Amarilis (German Edition)
ein zufälliges Ziel gewesen wären, einer, der gerade im
Rampenlicht stand, als ...« Es war ihm unmöglich, weiter zu sprechen.
Von daher fügte Steff sogleich an: »Dankeschön, davon hätte
ich allerdings eine ganze Menge, so als Leiche.«
»Ich bin mit der Wendung der Ereignisse auch nicht
einverstanden. Mehr noch, ich fühle mich seit gestern selbst bedroht.« Auf
Steffs Erstaunte Gesten hin winkte er jedoch energisch ab. »Lassen Sie, Doktor,
das hat Sie nicht zu kümmern. Damit werde ich schon allein klar kommen. Ich
möchte Sie nur noch um eines bitten.« An dieser Stelle richtete er sein großes,
rundes und einwenig hässliches Gesicht genau vor Steffs Nase aus, so dass dieser
unwillkürlich etwas zurückschreckte. »Der Umstand, dass Sie mir ihre Vertraulichkeiten
mit Shan-Ucci und anderen nicht verraten haben, war zwar zunächst sehr
bedauerlich für mich - obwohl wir dennoch an die Informationen herangekommen
sind - doch er beweist mir die Festigkeit und Ehrlichkeit Ihres Charakters. So
widersprüchlich und merkwürdig es klingt, aber Sie sind im Augenblick der
einzige Mensch, dem ich wirklich noch vertrauen kann.«
Er trank ein, zwei Schluck aus seinem Bierglas und stellte es
dann um einiges weiter von sich weg. Dann fasste er mit einer unscheinbaren Bewegung
unter sich und zog ein kleines, schwarzes Köfferchen hervor. Das legte er vor
sich auf den Tisch.
»Ich werde diesen Koffer nicht öffnen, Dr. Maiger«, sagte er
langsam und wie unter dem Druck der Bedeutsamkeit seiner Worte. »Aber ich möchte,
dass Sie es einmal für mich tun.« Hierbei schob er ihn zu Steff. »Ich habe
nämlich Grund zu der Annahme, dass die Hintermänner unserer Organisation eine
andere Taktik verfolgen, als sie mir zunächst unterbreitet wurde. Und in dieser
Taktik scheine ich keinen Platz mehr zu haben.«
Entsetzt sah Steff ihn an. »Soll das heißen, dass sie Sie
auch umlegen wollen?« ‚Oder spielte sich Sokuk nur auf?’
»Ganz richtig, Doktor.«
Steff verstand nicht. Seine Kehle wurde trocken. »Ja, warum
denn das«, entfuhr es ihm heiser, und er nahm einen Schluck vom inzwischen kalt
gewordenen Kaffee.
»Alle Umstände zu erklären, würde mich zu viel Zeit kosten.
Ich kann Ihnen nur sagen, dass es hier um mehr geht, als die Positronen zu
finden - eher darum, ihre Entdeckung zu verhindern. Aber nicht, weil sie für
die Menschen wirklich gefährlich werden könnten. Das wissen Sie inzwischen
selbst. Es sind eigene santoganische Interessen, denen ihre Auffindung zuwider
laufen würde. Ich weiß nun, worauf sie hinaus wollen, Doktor. Ich weiß leider zu
viel.«
»Was ist es denn, was Sie wissen?« Steff hatte seine Umgebung
völlig vergessen. Gebannt hörte er Sokuk weiterreden.
»Das ist alles in dem Köfferchen aufgezeichnet, Dr. Maiger.
Und noch vieles mehr, was vor allem für Santoga von Interesse ist. Aber ich
muss Sie um eines dringend bitten: Versprechen Sie mir, dass Sie es nicht vor
meinem Tode öffnen.«
Steff sah ihn erstaunt an. Doch Sokuk drängte ihn zu einer
Antwort. »Also«, begann er zögernd, »ich glaube nicht, dass ich Ihnen das
versprechen kann. Wenn das wohl aller Menschen davon abhängt, Mann, wie kann
ich da noch warten? Allein - wenn ich zufällig nichts von Ihrem Tod erfahren
sollte.«
»Auch dafür ist gesorgt, Doktor. Sollte ich sterben, wird
eine Art Uhr, die in meinem Metabolismus an einer meiner Arterien angeschlossen
ist, aufhören zu Ticken, wie mein Leben selbst. Und dieser Umstand wird den
Koffer öffnen.«
»Aber bedenken Sie doch, morgen bin ich schon Millionen Kilometer
von hier entfernt. Einen so starken Mechanismus gibt es doch gar nicht«, rief
Steff erregt und laut auf.
»Auch dieser Umstand ist bedacht, lieber Herr Maiger.« Sokuk
redete ihn zum ersten Mal ohne Titel an. »Nach zwei Wochen wird sich das Köfferchen
von selbst öffnen. Aber dann sind Sie gerade auf Santoga gelandet und können
der dortigen Regierung mit diesen Informationen umgehend von Nutzen sein. Und
ich habe mindestens zwei weitere Wochen Zeit, meine Angelegenheiten hier zu
ordnen, bevor das nächste Schiff wieder zur Erde zurückgekommen ist.«
Sokuk erhob sich. »Geben Sie bitte gut darauf Acht, Herr
Maiger.« Er deutete ein letztes Mal auf das schwarze Köfferchen. »Und auf eine
weitere Vorsorge muss ich Sie noch hinweisen: Natürlich ist im Innensatz eine
Sprengladung eingebaut, die explodiert, falls irgendeiner das
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