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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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Hauptverteiler seiner Ölbasen sein.
       Sogleich wählte er noch einmal durch und erhielt den
Bürgermeister. »Nun«, fragte er beinahe schon triumphierend, »wie steht es denn
mit unserer Genehmigung?« Gönnerhaft wartete er auf Posikols Antwort.
       Dieser schluckte vernehmlich. ‚Ließ der ihn nicht mal einen
Tag in Ruhe?’ Wie eine Klette spürte er ihn in seinem Nacken. »Sie meinen das Gelände
für die Öllager?«
       »Genau! Läßt sich da nicht etwas arrangieren? Ich mein, mit
Hilfe einer gewissen Beteiligung?«
       Posikol spitzte den Mund. Er hatte auch schon darüber
nachgedacht. Sicherlich war da was zu machen. Doch er brauchte eine Absicherung.
Trotz - oder gerade wegen dessen Freundlichkeit musste er sehr auf der Hut
sein.
       So gab er sich erst einmal ungewiß und ließ sich zu keinen
konkreten Zugeständnissen hinreißen. Je länger er den anderen hinhielt, desto
eher war dieser letztlich bereit, ihn mit einer kräftigen Rendite zu beteiligen.
       »Es bestände schon die Möglichkeit, sich eine Auswahl von
zwei, drei Geländeabschnitten zu sichern, aber die Frage ist die, ob Sie diese
Basis genau in Berlin haben wollen.«
       »Wieso denn nicht, Herr Posikol?« war die erstaunte Entgegnung.
       »Nun ja.« Der Bürgermeister schien zu zögern. »Abgesehen von
dem teureren Standort gibt es da eine Schwierigkeit. In Berlin ein Monopol zu
erhalten, ist so gut wie unmöglich. Aber einwenig außerhalb der Stadt und über
mehrere Lager verteilt, vielleicht auch noch mittels einer Tochtergesellschaft,
würde es weniger auffällig sein.«
       »Aber das sollte doch unser kleinstes Problem sein, lieber
Posikol. Das Kartell wird sich schon nicht zu sehr dafür interessieren.« Der
Konzernboss sah diesbezüglich keine Schwierigkeiten.
       »Nun, dann muß ich deutlicher werden.« Posikols feistes
Gesicht glänzte vor Schweiß und Aufregung. »Die unauffälligste und auch
beständigste Art der Lagerung ist – so wie Sie es wollen - immer die unter der
Erde. Aber für die riesigen Tanks müssten wir bis zu 50 Meter tief gehen. Und
dafür bräuchten wir eine Extragenehmigung. Zumindest für die Stadt selbst -
allein schon wegen des Grundwassers, aber auch wegen der Gesamtbelastung des
Bodens.« Er holte einmal tief Luft und wischte sich mit einem Tuch über das nun
triefende Anlitz. »Aber eine Extragenehmigung ist nicht so leicht zu kriegen,
ohne dass sie auffällt. Dazu müssen Sie erklären und nochmals erklären. Und
Gutachten herstellen. Ich glaube,« fügte er verschmitzt hinzu, »dass das nicht
in ihrem Interesse liegt.«
       Der Konzernboss schwieg eine Weile. Dieser Bürgermeister
konnte noch viel Wert für ihn sein. Und dahin tendierten auch dessen Absichten.
Sich auf immer unentbehrlich zu machen. In dieser Tatsache fand er seine größtmögliche
Absicherung. Ein Umstand, der ihn glücklich stimmte.  Das war Politik!
Zufrieden legte er auf. Die Gespräche verliefen immer häufiger innerhalb seiner
Vorstellungen. Langsam kam er sich wirklich wichtig vor.
       Dabei besaß er - wenn er wollte - sogar einen kleinen
Vorsprung gegenüber dem mächtigen Ölkonzern, und eine zittrige Erregung
beschlich ihn. Denn er wusste, dass dieser den Kampf um die Herrschaft über das
Öl der Santoganer schon fast verloren hatte. Der Antrag der COU, der gestern
unterschriftsreif auf dem Tisch des Innensenators lag, war so gut wie durch.
Damit erhielt dieses internationale Ölkonsortium 30% des Weltimports, der
bislang fast ausschließlich über Berlin-Tempelhof floss. Das internationale Kartell
hatte schon zugestimmt, und er bewunderte deren verschwiegene Taktik, dass
konkurrierende Wirtschaftsunternehmer noch nichts davon erfahren hatten.
       Es fehlte zwar noch die endgültige Zustimmung der Santoganer,
die durch ihr Positronenschicksal für seinen Geschmack zu leicht erpressbar waren,
aber in dieser Beziehung sollte es ihm egal sein, wer letztlich den Zuschlag
bekam. Auch die COU musste erst einmal in seiner Stadt Fuß fassen, und das ging
nur über ihn.
       Er gefiel sich immer mehr in der Rolle des Regierenden,
obwohl er gerade in den letzten Tagen durch die anstehende Expedition nach
Santoga, auf der das Positronengebiet genauer herausgefunden werden sollte, vor
allem aber auch durch die unübersichtlich gewordene Klüngelei deren privater
Auswertung in ziemlichen Stress gekommen war. Nicht zuletzt hatten ihm auch
noch die militanten Aktionen der Frauenwehr zu schaffen gemacht.

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