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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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produzierte, wovon wir lebten. Die Partikel haben unseren
Gittergeraden verholfen, sich aufzufüllen. Sie waren der Garant unseres Lebens.
Aber erst als wir aus irgendeinem Grund aus den Katakomben heraustraten, erst
als wir auf der Oberfläche Santogas Fuß fassten, haben wir uns auch soweit
geistig vervollkommnet, dass wir in der Lage waren, Technik und Fortschritt zu
entwickeln. Dieses war allein schon deshalb nötig, weil wir nicht mehr auf eine
unbedingte Versorgung des Plasmas und einer ähnlichen Art von Pflanze in der
Außenwelt zu hoffen hatten. Wir hatten uns befreit und gleichzeitig der
Endgültigkeit hingegeben. Wir fanden den Fortschritt, um letztlich durch ihn zu
stagnieren.« Betrübt schüttelte er den Kopf. »Eine unerbittliche Konsequenz der
Natur, wer glaubt, sie bereits bezwungen zu haben.«
       Steff umfasste die Schultern des Santoganers. »Aber warum
habt ihr die Pflanzen nicht mitgenommen?« Fragend schaute er ihn an.
       »Warum nicht?« Mata-Hele schaute hilflos vor sich hin. »Weil
sie auf der Oberfläche von Santoga eingingen. Deshalb glaube ich auch, dass wir
nicht freiwillig aus unseren Höhlen gekommen sind. Dafür gibt es eine einfache
Erklärung: Wir haben uns zu zahlreich vermehrt. Die unterirdischen Grotten und
Gänge konnten uns nicht mehr fassen. Deshalb sind wir nach oben ausgewichen.«
       Er machte eine nachdenkliche Pause, bevor er von neuem
begann. »Weißt du, der rote Fels, auf dem das Plateau liegt, muss unsere
ursprüngliche Heimat gewesen sein. Er hat Plasma und auch unterirdische Gänge,
die inzwischen allerdings fast alle eingestürzt sind. Wir haben dort nachgeforscht,
aber keine Chemopflanze mehr gefunden. Ich bin ganz sicher, dass hierin der
zweite Grund unseres Exodus bestand. Die Pflanze muss sich reduziert haben in
dem Maße, wie wir uns vermehrten. Ich glaube aber letztlich, sie ist einfach
eingegangen.«
       »Aber woran denn nur?« fragte Steff ratlos.
       »Woran?« gab Mata-Hele lakonisch zurück. »Woran? An der Sonne.«
Unsicher zuckte er die Achseln. »Die Höhlengänge müssen licht geworden sein.
Vielleicht waren sie mit der Zeit eingestürzt oder es hatten sich Risse
gezeigt. Es hat aber höchstwahrscheinlich noch einen anderen Grund gegeben.« Er
wandte den Kopf Steff zu. »Beim Aufprall auf Santoga muss der Meteorit, das jetzige
Plateau, geborsten sein.«
       Steff hob abrupt den Kopf. Er meinte, nicht richtig
verstanden zu haben. »Beim Aufprall auf Santoga? Heißt das, ihr seid gar nicht
von da?«
       Mata-Hele nickte traurig. »Ist dir noch nie unsere Fremdheit
gegenüber den Verhältnissen des Planeten aufgefallen? Unsere ganze Versorgung
müssen wir künstlich herstellen. Unser Körper entspricht in keinster Weise dem
anderer Lebewesen dort. Durch die fehlende Voraussetzung unserer Entwicklung,
die die allmählich eingehende Pflanze garantiert hatte, fingen wir an, zu
stagnieren. Einzig der Umstand, dass unser Planetenteil bei Eintritt in die Atmosphäre
nicht verglühte und wir keine allzu feindliche Umgebung hatten, als wir
Santogas Boden betraten, hat unsere Rasse zunächst gerettet.« Zögernd endete
er. »Für ein Leben ohne den Tod.« Erneut sah er Steff in die Augen, bevor er
fortfuhr: »Aber wenn ich von unserer Rasse rede, so ist es eine vorhergehende
Lebensform gewesen, die auf dem Planeten gelandet war. Mikroben, niedrige Einzeller,
die den Aufprall im Inneren überleben konnten.«
       Steff war von alledem noch derart überwältigt, dass er eine
Weile brauchte, um die Tragweite der Eröffnung seines Freundes zu verdauen.
Einwenig nervös strich er sich mit den Fingern über die Schläfe. »Aber woher
seid ihr dann gekommen? Es kann doch unmöglich sein, dass ihr, dass...«
Erschrocken angesichts der nächsten Gedanken brach er ab. Mit großen Augen sah
er zum Santoganer hin.
       Doch dieser in seiner direkten Art sprach die Vermutung
Steffs zuende. »Dass wir vielleicht sogar mit den Sauriern verwandt sind?«
Steff schien es, als ob er lächelte. Ein besonders heller Funke glomm in den
bernsteinernen Augen auf. »Mir scheint, dass dich dieser Gedanke eher beängstigt
als erfreut. Dann wären wir nämlich auch miteinander verwandt, ja hätten sogar
gemeinsame Vorfahren!« Amüsiert hielt er inne. »Aber so ist es nicht gewesen.
Eure Saurier und wir sind nicht aus demselben Stoff, wir waren niemals auf der
Erde. Einzig das Plasma, die chemosynthetische Pflanze und die dadurch erfolgte
Produktion der Positronen sind

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