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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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angestiftet.
       Dabei berichtete er ihr auch von den Eigenarten dieses
Menschen, seiner Angewohnheit, ungeduldig mit dem Stock auf den Boden zu klopfen
oder dem Lidzucken. Meika nahm sich vor, unbedingt Steff davon zu erzählen.
       Ras Beschreibungen der Vorgänge, die selbst innerhalb der
Gruppe weitgehend geheim gehalten wurden, waren immer wieder von verzweifelten
Ausrufen, bei denen er sein Gesicht mit den Händen bedeckte, unterbrochen. Doch
allmählich schien er sich zu fangen, denn Meikas Stimme wirkte beruhigend auf
ihn. Sie hatte seine Hand genommen, obwohl ihre Finger selbst einwenig zu
zittern begannen. Nur mit Mühe konnte sie die eigene aufkommende Panik
verbergen. Aber sie versuchte, die Hintergründe des Attentats zu verstehen und
sich die Geschehnisse aufgrund seiner wirren Erzählungen zusammenzureimen. War
es wirklich der paläontologische Kongress gewesen? Und wenn ja, was war mit
Steff passiert? Sie machte sich große Sorgen.
       In diesem Augenblick hörte sie Ra etwas rufen und sah in die
Richtung, in der sein Finger zeigte. Die Fahrstuhltür war aufgegangen, und ein
erleuchtetes Schild wies den stehenden Lift aus. Aus der sich wieder schließenden
Tür aber sah sie Steff kommen. Einwenig unschlüssig schien er vor sich
hinzustarren. In seiner rechten Hand hielt er einen kleinen Koffer. Dann fiel
sein Blick durch die Scheibe, und das Köfferchen wippte kurz nach vorn, als er
vor Verwunderung abrupt stehen blieb.
       Meikas Herz machte einen Luftsprung. Sie fühlte, wie ihre
Angst einer leichten Anwandlung von Ohnmacht wich. Dann sprang sie auf und war
gleichzeitig mit Steff an der Tür, die zum Café führte.
     
     
     
    Das akustische Signal sagte ihm, dass es sieben Uhr war. Dann,
als eine Weile verstrichen war, ertönte erneut vom Wecker ein energisches Ding-Dong,
dass sich nun ununterbrochen wiederholte. Deutlich vernahm er dabei die leichte
phonetische Steigerung bis hin zu einem Fortissimo, das selbst Toten die letzte
Ruhe nahm.
       Erschöpft stand er auf. Die Ereignisse der letzten Nacht
zehrten noch an seinen Knochen. Sein Nacken war verspannt, und er fühlte Muskelkater
in den Waden. Schließlich war er die ganze Zeit nach dem Attentat herumgerannt
wie ein Verrückter. Überall musste er etwas zu Protokoll geben, weil die
Polizei zunächst davon ausging, dass es ihm persönlich gegolten hatte. Aber sie
tappte immer noch völlig im Dunkeln. Weder war ihnen der Jugendliche bekannt,
noch konnten sie sich einen Reim auf die Umstände machen, die ihn selbst ein
Opfer werden ließen. Ein Attentat auf den Attentäter?
       Steff wusch sich, zog sich an und bereitete das Frühstück
vor. Es war jetzt auszuschließen, dass es ihm gegolten hatte, aber beruhigter
wurde er deshalb nicht. Abgesehen hatten es die Täter auf jeden Fall auf den Kongress.
       Er musste sich zwingen, sich auf das Anstehende zu konzentrieren.
Die Vorbereitungen auf den Start. Seinen Platz, den er in der Mannschaft einzunehmen
hatte. Die Sauerstoffmaske unter dem Sitz. Die Anschlüsse an Puls und
Gehirnfunktion. Der Abblocker, der in einem Schwenkarm vor seinem Mund
befestigt war, und in den er zu beißen hatte, wenn trotz der ausgleichenden
Antigravsysteme des Schiffes der Schub von 15 g sein Herz zum Rasen brachte und
ihm ein Ohnmachtgefühl bereitete.
       Und dann die Zungenklammer in seinem Mund, die verhinderte, dass
die Zunge beim Abheben gegen den Gaumen drückte und die Luftwege versperrte.
Diese Vorbeugemaßnahme hatte allerdings eher ihre Ursache in einer den
außerirdischen unbekannten Reaktion der menschlichen Psyche, bei der die Zunge
sich aufgrund der Wahrnehmung der an den Sichtfenstern vorbeifliegenden
Umgebung innen gegen die Nasengänge drückte. Hier war noch so mancher
Komfortbedarf der Menschen an das Santoganische Raumschiff zu stellen.
       Auch weitere Ereignisse der Fahrt, wie die Beschleunigung im
Hypersprung auf eine scheinbare Überlichtgeschwindigkeit, die zumindest für Außenstehende
so wirkte, aber vor allem die Vorkehrungen am Ziel der Reise zwangen ihn, noch
einmal gründlich seine Unterlagen durchzugehen. Nicht ohne Grund wurde er von
den Santoganern angehalten, Muskeltraining zu machen, um mit der etwas
stärkeren Anziehungskraft ihres Heimatplaneten klar zu kommen. Gerade die
Vorbereitungen auf die andere Umwelt des fremden Planeten bestanden in einem
fein aufeinander abgestimmten, wochenlangen Rhythmus von körperlicher und
geistiger Einstellung.
       In diesem

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