Am zwölften Tag: Denglers siebter Fall (German Edition)
als Dankeschön, dass sie jetzt die Rumänen und Bulgaren beischaffen dürfen. Es musste etwas passieren, das die sogenannten Tierschützer ein für alle Mal um ihre Glaubwürdigkeit bringt.
Ein Ereignis, und dann eine PR -Kampagne.
Das war der Plan.
Er war genial.
121. Automaten-Spielkasino, Berlin-Wedding, vormittags
Wie lange dauert das noch?
Marcus Steiner steht an dem schmalen Tisch und wartet.
Heute ist Zahltag.
Seine Leute wollen Geld sehen. Sie stinken alle noch nach Putenscheiße. Steiner schüttelt sich.
Wo bleibt der Karim? Er wollte nur mal schnell nach hinten gehen. Die Kohle holen. Was immer bei dem Karim das heißen mag: mal schnell nach hinten gehen.
Steiner steht in einer der Berliner Automaten-Spielhöllen, die das Straßenbild im Wedding prägen. Dicht an dicht stehen sie. Alle mit gleicher oder ähnlicher Neonschrift: Automatenkasino, 24 Stunden geöffnet. Innen ist meist wenig los. Trotzdem: tolle Umsätze. Gute Steuerzahler. Vielleicht dulden der Senat, die Bundesregierung und die Finanzbehörden den ungenierten Betrieb dieser Geldwaschanlagen deshalb, weil sie ihren Teil der Beute über die Steuer kassieren?
Wer weiß?
Steiner ist es egal.
Er will sein Geld.
Jetzt!
Gerade als Karim, den Koffer gut gelaunt schwenkend, aus dem Büro kommt, kracht eine Fensterscheibe, und direkt vor Steiner entlädt sich eine Blendgranate. Er taumelt zurück, ist blind, aber er ist Profi. Er rennt in die Richtung des Büros, tastet nach dem Türgriff, reißt immer noch blind die Tür auf, stürzt in den Raum, knallt die Tür zu, sucht und findet den Schlüssel, dreht ihn um, zieht das Handy aus der Hosentasche, sucht den Knopf auf der Rückseite, findet ihn, reißt das Gerät auseinander, fingert die Chipkarte heraus und steckt sie in den Mund. Dann splittert die Tür, er wird zu Boden geworfen, seine Hände werden auf den Rücken gebogen, und er fühlt, wie sich der Kabelbinder in das Fleisch der Handgelenke gräbt. Er hört: Mord, Mordversuch, Brandstiftung, versuchte Vergewaltigung – der Bulle hört gar nicht mehr auf mit der Aufzählung.
Da weiß Marcus Steiner, dass die Sache auf dem Bauernhof schiefgelaufen ist. Er beißt die Zähne zusammen, sammelt Spucke im Mund und würgt den Chip den Schlund hinab.
Bruno erwischen sie, als er im Vereinsheim an seiner Harley schraubt. Er hört ein Geräusch, blickt auf und sieht in die Mündung einer Walther und ein Stück höher in das grinsende Gesicht eines Bullen. Ganz langsam legt er den Schraubenschlüssel zur Seite und hebt die Hände.
Kevin hat sich eine Sklavin gegönnt. Er hat ihre Hände gefesselt und sie an die Garderobe gebunden. Sie steht vor ihm, richtig gut sieht sie aus, nackt, nur mit roten High Heels an, den Arsch ihm entgegenstreckend. Zweimal hat er ihr kräftig den Gürtel über Hintern und Rücken gezogen, hat sich gefreut, dass sie glaubhaft stöhnte, und hat interessiert zugesehen, wie sich die Striemen auf dem braunen Fleisch entwickeln. Er holt noch einmal aus – diesmal aber richtig, denkt er –, als die Wohnungstür auseinanderfliegt. Als er zu Boden geht, denkt er: Scheiße, ich hab die Nutte schon bezahlt.
122. Klinikum Oldenburg, Besprechungsraum, mittags
»Okay. Dann guck noch mal dieses Foto an.«
»Sehen Sie denn nicht, dass mein Sohn erschöpft ist? Er kann nicht mehr. Ich protestiere entschieden …«
»Herr von Papen, wir führen hier eine Mordermittlung durch. Auch ihr Sohn sollte ermordet werden. Also Simon, schau dir dieses Foto an.«
»Aufs Äußerste verwahre ich mich …«
»Lass es, Papa.« Simon sieht sich das Foto an und schüttelt den Kopf.
»Das waren keine Rocker.«
Hauptkommissarin Ginter ruft ein neues Foto auf dem iPad auf.
»Auch keine Ausländer. Deutsche. Zwei Deutsche. Alt. Das heißt verhältnismäßig alt, so zwischen dreißig und vierzig. Sie haben auf mich nach der Schule gewartet. Großer schwarzer Audi. A8.«
»Kennzeichen?«
Simon schüttelt den Kopf. »Hab ich nicht drauf geachtet.«
»Du hast denen Informationen über deine Freunde gegeben. Handynummern? Wie die Eltern heißen? Umfeldinformationen, wie wir Polizisten sagen. Warum?«
Simon senkt den Kopf. »Die haben mir zweitausend Euro gegeben. Einfach so. Die gehören dir, sagten sie. Ob du mit uns redest oder nicht. Aber wenn du mit uns redest, dann gehört dir das hier. Und dann haben sie einen richtig großen Stapel hingelegt, Grüne, Sie wissen, was sich meine.«
»Hunderterscheine?«
»Ja. Das müssen
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