Amarilis (German Edition)
Dieser hatte ihm anvertraut, die unter den Santoganern
bestehenden Querelen auszunutzen und die Positronen an die Verschwörer zu verkaufen.
Diese wären ihm sicherlich mehr ausgeliefert, als der eine stärkere Position
besitzende Wissenschaftsrat.
Doch unwillig drückte er bei diesem Gedanken die Zigarre aus.
Sein Instinkt warnte ihn vor einer solchen Allianz. Denn zum einen besaßen diese
nicht die Ölausfuhr in ihren Händen und hatten weiterhin nur wenig Einfluss auf
die wirtschaftlichen Verbindungen ihres Planeten. Einer Revolte und dem daraufhin
folgenden Umsturz traute er aber auch nicht. Wie er aus eigenen Erfahrungen wusste,
bestand ein solches Vorgehen aufgrund der instabilen Verhältnisse oftmals nur
in reinem Pokern mit den eigenen Kräften.
Der andere Grund, der seine Unwilligkeit gegenüber den
Verschwörern begründete, bestand in der Problematik der Positronen selbst. Der
Professor! Nicht, dass ihn irgendwelche Skrupel plagten, noch dass er sich
Sorgen wegen einer Aufdeckung des Kidnappings des alten Mannes machte. Dessen
Gefangennahme war eine logische Folge dessen Unparteilichkeit und der Gefahr,
die damit verbunden war. Sein Versteck aber war sicher und ließ keinen Konkurrenten
an ihn heran.
‚Nein’, dachte er, ‚das Problem liegt ganz woanders.’ Es
bestand ein Geheimnis, das nur er und der Professor selbst kannten. Es war so geheim,
dass er es sogar in seinen eigenen Gedanken nicht auszusprechen wagte. Es war
das zentrale Element seiner Strategie, und wenn nur ein Windhauch davon an die
Öffentlichkeit treten würde, würden alle seine himmelstürmenden Pläne wie ein
Kartenhaus zusammenfallen. Selbst Dr. Kortgens ahnte von alledem nichts.
‚Vielleicht’, ging es ihm feixend durch den dicken Kopf,
‚vielleicht hätte dann selbst Kortgens nicht mehr mitgemacht.’ So wusste er
allein, dass seine Maßnahme, den Professor aus dem Verkehr zu ziehen und ihn
sich zur alleinigen Verfügung zu halten, die einzig entsprechende war.
Er griff in die versenkbare Schublade und holte einen
Schlüssel hervor. Gedankenverloren spielte er an dem Ring. Dann stand er auf
und machte sich zum Weggehen bereit.
In der Vorhalle seines Büros beorderte er, ihm alle
eingehenden Gespräche und Anfragen, aber auch alle Bitten von Besuchern und
Vorsprechenden für den nächsten Tag auf den Tisch zu legen. Dann stieg er in
den Fahrstuhl und ließ sich zu seinem privaten Llslp bringen. Dort erklomm er
höchstpersönlich die Fahrerkabine.
‚Ich muss mir eine Erklärung vom Professor unterschreiben
lassen’, dachte er, ‚in der er die Produktion der Positronen andeutungsweise beschreibt.
Und zugleich damit zum Ausdruck gibt, dass es ihm wirklich möglich ist, sie
unter gewissen Bedingungen herzustellen. Doch diese Bedingungen sind keine
physikalischen.’ Er war nach wie vor kein Mann der Wissenschaft. ‚Diese
Bedingungen werden allein die meiner finanziellen Forderungen sein.’
Damit erhoffte er für das abendliche Gespräch mit Shan-Ucci
eine günstige Voraussetzung geschaffen zu haben, den Kapitän auf seine Seite
ziehen und ihn zu einer unverbindlichen Vorauserklärung veranlassen zu können.
Gelassen öffnete er die Treibstoffzufuhr der
Wasserstofftanks. Langsam rollte der Gleiter voran und hob sich dann senkrecht
in die Luft. Er war aber dabei immer noch derart in Gedanken, dass er nicht den
Schatten bemerkte, der ihm bis zum Kleinluftschiff gefolgt war.
Direkt unter ihm verhielt nun, sich vorsichtig duckend, ein
untersetzter Mann und schaute, sich die Hand schirmend über die Augen haltend, hasserfüllt
nach oben. Sein rundes, teigiges Gesicht glänzte in der Sonne. Als das Kleinluftschiff
entschwunden war, kratzte er sich nachdenklich an den abstehenden Ohren. Dann
schlich er den Weg wieder zurück nach unten.
Helligkeit überflutete Steffs Gesicht. Durch die Lider begannen
plötzlich wild springende Punkte zu flimmern. Der Traum, den er gerade hatte,
verschwand ohne Erinnerung. Lediglich der Duft feuchten, geschnittenen Grases
blieb zurück. Unwillig öffnete er die Augen.
Meika stand am Fenster und ließ sich die Morgensonne auf
ihren rosigen Busen scheinen. Vom Bett aus sah er lediglich ihre hell
umleuchtete Silhouette vor den aufgezogen Vorhängen. In diesem Moment drehte
sie sich herum. Ihre Brüste wippten auf, und ihr Gesicht überzog ein strahlendes
Lächeln.
»Na, bist du auch schon wach?« neckte sie ihn und
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