Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni

Titel: Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phillip Margolin
Vom Netzwerk:
damit er niemandem mehr was antun kann?«
    »Das ist eine Frage der Bestrafung. Die muss ein Richter entscheiden. Du fragst ja auch nicht nach dem Vorleben eines Menschen, den du operierst, oder? Wenn du erfahren würdest, dass ein Patient ein Serienmörder ist, würdest du dich weigern, ihn zu operieren?«
    »Wahrscheinlich nicht.« Einige Sekunden lang starrte Tony ins Feuer. »Ich frage mich, wie so ein Kerl denkt. Ich meine, falls er es getan hat. Jeder hat eine dunkle Seite, aber was der getan hat ...«
    »Einige Leute sind einfach anders als wir anderen, Tony. Ich war dabei, als Dad mit Albert Small redete. Er ist ein Psychiater, den Dad bei schwierigen Fällen um Rat fragt.«
    »Und was sagt der?«
    »Der Serienmörder, der die Leute in der Berghütte umgebracht hat, ist ein organisierter Antisozialer. Diese Leute können sich sehr gut in die Gesellschaft einfügen, haben eine überdurchschnittliche Intelligenz, ein seriöses Aussehen und ein unheimliches Einfühlungsvermögen in die Bedürfnisse anderer: eine Fähigkeit, die sie benutzen, um Leute zu manipulieren und potenzielle Opfer zu entwaffnen. Außerdem haben sie eine sehr lebhafte Fantasie und stellen sich ihre Verbrechen vor der Durchführung vor. Das hilft ihnen, mögliche Fehler, die zu ihrer Ergreifung führen könnten, im Voraus zu erkennen.«
    »Ich schätze, auf Cardoni trifft diese Charakterisierung zu, nicht? Er ist Arzt und ein attraktiver Mann mit überdurchschnittlicher Intelligenz, der eine kluge Frau wie Justine Castle dazu bringen konnte, ihn zu heiraten.«
    »Das stimmt, es gibt aber auch einige Unterschiede zwischen Cardoni und diesem Tätertyp. Sein unverschämtes Verhalten erregt Aufmerksamkeit. Er pfuscht bei Operationen, nimmt ganz offen Drogen und hat sich allgemein zum Hassobjekt gemacht.«
    »Ich verstehe, was du meinst«, entgegnete Tony nachdenklich. »Und auf jeden Fall hat er Fehler, die zu seiner Ergreifung führen könnten, nicht im Voraus erkannt. Den Becher und das Skalpell mit seinen Fingerabdrücken am Tatort zurückzulassen war auf jeden Fall blöd.«
    »Wenn er sie dort zurückgelassen hat.«
    »Wie meinst du das?«
    »Cardoni behauptet, man wolle ihm diese Taten in die Schuhe schieben. Diese Gegenstände am Tatort zu platzieren wäre ein intelligenter Zug, wenn Cardoni nicht der Mörder ist und der eigentliche Täter ihm eine Falle stellen wollte.«
    »Glaubst du ihm? Glaubst du, dass es so gewesen ist?«
    Amanda seufzte. »Ich weiß es nicht. Wir haben darüber auch mit Dr. Small gesprochen, und der hatte eine alternative Erklärung. Organisierte Antisoziale sind Menschen, die nie aus der Ichphase herauswachsen, in der die meisten Kinder sich bis zum Abschluss ihrer Sozialisation befinden. Sie denken nur an ihre eigenen Bedürfnisse und betrachten sich selbst als Mittelpunkt des Universums. Es ist ihnen unvorstellbar, dass sie sich je irren könnten, was dazu führt, dass sie gelegentlich ein sehr schlechtes Urteilsvermögen zeigen. Der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit verführt sie zu Fehlern. Kommt Kokainmissbrauch hinzu und ein generell getrübtes Urteilsvermögen, ergibt das jemanden, der an einem Tatort Belastungsmaterial zurücklässt, weil er sich einfach nicht vorstellen kann, dass er je gefasst wird.«
    Amanda unterdrückte ein Gähnen, errötete dann und lachte.
    »Ach du meine Güte, du langweilst dich«, sagte Tony mit einem Grinsen. »Soll ich dir schmutzige Witze erzählen oder jonglieren?«
    Amanda lächelte schläfrig. »Es liegt nicht an dir. Ich bin einfach fertig vom Training und vom Prozess.«
    Sie gähnte noch einmal.
    Tony lachte. »Zeit, dass du nach Haus kommst. Bist du noch wach genug zum Fahren?«
    Amanda fragte sich, ob Tony ihr sein Gästezimmer anbieten würde, wenn sie die Frage verneinte, und wohin das führen könnte. Doch bevor sie sich zu sehr in diesem Wald verirren konnte, stand Tony auf.
    »Ich mache dir jetzt eine Tasse Espresso«, sagte er. »Und zwar einen so starken, dass du bis zum Mond kommst und wieder zurück, ohne einmal zu blinzeln.«
    Frank arbeitete in seinem Zimmer, als Amanda kurz nach elf nach Hause kam. Sie streckte den Kopf durch die Tür und sagte: »Hi.«
    Frank hob den Kopf und lächelte. »Wo warst du denn?«
    »Kannst du dich noch an Tony Fiori erinnern?«
    »Dominics Sohn?«
    »Ich war zum Abendessen bei ihm.«
    »Wirklich? Ich habe Tony schon mindestens zehn Jahre nicht mehr gesehen. Wie seid ihr denn zusammengekommen?«
    »Ich habe ihn vor ein paar

Weitere Kostenlose Bücher