten kommen, Christian. Und ich will dir in der Hölle Gesellschaft leisten.«
    »Bist du böse mit mir?«
    »Böse? Ich würde dir alle Töpfe auf deinem Dickschädel zertrümmern, wenn ich nicht gefesselt wäre.«
    »Bitte, Julia, angesichts des Todes müssen wir zusammenhalten.«
    »Pah, zusammenhalten? Angesichts des Todes ist es Zeit für die Wahrheit.«

86. Gefängnis der Kids, nachts
    Sie stehen um den Mann herum, der sich langsam aufrappelt. Laura reicht ihm die Hand und zieht ihn hoch, Cem kratzt sich am Kopf, Jakob und Simon sehen den Mann verblüfft an. Kimis Gesicht sieht nicht gut aus. Die Haut am rechten Wangenknochen ist aufgeplatzt, die Wunde blutet immer noch. Er fährt sich mit dem Ärmel übers Gesicht, um das Blut abzuwischen, dann sieht er die vier Jugendlichen an, die ihn anstarren wie ein Weltwunder. Er schaut Laura an und sagt: »Engel«, dann Jakob und Simon, schließlich fällt sein Blick auf Cem und er sagt: »Cem.« Und dann noch einmal: »Cem?«
    »Alter, das bin ich.«
    Cem reicht ihm die Hand, und Kimi schlägt ein.
    »Gruß von Adrian.«
    »Wo ist er? Wir sitzen hier in der Falle und warten auf ihn.«
    Kimi greift sich an den Kopf und prüft mit den Fingern die Wunde, dann setzt er sich, und die vier Kids kauern sich um ihn herum. Dann erzählt er, so gut er kann auf Deutsch, was geschehen ist: dass sie kein Geld bekommen hätten, dass sie ohne Geld nicht arbeiten wollten, dass die Rocker kamen und Adrian halb tot geschlagen hätten, dass er selbst vor ihnen auf der Flucht sei, dass die rumänischen Landsleute ihm helfen wollten, aber jetzt selbst von den Wikingern in die Flucht geschlagen worden seien. Und dass er Adrian im Krankenhaus besucht habe und dass er Cem viele Grüße ausrichten solle.
    »Hey Mann, unsere Lage ist nicht besser als deine. Wir haben hier auf Adrian gewartet. Diese Putenanlage hab ich mit ihm zusammen ausgestallt, und er hat mir geholfen zu filmen. Ist ein prima Kerl. Aber als wir hier ankamen, war Adrian nicht da, sondern die Rocker.«
    »Die Wikinger«, sagt Kimi.
    »Wir haben gedacht, dass Adrian ihnen etwas verraten hat. Hat er das?«
    »Bestimmt nicht. Ich war die ganze Zeit mit ihm zusammen. Er hat mit niemandem gesprochen über eure Verabredung. Nicht einmal mit mir. Erst als ich ihn im Krankenhaus besucht habe, hat er mir von Cem erzählt. Und dass dich hier treffe.«
    »Glaubst du, dass deine Landsleute vielleicht die Polizei informieren? Und die Polizei uns dann hier rausholt?«
    Kimi sieht die Kids der Reihe nach an. Dann sagt er: »Das machen sie ganz sicher nicht. Polizei kann man ausschließen. Sind nicht die Art von Männern, die zur Polizei gehen. Aber vielleicht kommen sie wieder. Mit mehr Waffen. Und mehr Männern.«
    Jakob: »Mein Vater war

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