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Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)

Titel: Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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gehört. Zemke ist in keiner Kartei. Nicht vorbestraft, ordentlicher Bürger, nicht mal was wegen Alkohol am Steuer oder zu schnellem Fahren. Der Anrufer Marcus Steiner ist einer der Chefs der FRC , steht für First Rocker Crew. Die sind im Rotlichtmilieu unterwegs, verschleppen Frauen aus Osteuropa und schicken sie in Deutschland auf den Strich. Mehrfach vorbestraft wegen Gewaltdelikten. Hat drei Jahre in Berlin abgesessen.«
    »Wer ist die blonde Frau hier in Barcelona?«
    »Gisela Schulte, seine Freundin, kommt aus gutem Elternhaus, Studium der Psychologie in Hamburg und München, Abschluss, danach Arbeit als Therapeutin, jetzt halt dich fest, im Knast Berlin-Tegel. Hat Marcus Steiner dort kennengelernt. Sie verliert ihre Stelle. Warum genau, bleibt unklar. Sie ist jedoch nicht vorbestraft. Gemeldet ist sie in Berlin. Keine gemeinsame Wohnung mit Steiner. Mehr geben die Akten nicht über sie her.«
    »Psychologin? Sie kann sich jedenfalls gut in die Psyche der verschwundenen Kids einfühlen. Weißt du, was dieser Steiner auf dem Bauernhof von diesem Zemke zu schaffen hat?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht macht er Ferien auf dem Bauernhof.«
    »Ein Schwerkrimineller? Wie oft telefoniert er mit Gisela Schulte?«
    »Zwei-, dreimal am Tag. Die beiden sind wohl ein Paar. Seine Freundin macht Urlaub in der Sonne, hat das verregnete Frühjahr in Deutschland satt. Und da telefonieren die beiden und sagen sich nette Sachen.«
    »Und warum hat sie die Handys von Jakob und seinen Freunden?«
    »Keine Ahnung, Georg. Das ist alles, was ich herausgefunden habe.«
    »Ich müsste wissen, ob die Kinder auf diesem Bauernhof sind.«
    »Ich bin hier nur die Chefsekretärin.«
    »Marlies, du hast schon ganz andere Sachen gemacht.«
    Dengler hört seine frühere Geliebte am Telefon seufzen. »Also erneut Amtsanmaßung. Ich ruf dort an. Sie sollen das untersuchen.«
    »Ich bin dir mehr als einen Gefallen schuldig.«
    Sie lacht. »Du weißt genau, was ich gerne von dir hätte.«
    »Eine Nacht?«
    »Das reicht nicht, Georg. Drei sollten es schon sein.«
    »Ruf mich sofort an, wenn du mehr weißt. Wir beschatten so lange die Frau Schulte in Barcelona.«

Monolog Carsten Osterhannes
    Schweine, Hühner und Rumänen, sag ich immer, sind die Quellen unseres Wohlstands. Es ist ja nicht nur, mit Verlaub, die Firma Osterhannes, die profitiert.
    Der BV Cloppenburg zum Beispiel, unser Fußballclub. Wie heißt das Stadion? Von einer Zeitarbeitsfirma gesponsert: Time Partner Arena.
    Stellen Sie sich nur mal vor: Die Rumänen und Bulgaren, die Polen und Letten, die müssen ja auch irgendwo wohnen. Fahren Sie mal durch Quakenbrück, durch das Oldenburger Essen, durch Lastrup oder Cappeln. Überall sehen Sie diese alten Häuser mit den verhängten Fensterscheiben, ehemalige Bäckereien oder Gebäude, die nicht mehr so ganz stabil sind. Drinnen steht Doppelstockbett an Doppelstockbett. Jeder Hausbesitzer, der irgendwo noch eine Hütte hat, stellt Betten rein und vermietet sie.
    Und es lohnt sich.
    Die Bürger sind den Schlachtereien dankbar.
    Es kommt Geld in die Region.
    Da gibt es einen Gemüsebauer, der sich fragt, warum soll ich Gurken oder Kürbisse anbauen, warum soll ich mich den ganzen Tag bücken, ich kann doch Container aufs Feld stellen. Da gibt es einen Geschäftsmann, der hat gleich eine alte Kaserne gemietet. Die nehmen von den Rumänen sieben Euro pro Bett und Nacht, bei acht oder zehn von denen in einem Zimmer. Das ist ein gutes Geschäft. Die Bürger sind uns dankbar. Ihre Häuser sind wieder etwas wert, selbst die älteste Hütte kann problemlos vermietet werden. Die Mieten in Oldenburg und Umgebung sind durch uns kräftig gestiegen und inzwischen so hoch wie in Bremen. Wenn da ein junges Paar mit der Miete feilschen will, dann kann der Vermieter sagen: Entweder du nimmst sie oder gehst, da stehen schon vierzig Kanaken vor der Tür, die hier wohnen wollen.
    Natürlich sieht die ärmlichen Gestalten niemand gern durchs Dorf schleichen. Manche fühlen sich unwohl, wenn die beim Bäcker neben ihnen stehen. Aber der Wohlstand hat seinen Preis, sag ich immer.

Neunter Tag

Montag, 27. Mai 2013

96. Hof des Bauern Zemke, Nähe Oldenburg, vormittags
    Der Streifenwagen biegt von der Landstraße in die Zufahrt zum Gehöft des Bauern Zemke ein. Vorsichtig umfährt er die zahlreichen Pfützen, doch hin und wieder erschüttert ein Schlagloch die beiden Männer, die auf den beiden Vordersitzen des blauen VW sitzen.
    Jörg Baumann und Willi Hanke sind

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