Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
aus!«, sagte er. »Ich ruf dich bald mal an.«
Amanda sah zu, wie Tony mit eingezogenem Kopf in den Regen hinauslief und über die Straße zum Krankenhaus sprintete. Sie fragte sich, ob er wirklich anrufen würde. Es würde sie zwar einige Überwindung kosten, einen Abend in der Bibliothek einem Essen mit einem umwerfend attraktiven Arzt zu opfern, aber sie war überzeugt, dass sie Frau genug war für dieses Opfer.
»Und damit war für sie das Gespräch beendet«, sagte Herb Cross zu Frank Jaffe, nachdem er ihm von Justine Castles Befragung berichtet hatte.
»Was halten Sie von ihr?«, fragte Frank.
Cross lümmelte im Besucherstuhl in Franks Büro und starrte durch das Fenster hinter Frank zu den West Hills hinaus, während er seine Gedanken ordnete. »Sie ist sehr intelligent und sehr gefährlich. Sie hasst unseren Mandanten, und falls sie als Zeugin geladen wird, wird sie tun, was in ihrer Macht steht, um ihn in die Todeszelle zu schicken.«
»Cardoni glaubt, dass sie diese Sache auf ihn abwälzen will.«
Cross machte ein überraschtes Gesicht. »Er hält Castle für eine Serienmörderin?«
»Das sagt er zumindest. Sie ist Chirurgin, sie kannte Grant.«
Cross schaute skeptisch drein.
»Ich glaube es auch nicht«, sagte Frank, »aber über Castle müssen wir uns Gedanken machen. Ich muss wissen, ob und wie ich sie knacken kann, falls sie als Zeugin auftritt. Gehen Sie ins Gefängnis! Reden Sie mit unserem Mandanten! Beschaffen Sie sich so viele Informationen wie möglich über sie und dann heften Sie sich an ihre Fersen!«
18
Bobby Vasquez fand Sean McCarthy bis zum Hals in Schreibkram, als er das Dienstzimmer betrat und sich einen Stuhl an den Schreibtisch des Detectives zog.
»He, Bobby«, sagte McCarthy. »Was haben Sie?«
»Eine Menge«, erwiderte er und schlug den Ordner auf, den er unter dem Arm trug. »Cardoni wuchs außerhalb von Seattle auf. Seine Eltern ließen sich scheiden, und kurz darauf kam Cardoni in Schwierigkeiten. Auf der High School war er ein Starringer und hatte ausgezeichnete Noten, aber er wurde auch wegen Tätlichkeiten verhaftet. Der Fall kam nie vor Gericht. Ich habe keine Ahnung, warum das Verfahren eingestellt wurde. Nach der High School ging Cardoni mit einem Ringerstipendium an die Penn State, aber das verlor er, als er in seinem zweiten Jahr wieder wegen Tätlichkeiten verhaftet wurde.«
»Irgendwelche Details?«
»Über diesen Fall habe ich den Polizeibericht. Es war eine Kneipenschlägerei. Er hat den anderen ziemlich fertig gemacht. Als Teil einer Absprache mit dem Staatsanwalt meldete er sich zur Armee. Die Anklage wurde fallengelassen.«
»Wie machte er sich in der Armee?«
»Keine Probleme, soweit ich herausfinden konnte. Während der Militärzeit qualifizierte er sich für das Ringerteam und trainierte regelmäßig. Außerdem war er hervorragend im Nahkampf ohne Waffe. Nach der Armee ging er ans Hearst College in Idaho. Gute Noten, weiter erfolgreich als Ringer in der Collegeliga, danach Medizinstudium in Wisconsin und Assistenzzeit am New Hope Hospital in Denver.«
»Irgendwelche Schwierigkeiten in Idaho, Wisconsin oder Colorado?«
»In Colorado war Cardoni wegen eines Kunstfehlers angeklagt. Aber die Versicherung hat diese Sache bereinigt. Ich bin auf Gerüchte über Kokainmissbrauch gestoßen, und es gab einige Beschwerden wegen sexueller Belästigung, die aber im Sande verliefen. Nach seiner Assistenzzeit zog Cardoni nach Portland.«
»Woher stammt Cardonis Geld?«, fragte McCarthy.
»Ein Teil davon stammt aus einer Erbschaft. Seine Eltern sind tot. Außerdem habe ich gehört, dass er schlau investiert hat.«
McCarthy lehnte sich zurück und tippte nachdenklich die Fingerspitzen aneinander.
»Wenn Cardoni ein Serienmörder ist, dann hat er vielleicht nicht erst in Portland damit angefangen. Finden Sie heraus, ob es in Washington, Pennsylvania, Idaho, Wisconsin, Colorado oder in anderen Gegenden, in denen Cardoni lebte, ähnliche Mordserien gab wie die, um die hier geht.«
»Okay.«
»Weil wir gerade beim Thema sind, konnten Sie was über die Besitzverhältnisse des Anwesens in Milton County herausfinden?«
»Nichts. Ich war bei den Banken, die diese Schecks eingelöst haben, aber da es sich bei den Transaktionen immer um Beträge unter zehntausend Dollar handelte, gibt es keine Unterlagen. Haben Sie was Neues?«
»Ein bisschen was. Ich bin mir sicher, dass die Hütte in Milton County der Ort ist, wo die Organe für den Schwarzmarkt entnommen
Weitere Kostenlose Bücher