Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
wurden. Erinnern Sie sich noch an diese Gläser im Kühlschrank?«
»Die mit der Aufschrift Viaspan ?“
»Genau. Viaspan ist ein Konservierungsmittel für das Herz. Bevor man das Herz aus dem Körper des Spenders herausschneidet, injiziert man Viaspan. Es ersetzt das Blut, füllt alle Gefäße und konserviert das Herz, sodass keine Zersetzung eintritt, wenn es zu schlagen aufhört. Wenn das Herz entnommen ist, legt man es in eine Plastiktüte mit Viaspan. Auch bei anderen Organen kann Viaspan verwendet werden.«
»Bei einer Niere zum Beispiel?«
»Genau. Wir haben außerdem einige der Opfer identifiziert. Die enthauptete Frau ohne Herz ist Jane Scott, eine Ausreißerin. Ein anderes Opfer ist Kim Bowers, eine Prostituierte, die vor eineinhalb Jahren verschwand, und ein drittes ist Louis Pierre.«
»Der Student des Lewis and Clark College, der im Juni verschwand?«
McCarthy nickte. »Einer der Männer ist Rick Elam, ein Expedient, der im September als vermisst gemeldet wurde. Sowohl bei Elam wie bei Pierre fehlte eine Niere. Aber jetzt kommt das Interessante: Scott, Elam und Pierre waren wenige Monate vor ihrem Verschwinden Patienten im St. Francis.«
»Im Ernst? Waren sie Cardonis Patienten?«
»Nein, aber das war auch gar nicht nötig. Wenn man einen Spender für ein Herz sucht, muss man eine Person finden, deren Blutgruppe mit der des Empfängers vereinbar ist und deren Körpergewicht um nicht mehr als zwanzig Prozent vom Gewicht des Empfängers abweicht. Das Herz eines Menschen mit der Blutgruppe null kann jedem eingepflanzt werden. Cardoni oder Grant brauchten sich also nur die Krankenakten anzusehen.«
»Fehlten auch anderen Opfern Organe?«
McCarthy schüttelte traurig den Kopf. »Wie's aussieht, hat Cardoni sich mit ein paar dieser armen Schweine einfach nur vergnügt und bei den anderen Spaß und Geschäft vermischt.“
19
Eine halbe Stunde später als verabredet kam Amanda zu ihrem Treffen mit Tony Fiori ins YMCA. Unterwegs hatte sie Angst gehabt, dass er glauben könne, sie wolle ihn versetzen, doch er lächelte, als er sie sah.
»Tut mir Leid«, sagte Amanda, »aber ich war vor Gericht, und die Geschworenen kamen erst kurz vor fünf aus der Beratung zurück.«
»Hast du gewonnen?«
Amanda beantwortete die Frage mit einem Grinsen.
»Es war toll, Tony. Dad hat mich auf die Liste der Pflichtverteidiger setzen lassen, damit ich mehr Gerichtserfahrung gewinne, und ich bekam den Fall dieser armen Frau, Maria Lopez, zugewiesen. Sie ist eine allein erziehende Mutter und hat drei wahnsinnig anstrengende Kinder. Sie steht also im K-Mart, und Jose, ihr zweijähriger Junge, tappst den Gang entlang zu den Spielzeugregalen. Sie steckt sich schnell ein Rolle Klebeband und ein Glas Aspirin in ihre Jackentasche und geht ihm nach. Nun kann Jose zwar schon laufen, aber er weiß noch nicht, wie man wieder anhält. Bamm, knallt er mit dem Kopf gegen das Regal. Maria hält Jose, der sich die Seele aus dem Leib schreit, und versucht Teresa zu trösten, die aus Solidarität mit Jose ebenfalls schreit, und dazu bemüht sie sich, Miguel im Auge zu behalten, der vier ist. Natürlich vergisst sie das Klebeband und das Aspirin, und irgendein Idiot von Wachmann zeigt sie wegen Ladendiebstahls an.«
»Und wie hast du sie frei bekommen?«
»Ich habe den Wachmann auseinander genommen. Er sagte aus, Maria habe sich verstohlen umgesehen , als sie die Sachen heimlich in die Tasche gleiten< ließ. Und er sagte, Jose sei erst eine Sekunde, nachdem sie die Waren in ihrer Kleidung versteckt hatte, davongelaufen. Er stellte Maria hin wie eine Meisterdiebin. Dann zeigte ich ihm das Videoband aus der Überwachungskamera des Ladens. Danach hättest du ihn stottern und stammeln hören sollen! Maria war so dankbar. Sie kommt gerade so über die Runden, und sie machte sich furchtbare Sorgen, was mit ihren Kinder passieren würde, wenn sie ins Gefängnis müsste.«
»Klingt, als hättest du gute Arbeit geleistet.«
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Amanda voller Stolz.
»Dann hast du als Belohnung ein ganz besonderes Abendessen verdient.«
»Oh! Wohin gehen wir?«
»Das ist eine Überraschung. Ich verrate sie dir, wenn wir mit dem Training fertig sind.«
Sie schwammen eine Stunde, und mit Tony als Trainingspartner verging für Amanda die Zeit sehr schnell. Sie duschte, rieb sich die Haare trocken und verließ die Umkleidekabine, bevor Tony aus der seinen kam.
»Jetzt sag mir, wohin wir zum Essen gehen!«, sagte sie. »Ich
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