Amarilis (German Edition)
auf ein Vorwärtskommen erweckten. Sie fanden außerdem
heraus, dass sich viele der Gänge in größere Höhlen erweiterten, die bequem
einer zehnköpfigen Gruppe Platz bieten konnte.
Ferner stellten sie fest, dass es auf den Höhlenböden und an
den Wänden dicke Schwefelablagerungen gab, die sich in einer lavaähnlichen
Schlacke befanden. Hier war es wieder etwas wärmer, und sie beschlossen, sich
für eine Weile auszuruhen. Während die Menschen sich nach dem Essen niederlegten,
nahmen die Santoganer Kontakt mit der Bodenstation auf und berichteten über die
bisherigen Vorkommnisse.
Mata-Hele begann inzwischen allein nach einem Weg um den
Wasserfall zu suchen. Dabei stieß er auf eine seltsame Ablagerung von
Lavasegmenten, die sogleich sein Interesse erregten. Vorsichtig grub er eine
kreisförmige Vertiefung um das verhärtete Magma, befreite die steinerne Scholle
und säuberte sie von den Resten der vulkanischen Asche.
Das aber, was er dann sah, veranlasste ihn umgehend, Steff zu
wecken und es ihm zu zeigen. Hauchdünn, nur wie der Schatten einer Formung,
zeichnete sich auf der glatten Platte der zusammengepresste Abdruck eines Fußes
ab, der sichtlich erhoben nur auf den Zehenspitzen gegangen war.
Sofort rüttelte Steff die anderen auf und zeigte ihnen den
Fund. Ehrfürchtige Freude breitete sich in ihren Gesichtszügen aus. Sie wussten,
was diese kleine Entdeckung bedeutete. Sie hatten den Lohn ihrer Bemühungen vor
Augen. Die Bestätigung, die all ihr Suchen rechtfertigte und ihre Theorien
erhärtete: sie hatten den fossilen Fußtritt eines Urtieres gefunden, der
bewies, dass ein Lebewesen in die Erde eingedrungen war, sich dort fortgepflanzt
und womöglich zu einer höheren Intelligenz in den Abermillionen von Jahren
entwickelt hatte.
Und noch viel mehr: Sie hatten zugleich auch einen indirekten
Hinweis auf die Pflanze selbst erhalten. Sie wussten nun, dass sie auf dem richtigen
Weg waren.
Sie brauchten nicht allzu lange weitersuchen, um alsbald
einen beträchtlichen Fundus an Fossilen aus der Vulkanasche zu sammeln. In der
Regel waren es gut erhaltene Knochen, die erste Hinweise auf einen aufrechten
Gang der damaligen Tiere gaben. Die Oberschenkel waren gestreckt und wiesen
einen nach innen gerichteten Gelenkkopf auf. Die Hüftgelenkpfanne hatte eine große
Öffnung am unteren Rand und darüber einen stark entwickelten Knochenwulst.
Vor allem aber konnte eine Hypothese, der besonders Steff
nachgegangen war, bestätigt werden: Sie hatten es eindeutig mit Sauriern zu
tun, die der Spezies der Ornithischier angehört haben mussten, von denen alle
Pflanzenfresser waren. Die Art der Funde ließ sogar den Schluss zu, dass es
sich hier tatsächlich um Iguanodons handelte, die allerdings mit der Zeit durch
die Anpassung an die lichtlose und höhlenartige Umgebung zu wesentlich
kleineren, gedrungeneren, aber immer noch bipeden Sauriern mutierten.
Diese Feststellung wurde einen Tag später durch eine
sensationelle Entdeckung nicht nur bestätigt, sondern auch noch ergänzt. Es
fanden sich nämlich außerordentlich gut erhaltene Felszeichnungen, die nur von
den Iguanodons stammen konnten, da sie diese selbst in verschiedenen Aktionen
zeigten: Die Saurier befanden sich vor einem Dreieck, aus ihm trinkend, aufrecht
stehend und einen Sack auf ihrer Stirn aufblasend.
Mata-Hele und Steff sahen sich an. Sie wussten beide im
selben Augenblick, dass sie die abgebildeten Symbole kannten. Die Dreiecke und
der wie zum Röhren erhobene Kopf, an dessen Vorderseite sich gewindeförmige
Beutel blähten. Keiner von ihnen sagte etwas, doch sie ahnten beide, was sich
in diesen Dreiecken befunden haben musste. Der Samen der Pflanze, ihr zur zähen
Flüssigkeit geronnenes Plasma.
Sie erkannten aber noch weiteres auf den Zeichnungen.
Zwischen den Dornfortsätzen ihrer Rückenwirbel hatten die Iguanodons - wahrscheinlich
im Gleichmaß mit ihrer Schrumpfung - eine Hautfalte gebildet, die in den oft
kälteren, vulkanferneren Gängen durch die so vergrößerte Körperfläche als
Wärmeregulator diente. Zum Schutz vor den ansonsten möglicherweise 400 Grad
heißen Schächten hatten sie eine lederne Epidermis, die mit dem Rückensegel die
Vulkanhitze in Energie umwandelte. Die so entstandene elektrische Leitfähigkeit
verband sie mit dem Plasma. In dieser kinetischen Wärmeumsetzung musste die
Verbindung zur Flüssigkeit der Dreiecke liege.
Aber die Funde und Zeichnungen ergaben
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