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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Vaterschaftstest.«
    Olga lacht. »Der ist dir so ähnlich.«
    In diesem Augenblick klingelt sein Handy. Georg Dengler springt vom Barhocker und greift in die Hosentasche. Es dauert eine Weile, bis er merkt, dass das Klingeln aus der Jacketttasche schrillt. Als er das Telefon in der Hand hat, ist es bereits wieder still. Er sieht aufs Display.
    »Scheiße, das war Streich.«
    Er aktiviert den Rückruf und wartet. Olga nimmt Denglers Brandyglas und trinkt es aus.
    »Dengler, die spanischen Kollegen haben das Handy deines Sohnes und seiner Freunde lokalisiert. Sie sind alle an dem gleichen Ort. Ich gebe dir die Koordinaten. Hast du was zum Schreiben?«
    Dengler zieht sein Notizbuch heraus und notiert sich die Angaben.
    »Das ist ein Hotel direkt neben der Kathedrale. Im Augenblick sind alle Handys in derselben Zelle. Sie wurden auch gemeinsam spazierengeführt. Ich sende dir ihre Route per E-Mail. Hilft dir das weiter?«
    »Ob mir das hilft? Ich hoffe, dass mein Sohn in diesem Hotel ist.«
    »Halt mich auf dem Laufenden.«
    »Versprochen.«
    »Komm! Wir sehen uns das Hotel an«, sagt er zu Olga.
    Direkt gegenüber der großen Kathedrale liegt das Hotel Colón, ein Traditionshaus in neoklassizistischem Stil. Nicht gerade der Ort, wo Schüler absteigen, denkt Georg Dengler. Das Foyer ist hell erleuchtet, das Licht strahlt golden auf den Platz.
    Der Nachtportier, der am Empfangstresen der Rezeption sitzt und liest, blickt auf, als sie kommen.
    »Ich suche einen jungen Mann, Jakob Dengler. Er ist bei Ihnen abgestiegen.«
    Der Mann schaut auf den Computerbildschirm, der vor ihm steht, und schüttelt den Kopf.
    »Vielleicht hat seine Freundin oder ein Freund das Zimmer gemietet. Laura Trapp oder Simon van Papen.«
    Der Portier befragt erneut den Computer. »Bedauere.«
    »Ich renne von Zimmer zu Zimmer, bis ich Jakob gefunden habe«, sagt Georg zu Olga. »Und morgen früh bin ich der erste Gast im Frühstücksraum.«
    »… sind wir die ersten Gäste, Georg: du und ich. Heute Nacht solltest du nichts mehr durchsuchen. Lass uns ein Zimmer nehmen und ins Bett gehen.«

78. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, nachts
    Marcus stürmt aus der Mastanlage auf den Hof. Vor der offenen Tür des Wohnhauses steht ein jüngerer Mann. Das Licht aus dem Flur beleuchtet ihn spärlich. Er trägt billige Jeans, eine graue Jacke und eine Pudelmütze aus Wolle.
    »Ich will mein Geld. Und meinen Pass.«
    Marcus gibt Ronnie und Kevin ein Zeichen. Die beiden rennen auf den seltsamen Fremden zu. Im Laufen zieht Kevin die Fahrradkette aus dem Gürtel.
    »Hey, du Arsch, verschwinde hier!«, schreit Ronnie.
    Er hört das satte Plopp des Schalldämpfers nicht. Er hat nur das merkwürdige Gefühl, mit vollem Tempo gegen eine Mauer gelaufen zu sein. Er versteht das nicht. Er spürt auch keinen Schmerz. Er sieht nur das Loch in seinem Brustkorb und denkt, dass es da nicht sein dürfte. Erstaunt dreht er sich zu Marcus um, weist mit der rechte Hand auf die blutende Wunde – und fällt der Länge nach auf den immer noch nassen, geteerten Boden.
    Marcus begreift als Erster. »Runter, Kevin, runter!«, schreit er.
    Doch Kevin blickt nur verwundert auf den fallenden Ronnie. Dann reagiert auch er. Er lässt sich fallen. Aber eine halbe Sekunde zu spät. Ein Geschoss zerfetzt seinen rechten Oberarm. Auf dem Boden liegend wälzt er sich in den Schatten der Mastanlage und flucht.
    Marcus löscht mit einem gezielten Schuss die Lampe im Hauseingang des Wohnhauses. Bruno dreht den Lichtschalter an der Mastanlage aus. Jetzt ist es dunkel im Hof – und still.
    »Ausschwärmen«, kommandiert Marcus.
    Im Dunkel hört er das metallene Geräusch, als seine Kumpels die Waffen durchladen. Sie pressen sich eng an die Wand. Nebenan gackern die Puten laut, er hört sie flattern.
    Aus der Dunkelheit hört er erneut jemand rufen: »Ich will mein Geld! Ich will meinen Pass!«
    Er feuert in die Richtung, aus der der Ruf kommt, und springt zugleich in einem riesigen Satz einige Meter weg. An der Stelle, wo eben sein Mündungsfeuer zu sehen war, schlagen einige Geschosse ein.
    »Seid vorsichtig! Wir haben es mit mehreren Leuten zu tun«, ruft er seinen Kumpels zu.

79. Auf der Landstraße, Nähe Oldenburg, nachts
    »Gleich hast du es geschafft«, sagt Julia und streicht ihrem Mann zärtlich über den Kopf.
    »Ich bin gar nicht müde. Ich denke die ganze Zeit nach.«
    »Über unser neues Leben?«
    »Es wäre doch schön, wenn Carsten wieder bei uns leben würde.«
    »Erst muss er

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