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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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am nächsten Tag den
neben ihm stehenden Steff, »dass eure Träume von der Intensität des Erdtrabanten,
vor allem von seiner vollen Phase, abhängig sind?«
       »Ganz unbedingt«, erwiderte dieser. »Mehr noch, es ist in
letzter Zeit bewiesen worden, dass selbst ihre Inhalte und die für uns schrecklichen
Nachtmare vom Mond begründet werden. Zum Beispiel nehmen gerade bei Vollmond
die sexuellen Phantasien erheblich zu und ziehen sich auch mit anderen Inhalten
fast über die ganze Nacht hin. Wir finden dabei kaum Tiefschlaf, und wenn, dann
oft mit den nur in ihnen vorkommenden intensiven Alpen.«
       Er erzählte weiter, wie unerklärlich bislang der Wissenschaft
dieses Phänomen war, und wie wenig sie auch jetzt noch darüber wusste.
Mata-Hele hörte aufmerksam zu und fragte dann:
       »Kann es sein, dass sich eurer Schlafverhalten
beziehungsweise euer Träumen in diesen unterirdischen Höhlen besonders
verändern konnte, weil ja gerade hier die Saurier durch ihren intensiven
Somnambulismus ihr blindes Verständigungssystem aufgebaut haben und somit der
Pflanze gefolgt waren?«
       Steff dachte darüber nach. Diesen Punkt hatte er noch gar
nicht in Erwägung gezogen. Wahrscheinlich konnte erst ein Außenstehender die Zusammenhänge
besser einordnen. Denn das war etwas, das sie von innen her einnahm, das sich
in sie schlich, und über das sie weder ausreichend Kenntnis sammeln noch sich
dagegen feihen konnten.
       Nachdenklich hob er den Kopf und konzentrierte sich wieder
auf den Vordermann, denn in diesem Augenblick blieb die Expedition abrupt stehen.
Noch ehe ihre eigenen Sinne etwas wahrgenommen hatten, leuchteten die Skalen
der santoganischen Detektoren auf. Sie maßen eine Bewegung, die von vorne kam.
Doch mehr zu sagen war keinem der beiden Rassen möglich. Die schattige Ruhe der
von den Lampen matt beschienene Finsternis dämpfte jedes Geräusch um sie herum
und schien es in ihrer dünnen Luft fast zu verschlucken.
       Jetzt merkten sie auch, wie sich der Gang beugte und zusehends
abschüssiger verlief. Die von ihren Schuhen gestoßenen Steine begannen zu
rollen und in eine schwarze Tiefe zu poltern. Immer steiler neigte sich der
Weg, so dass die Wissenschaftler beider Rassen Mühe bekamen, ihre Balance zu
halten. Mit einem 40%-igen Gefälle zerriss die kaum noch zu durchdringende
Dunkelheit vor ihnen im Strahl der Scheinwerfer. Modriger Geruch stieg in ihre
Nasen und klamme Kälte kroch aus der Tiefe durch die leicht kondensierende
Oberschicht ihrer Parkas. Nur seitlich gelang es ihnen noch, vorsichtig einen
Fuß vor den anderen setzend, in die feuchte Finsternis hinabzuklettern.
       Jetzt begannen sie, vom Keuchen ihres Atems und dem Gestampfe
ihrer Füße ein Geräusch zu unterscheiden, das dumpf aus der Tiefe kroch und
bisweilen wieder völlig verschwand. Es war wie das Krachen eines Schusses,
dessen Echo sich in der Leere eines abgeschlossenen Raumes brach. Immer
deutlicher vermeinten sie dabei das Rauschen von Brandung zu hören. Der Lärm
schwoll zu einem tosenden Orkan, und plötzlich dampfte vor ihnen dichter Nebel
auf, dessen feuchte Schwaden sie bald eingehüllt hatten.
       Als sie um die Ecke einer riesigen Katakombe bogen, sahen sie
es: Von hoch oben donnerte ein mächtiger Wasserfall durch einen breiten Riss
vor ihnen im Stein, dessen Ränder weit auseinander klafften. In der Tiefe der
Dunkelheit verlor sich sein Gebrüll, und seine durch Felsenvorsprünge aufgerissenen
Wasserstrudel zeichneten sich gespenstisch im matter werdenden Licht der
Scheinwerfer ab.
       Es war unmöglich zu sagen, woher er kam, und wohin es ihn
zog. Er musste sein Bett bereits seit Jahrmillionen durch das Gestein geschnitten
haben, und nichts hatte sich ihm bisher in den Weg stellen können. Unerkannt
von den Menschen hatte er sich hier zum Herrscher der Unterwelt aufgeschwungen,
und ungehört war bislang das tosende Lied seiner Fluten verklungen.
       So schien er sich zum ersten Mal an etwas anderem messen zu
müssen, denn machtvoll verbaute er den Eindringlingen den weiteren Weg. Ungefähr
20 Meter trennte er die Halle auf und verunmöglichte es ihnen, den gegenüberliegenden
Schacht zu erreichen. Unschlüssig standen die Wissenschaftler umher und
versuchten, einen Gang zu finden, der sie um den Wasserfall herumführen konnte.
       Es dauerte nicht lange, da entdeckte Mata-Hele zu ihrem
Erstaunen ein weit verzweigtes Labyrinth, dessen Gänge sich schier unendlich
erstreckten und neue Hoffnung

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