Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
hinweisen?«
Amanda war überrascht, dass diese Neuigkeiten Justine nicht mehr aus der Fassung brachten. Sie musterte ihre Mandantin. Justine hielt der Prüfung stand, ohne mit der Wimper zu zucken.
»Sie haben über das alles bereits nachgedacht, nicht?«
»Warum überrascht Sie das, Amanda? Mein Leben ist in Gefahr, und ich habe nichts anderes zur Verfügung als Zeit.«
»Nun ja, Sie haben Recht. Der Milton-County-Fall tut Mike weh, aber er kann ihn umgehen, wenn er beweisen kann, dass Sie zuvor schon wegen Geld getötet haben.«
Justines Lächeln verschwand. »Wovon reden Sie?«
»Ich habe die Autobiografie noch einmal gelesen, die Sie für mich geschrieben haben. Sie haben einiges ausgelassen. Zum Beispiel die Tatsache, dass Sie Ihren ersten Ehemann erschossen haben.«
Amanda sah, dass die Farbe aus Justines Gesicht wich.
»Und ich habe in Ihrer Biografie nichts von den einhunderttausend Dollar gelesen, die Sie von seiner Versicherung bekommen haben, und von den mehreren hunderttausend Dollar, die Sie erbten, als Ihr zweiter Ehemann innerhalb eines Jahres nach Ihrer Hochzeit eines gewaltsamen Todes starb. Glaubten Sie vielleicht, diese Kleinigkeiten würden mich nicht interessieren?«
»Ich habe Gil in Notwehr erschossen«, sagte Justine, und ihre Stimme war kaum mehr als eine Flüstern, »und Davids Tod war ein Unfall. Die beiden haben mit dieser Sache hier nichts zu tun.«
»Mike Greene denkt da ganz anders. Verdammt, Justine, Sie können mir so etwas doch nicht verschweigen! Ich muss vorbereitet sein. Hier geht's ja nicht um Ladendiebstahl! Wenn wir auch nur einen Fehler machen, bringt der Staat Sie um. Und Sie können sicher sein, dass der Staatsanwalt jedes noch so kleine Geheimnis herausfindet, das Sie mir verheimlichen.«
»Tut mir Leid.«
»Leid tun reicht nicht. Alles, was Sie mir sagen, ist vertraulich. Das habe ich Ihnen extra gesagt, wissen Sie noch? Es ist egal, wie schlimm etwas ist, Sie müssen es mir sagen. Kein anderer wird es erfahren, aber ich muss es wissen, wenn ich Ihr Leben retten soll. Okay?«
Justine antwortete nicht. Sie starrte an Amanda vorbei, die ihr die Zeit ließ, sich zu fassen.
»Wie haben die es herausgefunden?«
»Auf die gleiche Art, wie Herb Cross es herausfand, als mein Vater Vincent verteidigte.«
Justine riss den Kopf hoch. »Ihr Vater hat mich ausforschen lassen?«
»Cardoni sagte meinem Vater, Sie hätten die Opfer in Milton County ermordet. Wir gingen dieser Anschuldigung nach.«
»Wie können Sie mich verteidigen, wenn Sie glauben, ich hätte Vincent diese Sache anhängen wollen?«
»Ich glaube das nicht, und mein Vater ebenfalls nicht. Er glaubte Cardoni nie. Er tat einfach nur seine Arbeit.«
»Kann der Staatsanwalt Davids und Gils Tod vor Gericht zur Sprache bringen?«
»Er wird es auf jeden Fall versuchen.«
»Wird das in die Zeitungen kommen?«
»Natürlich. Auch wenn wir es schaffen, die Zulassung in der Hauptverhandlung zu verhindern, in den öffentlichen Anhörungen werden diese Dinge auf jeden Fall zur Sprache kommen.«
Justine beugte sich vor und zog die Schultern hoch.
»Das ist nicht gut«, sagte sie, mehr zu sich als zu Amanda. Dann sah sie ihre Anwältin direkt an. »Sie dürfen nicht zulassen, dass sie das tun!«, sagte sie flehend. »Hier kennt niemand meine Vergangenheit.«
»Der Staatsanwalt kennt sie. Er weiß, dass Sie Gil Manning knapp ein Jahr, bevor Sie ihn erschossen, für einhunderttausend Dollar versichern ließen.«
»Das war für das Baby«, sagte Justine verzweifelt. »Als wir heirateten, arbeitete Gil auf dem Bau. Er verdiente so wenig, dass wir uns nicht einmal eine eigene Wohnung leisten konnten. Ich musste für das Baby Vorsorgen, falls ihm etwas zustieß.«
»Sie haben die Versicherung nach Ihrer Fehlgeburt nicht storniert.«
Justine machte ein verblüfftes Gesicht.
»Nachdem mein Baby... Nachdem er ... ich ... ich konnte danach eine ganze Zeit lang keinen klaren Gedanken fassen.«
»Alex DeVore hat mit Gils Eltern gesprochen. Sie glauben, Sie hätten Gil ermordet.«
Zorn brachte Farbe in Justines Gesicht zurück. Sie starrte Amanda an.
»Wissen Sie, warum Gil glaubte, es wäre okay, mich als seinen privaten Punchingball zu benutzen? Er hatte gesehen, wie sein Vater mit seiner Mutter umging. In diesem Haus leben zu müssen war die Hölle. Gil und sein Vater waren beide Säufer, die unter Alkohol zu Gewalt neigten, und nach dem Ende der High School wurde die Sauferei noch schlimmer. Gil war plötzlich
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