Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
bin am Verhungern.«
»Gut, es ist ein sehr exklusiver italienischer Laden. Bist du mit dem Auto hier?«
Amanda nickte.
»Dann folge mir nach!«
Tony nahm zuerst die Stadtautobahn und bog dann in die gewundenen Straßen einer Wohngegend ein, die sie nicht kannte. Schließlich hielt er in der Auffahrt zu einem blauen, zweistöckigen viktorianischen Haus mit weißen Holzverzierungen und einer überdachten Veranda. Eine Hecke umschloss einen kleinen Garten hinter dem Haus.
»Willkommen in Papa Fiori's , Portlands erster Adresse für exklusive italienische Küche!«, sagte Tony, als Amanda aus ihrem Auto stieg.
»Du kochst?«
»Si, signorina.«
Tony öffnete die Haustür und schaltete das Licht an.
»Die sind sehr hübsch«, sagte Amanda und bewunderte die Buntglasfenster über der Haustür.
»Die Fenster haben bei mir den Ausschlag gegeben. Das Haus wurde 1912 gebaut, und die Fenster sind original.«
Im Wohnzimmer gab es zwar Fernseher, Videorecorder und Stereoanlage, ansonsten aber entsprach das Mobiliar dem Alter des Hauses. Tony führte Amanda ins Esszimmer. Der Tisch war aus poliertem Mahagoni, üppige Stuckleisten verzierten die hohe Decke, und auf der Kamineinfassung aus Kirschholz prangten fein geschnitzte Engel, Drachen und Teufel.
»Ist das auch alles original?«
»Größtenteils, ja. Zumindest stammt alles aus der Zeit.«
Tony schaltete die Küchenbeleuchtung an und deutete auf einen Tisch vor dem Herd. »Setz dich doch dorthin, während ich Spagetti mit Fleischklößchen alla Fiori mache. Magst du Knoblauchbrot?«
»Ich liebe es.«
»Dann freu dich drauf!«
»Das war so gut wie angekündigt«, sagte Amanda, nachdem sie noch ein Stück Knoblauchbrot gegessen hatte. Sie fühlte sich dick und schläfrig nach so viel Nudeln und zwei Glas Chianti. »Etwas Wein?«
»Nur noch einen Schluck. Ich muss noch nach Hause fahren.« Tony goss Amanda nach und beobachtete, wie sie einen Schluck trank. Sie ertappte ihn beim Zuschauen und lächelte, um ihn wissen zu lassen, dass sie nichts dagegen hatte. Amanda konnte sich nicht erinnern, je einen entspannteren Abend mit einem Mann verbracht zu haben.
Sie trugen ihre Weingläser ins Wohnzimmer.
»Wie läuft's in der Arbeit?«, fragte Tony, während er die Scheite im Kamin anzündete.
»Ich habe ziemlich viel zu tun.«
»Aber dir scheint zu gefallen, was du machst.«
»Ja, größtenteils«, antwortete sie nachdenklich. »Ich hätte nur gern mehr Verantwortung.«
»Du arbeitest an dem Cardoni-Fall, nicht?«
»Am Rande. Der Antrag auf Nichtzulassung von Beweismitteln wird am Montag verhandelt, und Dad hat mir die Recherche dazu übertragen. Und ich habe unseren Ermittler Herb Cross begleitet, den ich dir im Krankenhaus vorgestellt habe.«
»Wie wird's ausgehen?«, fragte Tony, nachdem sie sich auf die Couch gesetzt hatten.
»Ich glaube, dass man uns den Antrag um die Ohren hauen wird.«
»Wieso?«
»Weißt du, worum es bei einem Antrag auf Nichtzulassung von Beweismitteln geht?«
»Wenn ich Zeit habe, sehe ich mir ab und zu Gerichtsserien im Fernsehen an.«
Amanda trank noch einen Schluck Wein. Sie hatte die Schuhe ausgezogen und die Füße auf Tonys Couchtisch gelegt. Nun spürte sie die Hitze des Feuers an ihren Sohlen. Sie merkte, dass sie eigentlich nichts dagegen hätte, länger so zu bleiben.
»Normalerweise braucht die Polizei einen richterlichen Beschluss, wenn sie ein Haus durchsuchen will, aber es gibt auch Ausnahmen. Eine davon tritt in Kraft, wenn ein Beamter nicht die Zeit hat, sich einen Durchsuchungsbefehl zu besorgen, weil die Beweismittel, nach denen er sucht, vernichtet oder fortgeschafft werden könnten, während er zu einem Richter geht. Genau das behauptet der Polizist, der die Berghütte durchsucht hat, und wir sehen keine Möglichkeit, das zu widerlegen.«
Tony saß mit angezogenen Beinen neben Amanda auf dem Sofa. Seine Haare waren verstrubbelt, und der Wein hatte seine Wangen gerötet. Amanda fiel es schwer, den Blick von ihm zu nehmen.
»Was passiert, wenn ihr verliert?«, fragte Tony.
»Dann kann der Ankläger alle Beweismittel vorlegen, die in der Berghütte und in Cardonis Haus in Portland sichergestellt wurden, und wir haben große Probleme.«
»Wenn Cardoni all diese Leute umgebracht hat, ist das doch vielleicht gar nicht so schlecht.«
»Das ist eine Möglichkeit, die Sache zu sehen.«
»Mal ehrlich, wenn er wirklich so kalt und so grausam ist, möchtest du dann nicht auch, dass er irgendwo weggesperrt wird,
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