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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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des Todes erhaben. Ihre Laune bestimmte das Schicksal jedes einzelnen.
Deshalb verstand er auch nicht, warum dieser Mensch mit dem Stab im Mund sich
den Tod eines anderen zum wirtschaftlichen Vorteil gereichen lassen wollte.
       Und doch erklomm in den hintersten Kammern seines tetraeden Gehirns
ein Gefühl, für das er in den Schattierungen seiner Wortrhomben noch keine
Entsprechung fand. Es schien ihm nämlich, dass er selbst zum ersten Mal in der
langen Evolution seiner Rasse die Natur nicht ungetan hinnehmen wollte. Und dass
die Gründe, die dem Widerstand, der sich gegen die Unternehmungen seiner
Mission mehrte, zuinnerst lagen, vielleicht eher der Art seines Volkes entsprachen.
       Er erhob sich und reichte dem anderen die Hand. Eine
menschliche Geste, die er sonst nicht zu tun pflegte. Aber er wollte die Natur
der Menschen verstehen, um sich über sich selbst Klarheit zu verschaffen. Das
dieses jedoch als ein Entgegenkommen verstanden werden könnte, kam ihm nicht in
den Sinn.
       »Ich habe mir Ihre Vorschläge angehört und möchte mich dafür
bei Ihnen bedanken. Doch ein letztes Wort kann erst gesprochen werden, wenn wir
mit Gewissheit von der Nichtexistenz der Positronen auf der Erde überzeugt
sind.« Ihm war eine unbedingte Unabhängigkeit die beste Voraussetzung einer
Kooperation mit den Menschen. Gelassen bestieg er das vor dem Haus auf ihn
wartende Leichtluftschiff.
       Der Konzernboss ging zurück zu seinem Sessel. Eine Weile stand
er vor ihm und schien ihn wie unter Vorbehalt zu betrachten. Doch dann setzte
er sich mit einem schweren Seufzer hinein. Er musste sehr vorsichtig zuwege
gehen. Es gab zu viele Gesichtspunkte, die er nicht außer Acht lassen durfte.
       ‚Das Geschäft mit Shan-Ucci wird erst etwas, wenn die
Positronen nicht gefunden werden können. Dieser Umstand hatte sich heute
herauskristallisiert.’ Beim letzten Wort verzogen sich seine wulstigen Lippen
zu einem schiefen Lächeln. Es sei denn, er würde dieses Unternehmen verhindern.
Angelegentlich biss er auf seinem Kugelschreiber herum und vergaß ganz, dass er
sonst diese Behandlung immer seiner Zigarre einräumte.
       Heftig schüttelte er dann den Kopf. Unmöglich! Dazu war die
Positronensuche viel zu groß angelaufen, als dass er sie noch vereiteln konnte.
Die halbe Welt wusste davon, Wissenschaftler, Politiker, Journalisten. Und
nicht zuletzt die Außerirdischen selbst. Gerade sie schienen mit ihrer undurchsichtigen
Art unangreifbar. Es war besser, nicht gegen sie anzugehen, sondern mit ihnen
zu kooperieren.
       So hatte er bereits vor Tagen entschieden, und das war
vollkommen richtig gewesen. Mit seiner schnellen und frühen Maßnahme, das Attentat
zu verhindern, hatte er sicherlich den richtigen Weg eingeschlagen. Mit den Außerirdischen.
Zufrieden schenkte er sich einen doppelten Kognak ein.
       Dann überlegte er weiter. ‚Das heißt letztlich, dass ich mich
eher an der Suche der bi-3 engagieren muss.’ Darunter verstand er allerdings
eine Beteiligung in seinem Sinne. Er öffnete eine Schublade und zog das Telefon
hervor. Es war sein geheimer Privatanschluß, abhörsicher und mit eingebautem
Verzerrer und Decodierer.
       Dann rief er Hamburg an. »Stellen Sie mich auf den Apparat
326 der United Oil durch«, raunzte er in den Hörer. Nach einer Weile meldete
sich eine Stimme. Zufrieden legte er seinen Plan dar.
       »Hören sie, wir müssen längerfristig auf die Santoganer setzen.«
       Er rülpste kurz in sich hinein und wandte sich wieder der
Sprechmuschel zu. »Wenn das nämlich doch stimmt mit dem unterirdischen Leben
hier auf der Erde, dann werden die Außerirdischen noch ganz schön Schwierigkeiten
haben, an ihre geliebten Positronen heranzukommen. Dazu werden sie nämlich uns
brauchen. Denn überlegen Sie mal, wem die Pflanze eigentlich gehört? Wenn nicht
uns Menschen selber, dann doch aber auf keinen Fall den Santoganern. Am ehesten
noch denen da unten.« Einwenig unsicher wies er in Richtung Fußboden.
       Sein Plan nahm Formen an. Innerhalb einer halben Stunde hatte
er dem zweiten Vorsitzenden der United Oil Company eine Strategie erklärt, mit
der er sich das alleinige Recht der Ausschöpfung der Chemopflanzen sichern
wollte. Eine Art Übereignung. Vorausgesetzt, diese Pflanze existierte wirklich.
Aber diese Alternative stellte ihn nunmehr vor keine Probleme. Er hatte sich
nach allen Seiten hin abgesichert. Und Hamburg stand weiter hinter ihm. Schließlich
sollte die Gesellschaft der

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