Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
Vom Netzwerk:
verdient habe ich ihn schon«, gab dieser ernsthaft
zurück, »aber ich möchte erst noch meine letzte Turnübung hinter mich bringen.«
Und mit einem Seitenblick auf seinen Nachbarn: »Bei Ihrer Figur, Will, scheinen
Sie mir noch gar nicht damit angefangen zu haben.«
       »Sie haben ja vollkommen recht«, wehklagte der rundliche
Neuseeländer, »ganz im Gegenteil zu anderen schmeckt mir das Bier auch schon
vor dem Sport. Mir will scheinen, dass ich in dieser Richtung einwenig abnorm
veranlagt bin, da ich selbst während der Kraftübungen Bier trinken würde.« Er
verfiel in ein etwas heiseres Lachen.
     
       Inzwischen war Steff auch mit seinen Übungen fertig und hatte
sich zu den beiden gesellt. Zu dritt hockten sie auf einem länglichen
Barhocker, mit einem Handtuch um den Hals und einem Glas in der Hand.
       »Sag, Steff, willst du nicht meine letzten Übungen
übernehmen? Du siehst noch so frisch aus!« John grinste und musterte seinen
Kollegen, wie ihm die Schweißtropfen über die Augen rannen.
       »Dann können Sie eigentlich auch gleich meine Übungen
mitmachen, Steff. Es sind allerdings ein paar mehr übrig geblieben, weil ...«
er vollendete den Satz nicht, aber John sprang ihm hilfreich bei. »Es stehen
ihm noch alle aus.«
       Doch Steff lehnte dankend ab. Lieber bestellte er sich ein
zweites Bier. Der Stewart hinter der Theke war ein kleiner, breiter Santoganer,
der eilig hin und her schlurfte, sich mit seinen langen Armen die Getränke und
Gläser aus den Regalen angelte und stets in Bewegung war.
       »Sagen Sie, schwitzen sie eigentlich nie?« fragte ihn Will
bewundernd.
       Der Santoganer schaute auf und lächelte. Jedenfalls strahlte
aus seinen Augen ein verschmitztes Blinken. »Sie meinen ihre Wasserausscheidung?«
Bei dieser Formulierung konnte sich John nicht mehr halten und fing an zu
wiehern. Doch bevor er vom Hocker fiel, fuhr der Außerirdische fort: »So eine
Vergeudung der Körperflüssigkeit können wir uns nicht leisten, meine Herren.
Außerdem ist unsere silikate Epidermis dazu nicht durchlässig genug. Aber wenn
Sie so wollen. Auch wir verfügen über eine vergleichsweise funktionierende
Körperöffnung.«
       Und er zeigte ihnen in Höhe der Hüfte eine Stelle, die
tatsächlich etwas poröser schien, und aus der, als er einwenig auf sie drückte,
ein dichter Nebel ausschied. »Das ist ungesättigter Kohlenwasserstoff, meine
Herren, wollen sie sich einmal überzeugen?«
       Unbefangen ging er zu ihnen um den Tresen herum. Sie merkten,
dass das Gas sehr kalt war und dampfig-herb roch.
       »Wie kommt es, dass Sie gerade flüssigen Kohlenwasserstoff
ausscheiden?« wollte Steff wissen.
       »Ja, das wundert Sie, nicht wahr?« Aber aus der Verarbeitung
von Sulfaten und Schwefelwasserstoffverbindungen, die wir in speziellen Inhallationsküchen
aufnehmen, wie Sie Ihre Luft einatmen, bleibt eine Menge Kohlenwasserstoff
übrig, den wir wieder ausscheiden müssen. Sie kennen ja die Schwierigkeiten,
die eine Übersättigung mit sich bringt.«
       Damit ging er wieder zu seinen Flaschen und schenkte den
Menschen, die mittlerweile fast alle ihre Trimmdichübungen beendet hatten,
weiterhin ein.
       »Das ist interessant«, sagte John zu Will, »die pinkeln
Kohlenwasserstoff. Das möchte ich auch mal können.«
       »Würdest du ihm dann aber auch das zeigen, womit du ...?«
flüsterte der andere zurück.
       Mittlerweile war auch Angelo gekommen und hatte sich neben
Steff gesetzt. Er konnte gerade noch mithören, was will zu John tuschelte. »Dass
sie nicht atmen wie wir, habe ich ja gewusst. Auch, dass sie nicht richtig
essen, sondern mehr ähnlich unseren Lungen einen Magen haben, der die inhalierten
Stoffe verarbeitet. Das sie dabei jedoch immer so etwas wie eine geschlossene
Kabine aufsuchen, in der sie ihre Nahrung quasi zu sich nehmen, ist mir neu.
Ich dachte, das machen sie nur umständehalber auf der Erde.«
       »Tcha«, nickte Angelo, »wahrscheinlich dürfen sich diese
Stoffe auch nicht mit der Umwelt ihres eigenen Planeten vermischen, da sie
einfach allgemein zu gefährlich sind. Nicht nur für uns Menschen.« Er spitzte
grübelnd den Mund. »Ich glaube außerdem, dass sie sich dort zudem ihre recht unterschiedlichen
Menus anfertigen können. Ich meine, je nach Konzentration des Schwefels oder
anderer Aufbaustoffe.«
       »Dabei ist auffallend, dass ihre Ausscheidung, dieser gasige
Kohlenwasserstoff, eigentlich wenig in den Kreislauf ihrer Umwelt

Weitere Kostenlose Bücher