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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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anderes benötigten und in eine vollkommene Abhängigkeit
zu ihm gerieten. Dadurch wurden sie aber auch nicht motiviert, ihren eigenen Lebensstandard
zu heben beziehungsweise nach anderen Möglichkeiten der Nahrung zu suchen. Sie
hatten es einfach nicht nötig. Sie erweiterten lediglich ihr kommunikatives
System und gedachten einer mehr künstlerischen Gestaltung ihrer Zeit. Doch
imgrunde hielt sie das Plasma in absoluter Sklaverei. Das kann man negativ und
positiv sehen. Schließlich lebten sie auch wie im Paradies.«
       »Aber was muss ihnen denn gefehlt haben, um eine intelligente
Zivilisation aufbauen zu können?«
       »Du redest mit deinen Maßstäben, Steff. Muss eine
Zivilisation denn unbedingt so aussehen, wie bei euch? Der Gradmesser einer
Intelligenz kann doch auch in ihrer Friedensfähigkeit liegen! Vielleicht haben
sie keine Selbstständigkeit... Und keine Vielfalt der Versorgung. Daraus kann man
zwar schließen, dass sich auch ihre sozialen Beziehungen nicht großartig verfeinerten.
Sie waren ja nicht über die Spezifizierung von Arbeit aufeinander angewiesen.«
Mata-Hele zögerte mit dem nächsten Satz. »Ich meine, dass ihnen einfach die
Variationsmöglichkeiten auf der Erdoberfläche gefehlt haben, um eine Art
Technik und auch eine kompliziertere Struktur des Zusammenlebens zu
entwickeln.« Er zeigte auf eine Wandmalerei. »Schau mal, es sind kaum soziale
Aktionen in ihren Bildern zu sehen, die auf ein Austauschverhältnis von
Gegenständen schließen lassen. Es gab lediglich das Plasma, zu dem sie sich bekannten,
und von dem sie ihre gemeinsame Ordnung abzuleiten schienen.«
       »Du meinst also«, ergänzte Steff, »dass sie die Intelligenz
für eine friedvolle Welt in sich hatten, dass ihnen aber die Konkurrenz des
Artenreichtums der Erdoberfläche fehlte, um selber eine Vielfalt von Dingen und
anderen Verhaltensweisen zu entwickeln?«
       »Genau. Und diesen Artenreichtum kann allein das Plasma nicht
hervorbringen. Dafür ist ein anderes kosmisches Ereignis notwendig.« Er schaute
Steff an und setzte auf dessen fragenden Blick seine Erklärung fort: »Das ist
die Sonne, ihre Wärme und die diversen Strahlen ihres Lichtes. Verstehst du,
Steff? Das Plasma des Meteoriten hat letztlich in der Dunkelheit und
sonnenlosen Hitze die Pflanze und das Iguanodon gerettet und erhalten, aber andererseits
auch ihre endgültige Entwicklung verhindert.«
       Steff überlegte sich die Erwägungen seines Freundes genau.
Sie schienen ihm logisch und einsichtig. Das Plasma als Garant und zugleich
Begrenzung des Lebens. ‚Ist denn ohne die Sonnenstrahlung kein höheres Leben
möglich? War die Nacht der Bote des Todes?’ Er empfand bei diesen Gedanken
keine Befriedigung. ‚Die Nacht war der Schutz des Wassers. Sie brachte die
Abkühlung. Und außerdem schien in ihr der Mond!’
       Mata-Hele setzte sich zu Steff auf den Boden. Er hatte
bislang neben ihm gestanden und die Zeichnungen der Höhlenwände betrachtet.
Still schaute er ihn nun an, da er bemerkt hatte, dass dieser sehr in Gedanken
war. Als der Mensch, sein Freund, den Kopf hob, haftete sein Blick in dessen
Augen.
       »Weißt du, was die Sage unseres Volkes behauptet?« begann Mata-Hele
schließlich wieder. »Wir hätten einst im Bauch eines riesigen Schiffes auf
Santoga gelebt. Wir, das heißt, unsere Ahnen, konnten damals noch nicht
sprechen, weder ein Haus bauen noch ein Werkzeug nutzen. Wir waren halb Tier,
halb Santoganer, wir vermehrten uns aus uns selbst, saßen teilnahmslos und
dumpf herum und verstanden nichts von dem, was um uns vor sich ging. Es heißt
sogar, dass da, wo wir waren, eine vollkommene Dunkelheit herrschte.«
       Erwartungsvoll sah er Steff an. »Verstehst du, was das
heißt?«
       Steff sah in seinen Augen, wie sich das Dunkel der Pupille
öffnete und ihm erneut das blaue Bernstein der Meere erschloss. Weit, bis tief hinter
den Horizont, der sich zwischen Himmel und Wasser zog, blickte er und glaubte,
die verhangenen Schatten von Wolken auszumachen.«
       »So seid auch ihr in der Dunkelheit geboren.«
       Mata-Hele schlug die Augen nieder, ein Zeichen höchster
Erregung. Seine dünnen Lippen pressten sich zusammen, doch nach einigen Sekunden
hob er wieder den Blick. »Wir waren wie die Saurier ohne das Licht. Wir hatten
uns in etwas befunden, dessen Material hauptsächlich aus festem Plasma bestand.
Und auch dieses Plasma muss etwas Chemosynthetisches hervorgebracht haben, dass
die bi-3 Positronen

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