Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
hätte Justine das tun sollen?«
»Clifford Grant hatte mit Martin Breach die Abmachung, ihm ein Herz zu liefern, das einem reichen Kanadier eingesetzt werden sollte. Die Polizei veranstaltete eine Razzia auf dem Flughafen, als Grant dort mit dem Herz wartete, aber Grant kam mit dem Geld und dem Organ davon. Und Grant hatte einen Partner. Breach kannte den Namen des Partners nicht. Der Partner brachte Grant um, damit er nichts ausplappern konnte, und vergrub ihn bei der Berghütte. Cardoni behauptete, dieser Partner habe eine Art Sündenbock aufgebaut, um Breach auf die falsche Fährte zu locken. Er mit seiner Kokainsucht und seiner Unbeherrschtheit sei das ideale Opfer dafür gewesen. Cardoni dachte, Justine sei Grants Partner gewesen, deshalb hängte er ihr die Morde an, um sich zu revanchieren. Jetzt behauptet er, du seist Grants Partner gewesen.«
»Natürlich behauptet er das. Jetzt, da Justine tot ist, kann er seine lächerliche Geschichte von ihrem Komplott gegen ihn ja nicht mehr aufrechterhalten.«
»Es ist aber ziemlich klar, dass es ein Komplott gegen Cardoni gab.«
»Wirklich?« Tony warf einige Hand voll Nudeln ins Wasser.
»Cardoni erfuhr von der Farm erst, kurz bevor er Justine in die Falle lockte. Ich habe mit Mary Ann Jager gesprochen, der Anwältin, die das Anwesen gekauft hat. Sie sagte, Cardoni sei ein paar Tage vor Justines Verhaftung zu ihr ins Büro gekommen und wollte wissen, wem die Farm gehörte und wie sie gekauft worden war. Warum hätte er das tun sollen, wenn sie ihm schon gehört hätte?«
Tony klatschte in die Hände und lachte. »Sehr beeindruckend, Amanda. Du bis eine hervorragende Anwältin. Fast hättest du mich davon überzeugt, dass ich alle umgebracht habe.«
»Deshalb bezahlt man mich ja so gut«, entgegnete Amanda und verbeugte sich leicht.
»Trotzdem, wenn man alles zusammenzählt, ist die Beweislage gegen mich ziemlich dünn und besteht eigentlich nur aus Indizien.«
»Ich habe schon mit weniger gewonnen«, erwiderte sie mit selbst-bewusstem Lächeln.
Tony seufzte. »Nimmst du mich gleich vor dem Abendessen hops, oder bekomme ich noch eine Henkersmahlzeit?«
Amanda deutete auf die Pfanne. »Das riecht zu gut, um es verkommen zu lassen. Ich verhafte dich erst nach dem Essen.«
»Hier, als Belohnung für deine Güte.«
Tony spießte ein kleines Stück Kalbfleisch auf eine Gabel und hielt es Amanda vor den Mund.
»Probier mal!«, sagte er und schob ihr das Fleisch zwischen die Lippen. Kaum hatte sie es im Mund, holte Tony aus und schlug ihr mit der Faust direkt aufs Kinn. Amanda taumelte. Tony riss sie zu Boden und drückte ihr die Kehle zu. Sekunden später war sie bewusstlos.
»Mach doch schon den Wein auf!«, sagte Tony, während er Amanda ein Stück Klebeband auf den Mund drückte. Er redete über seine Arbeit und gab zwischendurch Kochanweisungen, während er Amanda nach einem versteckten Mikrofon absuchte. Wenn sie allein und aus eigener Veranlassung hier war, hatte er keine Probleme. Wenn sie eine Wanze trug oder die Polizei ins Haus eingedrungen war und Abhörgeräte installiert hatte, würde er verschwinden müssen. Er glaubte nicht, dass die Polizei ihn mit einer versteckten Kamera beobachtete, weil die Beamten dann sofort reagiert hätten, als er Amanda niederschlug.
Amanda bewegte sich wieder. Tony drehte sie um und band ihr die Hände mit einer Plastikfessel auf den Rücken. Dann kritzelte er schnell etwas auf einen Zettel und nahm ein scharfes Messer aus der Schublade, während er Amanda mit einer Anekdote über einen ungeschickten neuen Assistenzarzt unterhielt. Als sie die Augen öffnete, drückte er ihr das Messer an die Kehle und hielt ihr den Zettel hin: »Ein Ton, und ich steche dir die Augen aus!«
Amandas Blick spiegelte ihre Angst, aber sie gab keinen Ton von sich. Tony bedeutete ihr aufzustehen. Sie rappelte sich hoch und stand, noch benommen von der Ohnmacht, auf wackeligen Beinen da. Bei der Durchsuchung hatte Tony sie völlig ausgezogen, aber sie war zu verängstigt, um Scham zu empfinden. Mit dem Messer deutete er auf die Kellertür. Amanda zögerte, da stach er sie in den Arm. Sie keuchte. Er hielt ihr das Messer ans Auge, und sie stolperte den Gang entlang. »Ist das nicht ein toller Chianti?«, fragte Tony fröhlich.
64
Irgendwas stimmt da nicht«, sagte Mike Greene. Er saß mit Alex DeVore, Sean McCarthy und einem Techniker zusammengepfercht in dem Transporter voller Elektronik.
»Sie reden doch«, sagte Alex DeVore.
»Nein,
Weitere Kostenlose Bücher