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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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ihn fast erschrecken. ‚Es kam aus der
Unendlichkeit der Sterne, wo alle Dinge miteinander verbunden sind - das heißt,
aus der Weite des Kosmos, aus der auch wir einst stammten.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

V
     
     
     
    Der Mann im silbernen Anzug steckte sich eine neue Zigarre an.
Der Rauch ihres Minzearomas schwebte über dem gewölbteichernen Schreibtisch.
Genüßlich sog er an dem feuchten Mundstück des sich verjüngenden Endes. Dann
lehnte er sich zurück und betrachtete angelegentlich die marmorne Täfelung der
weißen Decke.
       Vor einer Stunde hatte er die Benachrichtigung erhalten, dass
das Sternenschiff von Shan-Ucci in einem Orbit um die Erde kreiste und auf die
Landegenehmigung wartete. Er hatte den Eindruck, dass sich der Kapitän aufgrund
seiner dringenden Ermahnung endlich zum Positronenkauf entschlossen hatte.
       Er konnte nicht wissen, dass die ehemalige Ansiedlung der
Pflanze so schnell gefunden werden konnte, um eine baldige Rückkehr zu
ermöglichen, denn er war kein Mann der Wissenschaft, dem zumal die besondere
Technik der Santoganer nicht vertraut war. Er war ein Mann der Wirtschaft, dem
es mehr um die Verwertung der Technik und ihrer Ergebnisse ging, als um die
Methode selbst. Ihm war jedes Mittel recht, das zu einem Erfolg führte.
       Deshalb machte er sich auch keine Vorstellung, wann die
dortigen Forschungen hätten abgeschlossen sein können. Nachdem Steff und seine
Kollegen die positronenemittierende Pflanze genau lokalisiert hatten, war ihre
Arbeit auf wenige Details begrenzt. Sie wussten nun, dass ihr Rückzug in die
Höhlenschächte der damaligen Geosynklinalen nördlich von Hamburg war. Somit
brauchte es nur noch einiger Berechnungen, um den exakten Sektor herauszufinden.
       Unter anderem stellten sie fest, dass die Chemopflanze
bereits ihren Übergang in die unteren, von der Außenwelt abgeschnittenen
Schichten erreicht hatte. Zum Zeitpunkt ihrer Anwesenheit auf Santoga gab es
kaum noch Positronenauswürfe, wie sie im ersten Jahrhundert der teleskopischen
Beobachtung vorgekommen waren.
       Auffällig dabei war, dass ihr Aufkommen lediglich an eine
Stelle zurückgeführt werden konnte. Nirgends woanders, weder in Nordamerika,
noch Asien hatten sie ein weiteres Ausströmen bemerkt. Dr. Ravishnari war der
festen Meinung, dass dieser einmalige Umstand allein am Meteoriten gelegen
haben musste, dessen von ihm abgebrochenes Plasma der Pflanze die Chemosynthese
und als Nebenfolge die Ausschickung der bi-3 Positronen ermöglichte.
       Zumal die meeresnahen Sumpfgebiete und die zahlreichen
Mulden, die durch das instabile unterirdische Magma und dessen vulkanoide
Tätigkeit entstanden waren - gleichwie periphere Ausläufer des alpinen Faltenwurfs
- ihre Entwicklung weiterhin begünstigte. Dieser Ansicht schlossen sich alle
anderen an.
       Für Steff war dabei eine Übereinstimmung insbesondere
auffällig: Das Gebiet war auch von Dinosauriern bevorzugt worden, die dort ihre
spezielle Weichnahrung gefunden hatten. Gleichzeitig konnten sie feststellen, dass
die betreffenden Wasserpflanzen innerhalb desselben Zeitraumes eingingen, indem
sie in der aufkommenden Regression verdorrten, wie die Chemopflanze sich
vermehrte. Diesen Umstand gelang es ihnen aufgrund eines speziellen Gerätes
festzustellen, dem anhand fossiler Funde die Molekularkette der Wasserpflanzen
eingegeben wurde. Danach brauchte der Computer lediglich die spezifische Rotationsenergie
der molekularen Amplitude messen, um die chemische Häufigkeit und Verbreitung
der Pflanze anzugeben.
       Derlei Gedanken gingen jedoch nicht durch den Kopf des Konzernbosses.
Von daher gab er der frühen Rückkehr Shan-Uccis eine andere Bedeutung, als sie
es eigentlich war. Gelassen schmauchte er an seiner Zigarre und dachte bereits
daran, den Milliardenhandel mit seiner Bank perfekt zu machen. Je eher er das
Geschäft abschloss, desto weniger Konkurrenten hatte er.
       Doch er sollte diese Unvorsichtigkeit und Fehleinschätzung
noch zutiefst bereuen. Er wusste nicht, dass die Santoganer einiges dazugelernt
hatten. Sie glaubten nicht mehr sogleich dem Wort des Menschen, denn sie erfuhren
immer wieder, dass deren Worte nur unter bestimmten Umständen galten und nicht
stets verbindlich blieben. Sie vertrauten nur noch der Tat, nicht mehr der
Sprache.
       Kurz entschlossen zog er die Schublade hervor, in der sein
codierter Privatanschluß war und

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