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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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wählte eine Hamburger Nummer. Er musste einige
Sekunden warten, bis er ein Knacken in der Leitung vernahm. Sogleich verzog
sich sein feistes Gesicht zu einem grinsenden Bacchuskopf.
       »Hallo, mein Lieber. Wie gehen die Geschäfte?« Doch er ließ
den anderen nicht lange erklären. »Wir müssen schnell handeln«, wischte er dessen
Erstaunen beiseite und begann, ihm seinen Plan mitzuteilen. Sein roter Nacken
glänzte vor Schweiß, und die Krawatte würgte ihm plötzlich den Hals. Aber er
achtete kaum darauf und lockerte nur einwenig den Knoten.
       Ihm ging es vor allem darum, die United Oil als Rückendeckung
seiner Kreditwürdigkeit zu bekommen. Mit dem großen Konsortium, das den Hamburger
Importhafen beherrschte, hatte er einen Partner, der ihm die Wege zu den Banken
vollends öffnen sollte. Für eine Beteiligung an der Raffinerie und Verteilung
des santoganischen Öls wollte er ihn ködern.
       Weiterhin erhoffte er sich die Freigabe eines nicht
unbeträchtlichen Aktienpaketes an ihn persönlich. Durch das santoganische Monopol
und die dadurch erzielten Gewinne zählte er auf eine Hausse und einen erheblichen
Run auf die Aktien. Durch die dann erfolgende Dividende dieser Spekulation
wollte er sich eine eigene Weltraumflotte aufbauen. Dabei rechnete er mit 100
Milliarden Euromark eigenen Anfangskapitals.
       Der zweite Vorsitzende wollte sich aber nur auf eine
Vorvertragsunterzeichnung einlassen, wenn vorab eine Klausel formuliert wurde,
die den Abschluss erst bei santoganischer Zustimmung rechtskräftig werden ließ.
Da dieser Zusatz jedoch extern blieb, genügte dem Konzernboss diese Zusage
bereits. Hocherfreut legte er auf. Nun, so nahm er an, war der Weg frei für
konkrete Verhandlungen mit der Deutschen Bank- und Handels GmbH, dem größten
Kreditinstitut Europas.
       Er bat erneut um Anschluss, den ihm die Sekretärin des
Vorzimmers der Bank auch sogleich gewährte. Der Direktor hörte sich seine
Auslassungen schweigend an. Die umgehende Rückkehr Shan-Uccis war noch lange
kein Zeichen dessen Einwilligung. Aber er fühlte insgeheim dennoch einen
leichten Druck auf seiner Brust. ‚Was war, wenn die Positronen doch noch auf natürliche
Weise gefunden wurden?’
       »Was spielt das für eine Rolle? Ich werde schließlich einen
Abnahmevertrag mit Ihnen aushandeln, den Sie dann nur insofern einzuhalten brauchen,
als dass sie mir das Öl liefern.« Der Mann im silbernen Anzug lehnte sich
zufrieden zurück. Doch seine Augen blieben hellwach. Er war sich bewusst, dass
er mit dem Feuer spielte. Er äußerte Vorbedingungen, die er eventuell nicht
einhalten konnte. Er musste geschickt bluffen. Dazu gehörte auch, das Gespräch
zu lenken.
       »Außerdem ist hinter meinem Unternehmen die United Oil Company.
Mit der Machtbindung unserer drei Interessengruppen gebe ich keinem mehr eine
Chance, mit den Santoganern abschließen zu können. Wir haben die größte
Finanzkraft, die vielseitigsten Abnahmemöglichkeiten und nicht zuletzt ja die
Positronen selber.«
       Der Direktor überlegte. »Sie sagen, Sie haben schon die
absolute Zusicherung der United Oil?«
       Der Mann mit der Zigarre grinste in sich hinein. Der erweiterte
Passus wurde nicht direkt in den Vertrag genommen. »Ganz sicher, Herr Direktor.
Wenn Sie wollen, können wir uns Morgen zu weiteren Verhandlungen treffen, und
ich bringe Ihnen Vertrag und andere Unterlagen mit. Dazu verspreche ich Ihnen,
einen authentischen Bericht von meinem Gespräch mit Shan-Ucci, wenn nicht sogar
schon eine Vorvertragsabzeichnung.«
       Er spekulierte wie beim Vertrag mit dem Ölkonsortium auf
einen externen Passus, den er mit dem Kapitän als Vorbehelf abzuschließen gedachte.
Und es sollte sich zeigen, dass er auch etwas Ähnliches dem Direktor der Bank
am nächsten Tag vorweisen konnte. Denn Shan-Ucci fand sich tatsächlich bereit,
ihm den Ölimport zu garantieren, wenn er ihm als Gegenleistung die Positronen
brächte. Der externe Zusatz sollte darin bestehen, dass der Vorvertrag beide
Seiten an nichts bände, sondern nur eine Präferenz darstellte und den
momentanen Stand der Verhandlungen aufzeigte. Eine Standortbestimmung, mehr
nicht.
       Doch der Konzernboss war es zufrieden. Endlich hatte er
Zutritt zu der großen Bank gefunden. Danach gäbe es keinen, der nicht
nachziehen würde. Sein Zweckoptimismus reizte in ihm sogar den Gedanken, den reinen
Präferenzcharakter des Papiers allein für sich zu verwenden und einer Idee von
Kortgens zu folgen.

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