Amanda Jaffe 01 - Die Hand des Dr Cardoni
Sie nicht gefunden?«, fragte Amanda.
»Wenn Cardoni mich hereinlegen wollte, war doch kein Geld zu kriegen, oder?«
Prochaska griff zum Hörer, kaum dass seine Besucher die Tür hinter sich geschlossen hatten.
»Weißt du was, Martin? Vincent Cardoni ist vielleicht gar nicht tot.«
»Ist das der Grund, warum Jaffe mit dir reden wollte?«
»Er verteidigt Cardonis Exfrau.« Er berichtete Breach von dem Treffen mit den Jaffes.
»Der Hurensohn«, sagte Breach, als Prochaska geendet hatte. »Wenn Cardoni wieder in Portland ist, dann will ich, dass wir ihn eher finden als die Bullen.“
48
Andrew Volkov schob seinen Putzkarren an die Wand, um zwei Internisten Platz zu machen. Sie waren tief ins Gespräch versunken und achteten nicht auf den unauffälligen Mann in der grauen Hausmeisterkleidung. Als sie vorbeigegangen waren, schob Volkov seinen Karren weiter. Dabei fiel ihm auf, dass ein anderer Arzt ihn vom Ende des Gangs her beobachtete. Er zog den Kopf ein, und der Arzt wandte den Blick ab, aber es war klar, dass er der Gegenstand seines Interesses war.
Der Arzt kam auf Volkov zu, der seinen Karren wendete und ihn in die entgegengesetzte Richtung schob. Rechts zweigte ein weiterer Korridor ab, und in den bog er ein. Auf halber Höhe dieses Gangs befand sich eine Tür zu dem Treppenhaus, das in den Keller führte. Volkov stellte seinen Karren neben der Tür ab und wartete einige Augenblicke, bevor er sie öffnete und so weit aufzog, dass sie einige Zeit zum Zufallen brauchen würde. Wenn der Arzt ihn verfolgte, musste die Tür ihn ins Treppenhaus locken. Auch wenn er sie nicht mehr zufallen sah, würde der Karren einen Hinweis darstellen, den nur ein Trottel übersehen konnte.
Volkov ging langsam die Treppe hinunter und blieb auf jedem Absatz stehen, bis er hörte, dass die Tür geöffnet wurde. Er hatte richtig vermutet. Er wurde verfolgt. Er wartete einen Augenblick und ging dann weiter treppab, wobei er so fest auftrat, dass seine Schritte durch das Treppenhaus hallten. Im Keller angekommen, öffnete er die Tür und ließ sie zuknallen. Vor ihm lag ein schmaler Gang, der durch die Dampfrohre, die an den Wänden entlang verliefen, noch schmaler wurde. Weit voneinander entfernte schwache Glühbirnen hüllten den Gang in kaum mehr als Dämmerlicht. Die Luft war feucht und kalt. Volkov ging zügig weiter, bis er zu einem Seitengang kam, der zum Heizungsraum führte. Er blieb stehen. Als er hörte, dass die Kellertür geöffnet wurde, trat er in den Seitengang und drückte sich an die Wand. Er hörte Schritte näher kommen. Kurz vor dem Seitengang hielten sie an. Dann kam der Arzt um die Ecke.
»Warum verfolgen Sie mich?«, fragte Volkov.
Der Arzt riss erschrocken die Augen auf. Er zog ein Skalpell aus der Tasche und ging auf Volkov los. Volkov parierte den Hieb und holte zu einem Tritt aus. Der Arzt wich aus, und so streiften ihn nur die Zehen des Hausmeisters. Dessen Körper wurde von dem Schwung des Tritts mitgerissen. Seine Faust traf den Arzt an der Schulter und schleuderte ihn gegen die Betonwand. Volkovs nächster Tritt hätte seinem Gegner eigentlich die Kniescheibe zerschmettern sollen, aber er sah überrascht, dass sein Angreifer wieder auf ihn zu stürzte und so die Wucht seines Tritts neutralisierte.
Volkov spürte einen scharfen Schmerz in seiner Seite und merkte, dass sein Gegner ihm einen Stich versetzt hatte. Der Arzt holte noch einmal aus, und das Skalpell zerschnitt Volkovs Hemd und ritzte ihm die Haut. Der Hausmeister ächzte, riss den Ellbogen hoch und sah, wie Blut aus der gebrochenen Nase des Angreifers spritzte. Der Arzt schlug blindlings um sich und stach Volkov in die Wange. Dessen nächster Tritt traf voll und warf den Arzt nach hinten, sodass er das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
»Andrew?«
Arthur West, ein anderer Hausmeister, stand am entfernten Ende des Gangs.
»Was ist denn da los?«, fragte West.
Der Arzt hielt noch immer das Skalpell in der Hand und rappelte sich jetzt wieder hoch. Volkov zögerte. West kam auf ihn zu. Volkov trat noch einmal nach dem Arzt und lief zum Ausgang am entgegengesetzten Ende des Gangs. Er riss die Tür auf und rannte über die Straße zum Angestelltenparkplatz.
49
Amanda ging vom Stockman Building einige Blocks weit in Richtung Fluss und betrat O'Brien's Glam Bar , wo Vasquez in einer der rückwärtigen Sitznischen auf sie wartete.
»Was ist zu tun?«, fragte er.
Amanda gab ihm die Liste der Angestellten, die Tony ihr gefaxt
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