Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
vor.
»Amen«, sagte Cem.
»Nein. Das muss zünden«, rief Simon, sprang auf und rannte hin und her. Aber etwas Besseres fiel ihm auch nicht ein.
Jakob sagte: »Wir müssen auf die Gesundheit abheben. Wenn die Leute denken, es ist nicht gesund, was sie hier bekommen, dann kaufen sie es nicht.«
»Sie vergiften sich mit diesem Fleisch. Lassen Sie es liegen«, schlug Cem vor.
Letztlich einigten sie sich auf: Dieses Fleisch stammt aus Massentierhaltung. Sie vergiften damit sich und Ihre Familie!
» Perfekt«, sagte Laura. Alle waren zufrieden.
Simon sah sich im Internet nach einer Druckerei um. Er vergewisserte sich, dass die Aufkleber in sehr guter Qualität hergestellt wurden. Schließlich mussten die Dinger ja fest an oder in Tiefkühltruhen haften.
Sie zogen meist zu viert los. Einfach war es nicht. Laura und Simon gaben das Liebespaar und stellten sich so hin, dass sie die Kameras, falls vorhanden, verdeckten. Jakob und Cem zogen die Schutzhülle von dem Aufkleber und drücken ihn gegen die Innenwand der Tiefkühltruhe. Dann: schnell raus aus dem Laden. An einem Nachmittag schafften sie es, vier, manchmal fünf oder sogar sechs Läden mit ihren Aufklebern zu versorgen.
Es machte riesigen Spaß.
Nach drei Wochen sagte Cem erneut: »Und jetzt?«
Es gab ein Problem. Sie wussten nicht, ob die Aufkleber wirkten. Kauften wirklich weniger Menschen Schweinefleisch, Putenfleisch oder Hähnchen, weil sie von ihren Aufklebern abgeschreckt wurden? Sie wussten es nicht.
Außerdem kratzte das Personal in den Läden die Aufkleber ziemlich rasch wieder ab. Die Aktion machte Spaß. Aber zeigte sie auch irgendeine Wirkung?
Sie mussten also neu überlegen. Sie gingen zu einer Demonstration gegen den Verkauf von Pelzmänteln im Kaufhaus Breuninger. Dort lernten sie Rainer Wieland kennen, den Geschäftsführer des Vereins Menschen für Tiere.
Ihm erzählten sie von ihrer Aktion. »Gute Sache das«, sagte er. »Aber es gibt Wichtigeres. Wir wollen ein Ermittlerteam zusammenstellen.«
»Ein Ermittlerteam?«
»Wir suchen Leute, die in die Hühner- und Putenställe gehen und die Tierquälerei dokumentieren. Berichte und Filme machen. Wir suchen Leute, die wir in die Schlachtereien einschleusen können.«
Sie waren sofort begeistert. Sie lernten mit Nachtsichtgeräten umzugehen, mit hochempfindlichen Kameras, sie übten über Zäune zu klettern, sie beschäftigten sich mit dem Tierschutzgesetz.
Der dunkelhäutige Cem ließ sich in den Ferien als rumänischer Schlachtarbeiter anheuern. Er brachte Minikameras an. Er lernte Adrian kennen.
Und Cem war es auch, der als Erster sagte: »Wir müssen uns auch um die Menschen kümmern. Nicht nur die Tiere leiden. Auch die Menschen, die dort arbeiten. Ich habe jemanden kennengelernt. Ein Kollege. Er heißt Adrian. Kommt aus Rumänien. Feiner Kerl. Er ist bereit, vor der Kamera mit uns reden.«
Simon war sofort dagegen. »Wir sind Tierschützer. Wir sind keine Gewerkschaft. Niemand zwingt die Leute, Tiere zu töten. Es sind Mörder.«
»Quatsch«, sagte Jakob. »Cem hat doch erzählt, in welcher Not sich diese Männer befinden.«
Sie konnten sich nicht einigen. Bis schließlich Laura den richtigen Vorschlag machte. »Wir probieren es einfach. Wir treffen diesen Adrian und reden mit ihm. Wenn wir den Film haben, entscheiden wir gemeinsam, was damit zu tun ist.«
Sie planten die Aktion gründlich. Ihren Eltern erklärten sie, sie würden in den Pfingstferien für ein paar Tage nach Barcelona reisen. Cem verabredete sich mit Adrian in der Mastanlage, wo er ihn kennengelernt hatte.
Rainer Wieland lieh ihnen die Ausrüstung.
Alles lief gut.
Jakob grübelt und grübelt. Wie passen die Rocker dazu? Warum ist ihre Aktion trotz all der Vorbereitung und Planung so gründlich in die Hose gegangen?
Warum wurden sie gekidnappt?
99. Barcelona, mittags
»Georg, mein Süßer!«
»Hallo, Marlies. Gibt es etwas Neues? Ich sitze hier auf glühenden Kohlen.«
»Schöne Vorstellung. Also, dein Sohn und seine Freunde sind nicht auf diesem Bauernhof. Wir haben einen Streifenwagen hingeschickt. Der ist vor einer halben Stunde zurückgekommen. Nichts. Ich hab mit dem Streifenführer gesprochen. Der Bauer wohnt mit seiner Frau auf dem Hof. Es gibt keine Jugendlichen und keine Rocker auf dem Hof.«
»Aber der Steiner hat doch von dort telefoniert.«
»Dafür, Süßer, gibt es eine natürliche Erklärung. Eine Gruppe Motorradfahrer war auf dem Hof und hat sich nach dem Weg erkundigt. Aus dieser
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