Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
Zeit müssen die Gesprächsdaten stammen.«
»Die Kids sind nicht auf dem Hof?«
»Definitiv nicht. Und noch eines: Georg, ich bin hier die Sekretärin. Ich bin keine Ermittlerin. Ich muss hier immer irgendeinen alten …«
»Liebhaber?«, schlägt Dengler vor.
»… Bekannten aktivieren, damit ich solche Sachen organisieren kann.«
»Marlies, ich weiß. Du bist klasse. Ich danke dir.«
»Was unternimmst du jetzt?«
»Jetzt nehme ich mir diese Lady vor. Die wird mir jetzt genau erklären, wo mein Sohn ist.«
Er springt auf und wirft sich sein Jackett über die Schulter. Im Eilschritt läuft er durch die engen Gassen. Olga folgt ihm, so gut sie kann.
Kurz danach stehen sie vor der Rezeption des Hotel Colón.
»Bedauere, Frau Schulte ist abgereist.«
»Abgereist? Sie wollte doch noch einige Tage bleiben?«
Der Mann in dem dunklen Anzug zuckt bedauernd die Schultern. »Sie hat vor zwei Stunden überraschend unser Haus verlassen.«
»Wissen Sie, ob Sie nach Deutschland zurückfliegen wird?«
Ein weiteres bedauerndes Schulterzucken. »Das weiß ich leider nicht.«
»Wir haben sie aufgeschreckt, Olga. Wir haben sie irgendwie aufgeschreckt. Und ich habe keine Ahnung, wieso«, sagt er zu Olga, als sie das Hotel wieder verlassen.
100. Flughafen Barcelona, mittags
»Der nächste Flug nach Stuttgart geht erst am Abend.«
Sie stehen vor der Anzeigetafel des Flughafens.
»Das ist viel zu spät.«
Olga studiert den Flugplan: »Die beiden nächsten Flüge gehen nach Hamburg und Berlin.«
»Hamburg. Hamburg ist perfekt.«
Das Telefon klingelt. »Dengler? Hier noch mal Streich. Falls dir die Information etwas hilft: Das Rockerfrauchen hat keinen Flug von Barcelona oder einem anderen spanischen Flughafen aus gebucht. Sie hat auch keinen Mietwagen genommen. Zumindest nicht auf ihren Namen. Wir vermuten, dass sie mit ihrem eigenen Pkw unterwegs ist, vermutlich zurück nach Deutschland. Was machst du?«
»Ich fliege zurück nach Stuttgart.«
»Halt uns auf dem Laufenden.«
»Versprochen.«
Sie gehen zu dem Schalter der Fluggesellschaft. Dengler bezahlt zwei Tickets.
»Was können wir tun, Georg?«
»Ich weiß es nicht.«
Er sieht Olga an. »Ich weiß es wirklich nicht.«
Als sie bereits im Abflugterminal sitzen, klingelt sein Telefon erneut.
»Tevfik spricht hier«, sagt eine Männerstimme. »Tevfik Caimoglu. Sie erinnern sich: Tevfik Caimoglu, Sie waren bei mir zu Gast. Ich bin Cems Vater.«
»Ich erinnere mich an Sie. Haben Sie Nachrichten von Cem?«
»Schlechte Nachrichten, mein Herr. Cem bringt großes Unglück über unsere Familie. Er hat seinen Vater belogen. Er war nicht mit meinem Bruder in Istanbul. Mein Bruder hat mich auch belogen. Cem ist mit Ihrem Sohn unterwegs. Niemand in meiner Familie weiß wo. Wissen Sie es?«
»Nein. Ich weiß es nicht. Aber ich suche unsere Kinder, Herr Caimoglu. Ich suche sie. Waren Sie bei der Polizei?«
»Die Polizei hilft nicht. Sagt, Cem ist erwachsen. Kann machen, was er will. Stellen Sie sich das mal vor. Als wär er nicht mein Sohn.«
Olga zieht Dengler sanft zu dem Abfertigungsterminal. Der Counter ist geöffnet, und die ersten Fluggäste besteigen die Maschine nach Hamburg. Olga zeigt ihre Tickets und Pässe vor. Sie gehen durch den Gang zum Flugzeug.
»Herr Caimoglu, Sie haben mit Ihrem Sohn doch über das Problem, Tiere zu essen, gesprochen, sagen Sie, was …«
»Problem? Mein Herr, es gibt kein Problem. Wir essen Tiere, seit es uns gibt! Und Cem isst nicht einmal ein Zicklein! Stellen Sie sich das mal vor! Am Ende der Fastenzeit …«
»Ich weiß, ich weiß. Haben Sie mit ihm auch über Menschen gesprochen?«
»Allerdings. Das habe ich. Mehrmals. Ich hab ihm gesagt, dass nicht nur die Tiere leiden, sondern auch die Menschen. Ich hab gesagt: Cem, die Menschen in der Fleischindustrie leiden auch. Wieso kümmerst du dich um Tiere? Das hab ich zu ihm gesagt.«
Eine Stewardess sagt leise zu ihm, dass er das Gespräch beenden müsse. Beim Start sei die Benutzung elektronischer Geräte nicht erlaubt.
»Sie haben mir sehr geholfen, Herr Caimoglu.«
Dann beendet Dengler das Gespräch.
101. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, abends
Die First Rocker Crew arbeitet schnell und schweigend. Bruno trägt die Abfälle zusammen und sammelt sie in blauen Müllsäcken.
»Wieso müssen wir immer so viel saufen? Ich brauch einen Sack allein für die Dosen.«
»Vergiss keine. Stell die Säcke nach draußen. Wir verladen sie am Abend, wenn wir abgeholt
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