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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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Augenblick summte die Glocke seines
Telexschreibers. Eilig, mit einem angebissenen Brötchen im Mund, ging er ins
Zimmer und stellte den Bildschirm auf Sichtkontakt. Sogleich leuchtete die rötliche
Schrift auf.
       »Lieber Dr. Maiger. Kann ich Sie ganz dringend sprechen?
Kommen sie bitte sogleich ins Restaurant ‚zum alten Bolle’. Es ist gleich um
die Ecke. Sokuk.«
       Am Ende des Absatzes, beim letzten Buchstaben, nachdem der
Cursor auf die nächste Zeile umgesprungen war und dort verharrte, leuchtete zusätzlich
ein kleiner Punkt auf, der Steff bislang nicht aufgefallen war. Doch er
beachtete ihn nicht weiter, da er sich sofort furchtbar zu ärgern begann.
       ‚Schon wieder der’, schimpfte er, ‚dass der sich überhaupt
noch traut, sich bei mir zu melden.’
       Verbittert setzte er sich auf seine Couch. Sokuks Bande gab
er die ganze Schuld an dem gestrigen Attentat. ‚So ein Schwein, und nun wagt er
es noch, mich erneut anzurufen. Was denkt der sich? Ist das vielleicht eine
neue Finte?’
       Steff biss sich auf die Unterlippe. ‚Oder gibt es doch
irgendwelche Schwierigkeiten für ihn? Sonst hätte er mich vielleicht gar nicht
anzurufen gewagt.’
       Entschieden nahm er noch einen Schluck Kaffee und schlüpfte
in seine Jacke. Mit einem Mal gab es keine Überlegung mehr. Er wollte jetzt
wissen, was Sokuk zu allem zu sagen hatte. Hauptsächlich zu den gestrigen Vorfällen.
Der Fahrstuhl kam ausnehmend langsam nach oben.
       Auf der Straße orientierte er sich kurz. ‚Zum alten Bolle?
Das war doch rechts. Irgend so ne bürgerliche Kneipe, in der er noch nie
gewesen war.’ Er hastete an den Schaufenstern vorbei. Schon von weitem sah er
das Schild der Bierbrauerei.
       An der Tür angelangt, überlegte er nicht lange und ging
hinein. Einwenig atemlos schaute er sich um. Tief hinten, vom weitläufigen Tresen
verdeckt, saß Sokuk. Schnell trat er auf ihn zu.
       »Nanu, so ganz ohne irgendwelche geheimnisvollen
Vorsichtsmaßnahmen?« Ironisch-ernsthaft sprach er ihn an. »Ich weiß eigentlich
nicht, worüber ich mich mehr wundern soll. Ist ihre Frechheit nun größer als
ihre eigene Angst geworden?«
       Sokuk blinzelte ihn an. Sein teigiges Gesicht blieb beherrscht,
doch die Augen verrieten eine schlaflose Nacht. Erleichtert stand er auf.
       »Dr. Maiger, dass Sie gekommen sind. Aber setzen Sie sich
doch erstmal.«
       »Damit hatten Sie wohl nicht gerechnet.«
       »Ich muß Ihnen ehrlich gestehen, dass ich über Ihr Ausbleiben
nicht erzürnt wäre. Im Gegenteil. Ich hätte Sie vollkommen verstanden.«
       Steff setzte sich und blickte Sokuk unentwegt und auch ein bisschen
verwundert an. »Was können Sie verstehen? Was gibt es überhaupt noch zu
verstehen?«
       »Sie meinen sicherlich die Vorkommnisse der letzten Nacht,
Dr. Maiger.« Er wand sich einwenig, doch dann schaute er Steff direkt in die Augen.
»Sie haben ja Recht, da ist eine große Schweinerei passiert. Aber glauben Sie
mir, Doktor, ich habe davon ebenso wenig gewusst wie Sie.«
       »Wollen sie etwa damit sagen, dass Ihre Warnungen, dass noch
was passieren wird, nicht vielleicht so aufzufassen waren, dass ...« Steff ereiferte
sich mit zunehmenden Worten, und Sokuk unterbrach ihn hastig.
       »Mir ist selbst lediglich gesagt worden, dass wir gewisse
Leute unter Druck setzen sollen. Von einem Mord war dabei aber nie die Rede. So
glauben Sie mir doch!« Steffs Augen blieben auf Sokuks rundem Gesicht haften,
während er nachdachte. ‚Wieweit sollte er sich eigentlich mit ihm abgeben und
ihn nicht sogleich der Polizei ausliefern?’
       »Physische Gewalt widerspricht meinen Grundsätzen«, sagte
Sokuk leise nach einer Pause. »Ich fühle mich genauso hintergangen wie Sie.«
       Steff nickte langsam. »Ich weiß nicht mehr, wieweit ich Ihnen
noch trauen kann. Aber trotzdem bin ich hier. Also sagen Sie mir nun, was Sie
noch von mir erwarten.«
       Einwenig unwirsch legte er die Hände auf den Tisch.
       In diesem Augenblick kam der Wirt, und er bestellte einen
Kaffee. Sokuk, der wohl noch gar nicht zu Bett gewesen war, ließ sich ein Bier
kommen. Dann wandte er sich erneut Steff zu.
       »Es hat wohl keinen Zweck, Sie noch ein letztes Mal für
unsere Bewegung zu engagieren. Soviel Anstand habe auch ich, dass das für Sie
jetzt vollkommen ausgeschlossen ist. Schließlich waren es Leute von uns, die
Sie fast umgebracht hätten. Aber hierbei muß ich Ihnen auch eines sagen: Es ist
sicher, dass Sie nur

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