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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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euch.«
    Baumann rückt die Mütze gerade und lässt den Motor an. »Danke für die Auskunft.«
    Langsam gleitet das Polizeifahrzeug vom Hof.
    »Meine Frau macht das gern für euch«, wiederholt Hanke. »Also würdest du es mit dem Zemke seiner Alten treiben wollen? Er hat das so leise gesagt, als sei’s was Unanständiges.«
    Baumann lacht: »Der Zemke doch nicht. Der denkt doch nur an seine Säue.«
    Sie erreichen jetzt die Landstraße, und Baumann beschleunigt den Streifenwagen.

97. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, vormittags
    Langsam und mit hängenden Schultern geht Christian Zemke zur Eingangstür zurück. Er dreht sich noch einmal um und lässt den Blick über seinen Hof schweifen. Dann tritt er in den Flur.
    Hinter der Tür steht der widerliche kleine Schläger. Er steht hinter Julia, hat den linken Arm um ihren Hals gelegt und mit der rechten drückt er ihr eine Pistole an die Schläfe.
    »Sind sie weg?«
    Zemke nickt resigniert. »Sie sind weg.«
    »Was wollten die von dir?«
    Zemke sieht ihn müde an. »Lass meine Frau los. Die suchen vier Jugendliche, die hier irgendwo in der Gegend sein sollen. Und die hatten den Auftrag sogar vom Bundeskriminalamt, die hier zu suchen. Dann haben sie noch nach Rockern gefragt. Sie sind wieder weg.« Dann lauter: »Und jetzt lass meine Frau los.«
    »Scheiße.« Marcus Steiner gibt Julia frei und stößt sie von sich. »Bruno«, brüllt er. Bruno kommt aus der Küche, auch er mit einer Pistole in der Hand. »Sperr die beiden oben ein und fessele sie. Los. Wir müssen hier weg.«
    Bruno hebt die Waffe und weist zur Tür. »Auf geht’s.«
    In der Küche sitzt der Rest von der Crew.
    »Marcus, wir wollen jetzt mal wissen, wie das hier weitergeht«, sagt einer.
    »Was wollten die Bullen?«, fragt ein anderer.
    Der nächste: »Wir müssen den Ronnie wegbringen. Der stinkt schon.«
    »Der hat doch immer schon gestunken«, sagt Kevin, aber keiner lacht.
    »Wir müssen hier weg. Die Bullen suchen die Kids. Wir blasen hier alles ab. In zehn Minuten ist Aufbruch. Wischt überall rum, wo Fingerabdrücke sein könnten.«
    Die Männer nicken.
    »Dann sitz hier nicht blöd rum. Hier ist Schichtende.«
    Stühle werden zurückgeschoben. Einige fallen um. Kevin sagt: »Das Landleben hat mir sowieso nicht gefallen.«
    Ein anderer: »Wir könnten uns zum Abschied ja noch mal die Kleine vornehmen.«
    »An der ist doch nix dran.«
    »Keine Volksreden mehr«, sagt Marcus. »Es ist jetzt ernst.«
    Dann geht er hinüber ins Wohnzimmer und lässt sich in die beige Couch der Zemkes fallen. Er greift sich an den Kopf. Jetzt nur keine Fehler machen. Irgendetwas ist aus dem Ruder gelaufen. Woher weiß das BKA , dass die verfluchten Kids hier sind? Er muss den Rückzug antreten. Es dürfen keine Spuren gefunden werden. Nichts darf auf die First Rocker Crew hinweisen. Hauptsache ist, dass er seine Leute heil hier rausbringt.
    Zwei Anrufe sind jetzt wichtig: Er wählt die erste Nummer.
    »Gisela, etwas ist schiefgegangen. Wirf die Dinger weg, die du hast. Und verschwinde aus Barcelona. Ich weiß nicht, warum. Verschwinde einfach. Und zwar sofort. Nicht erst in einer Stunde. Ich meine: jetzt sofort.«
    Dann wählt er die zweite Nummer. Er atmet zweimal kräftig ein und aus. Dieses Gespräch wird schwieriger werden.
    Als er das Handy wieder in die Tasche steckt, ruft er seine Leute zusammen. »Änderung der Marschrichtung. Wir bleiben bis heute Nacht. Wir fackeln hier alles ab. Egal, ob es regnet oder nicht.«

98. Gefängnis der Kids, vormittags
    Simon: »Ich habe mich wohl echt geirrt. Ich dachte wirklich, die lassen uns wieder laufen. Nach ein paar Stunden oder spätestens nach zwei Tagen. Ich hab gedacht, die wollten uns nur einen Schreck einjagen.«
    Cem: »Das haben sie. Also mir jedenfalls. Keine Ahnung. Ich habe wirklich keinen Plan, was die von uns wollen.«
    Kimi: »ich will nur meinen Lohn. Zwei Monate. Und ich will meinen Pass zurück. Ich will nur zurück nach Hause. Mehr will ich doch nicht.« Dann neigt er den Kopf und versinkt in tiefes Brüten.
    Jeder hängt seinen eigenen Gedanken nach. Laura denkt an ihre Mutter. Macht sie sich Sorgen? Bereitet sie gerade eine Predigt vor? Manchmal fragt sie: »Laura, hör mal, wie findest du das? Der Herr hat gesagt: ›Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen.‹ Ich möchte heute mit Ihnen, liebe Trauergemeinde, dieses Bibelwort aus zwei unterschiedlichen Richtungen betrachten. Ich habe den Verstorbenen nie kennengelernt, aber

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