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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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passt. Die
dort wachsenden Pflanzen setzen wie bei uns Kohlendioxyd um, scheiden aber
flüssige Schwefelsulfite und Sauerstoff aus.«
       »Ich glaube, es wird noch interessant werden, ihren Planeten
zu erforschen. Je mehr wir von ihm wissen, umso vertrauter wird er uns. Und was
wir verstehen, fürchten wir nicht.«
       Steff und er standen nun auf und setzten sich in eine abseits
gelegene Nische der kleinen Bar. Vor ihnen war eine Thermodiode angebracht, die
ein leichtes Wärmefeld ausschickte, das sich angenehm auf der Haut bemerkbar machte.
Dabei wurden von einer heißen Elektrode Elektronen durch ein Plasmafeld zu
einer Gegenelektrode gesendet. Ein Stromkreis, der zugleich ein weiches Licht
verbreitete, wandelte dann die vorhandene Energie in Wärme um.
       Steff hielt seine Hände in den gedämpften Lichtkreis.
Gleichzeitig fühlte er, wie sich seine Nerven beruhigten, und die Haut sich
entspannte. Wie unter einem Solarium, nur dass es hier keine schädliche
UV-Strahlung gab.
       Angelo schaute ihm nachdenklich zu. »Wie geht es dir
eigentlich, Steff. Man sieht dich in den letzten Tagen nicht sehr häufig.« Sein
braunes Gesicht wandte sich ihm zu. Eindringlich, aber ruhig waren seine Augen
auf ihn gerichtet.
       Steff zögerte. »Ja?« Er dachte darüber nach. »Es ist nichts Besonderes.
Ich lese bloß eine Menge über das alles hier. Es gibt doch so viel Neues, dass
ich die Eindrücke kaum verarbeiten kann. Deshalb bin ich auch die meiste Zeit
in meiner Kabine.« Er hielt kurz inne und lächelte. »Oft schaue ich aus dem
Fenster wie eine alte Frau. Und obwohl ich dabei nicht viel sehen kann,
überwältigen mich dann die merkwürdigsten Gefühle.«
       »Ja, mir geht es manchmal genauso.« Angelo straffte seinen muskulösen
Körper. »Weißt du ... Die Entfernungen des Weltraums, und dann genau vor dir
dieses Nichts ... Lange nichts ...« Unbeholfen starrte er auf seine Hände.
       Eine Weile sprach keiner von ihnen. Dann fing Angelo erneut
an. »Manchmal schaue ich raus und suche irgendetwas ... Etwas, das da ist ...
Ein Licht, eine Wolke oder nur einen einzelnen Stern, der an mir vorüberfliegt.
Aber nichts, und ich hör wieder auf.« Mit seiner riesigen Faust nahm er das
Glas und trank es in einem Zug leer. »Und nach einer Weile gehe ich erneut ans
Fenster und fange wieder an zu suchen.«
       Steff konnte ihm nachfühlen. Es tat ihm gut, mit seinen
Gedanken nicht allein zu sein. Es war nicht die Einsamkeit, die sie angesichts
der Unendlichkeit des Weltalls überkam. Es war eher ein Wunsch nach Geborgenheit,
der sich ihnen aufdrängte, nach der pulsierenden Wärme des Mutterleibes.
       »Dabei gibt es ja genug Teilchen im Kosmos, die um uns herum fliegen«,
sagte Angelo, »nur kannst du sie nicht sehen.« Er zündete sich eine Zigarette
aus Wachholder und Myrteblüten an. »Wir sind nämlich in garkeinem richtigen
Vakuum. Ionisiertes Wasserstoffgas aus den Eruptionen von Sonnenplasma und die
kosmische Strahlung bilden ein Gesamtmagnetfeld mit den Gestirnen des Alls.
Hinzu kommt ein schwaches Radiorauschen, das den Kosmos sogar um zwei Grad über
den absoluten Nullpunkt erwärmt.«
       Steff schaute ihn an. Angelo war nicht unsympathisch, aber
häufig sehr kompliziert. Doch er hatte es gern, wenn der kaum Ältere einmal anfing,
seine oftmals tiefschürfenden Gedanken wissenschaftlich zu explizieren.
       »Wo kommt denn das Rauschen her? Sind das Funksignale von anderen
Außerirdischen?«
       Angelo lachte kurz auf. »Nein, diesmal nicht. Ihre
Ausstrahlung ist eigentlich der Rest der Temperatur, die sich vor gut 13
Milliarden Jahren beim Urknall auf über eine Milliarde Grad Celsius erhitzt
hatte.«
       Die Theorie des Urknalls war auch Steff ein Begriff. Dabei
explodierte die gesamte Materie aufgrund ihrer absoluten Dichte und
katapultierte ihre einzelnen Massen ins Weltall. ‚Mittlerweile ist ausgerechnet
worden, dass wir uns immer noch in einer Expansionsphase befinden - und sogar
noch an ihrem Anfang.’ Soweit er sich erinnern konnte, beschleunigte die
Fluchtbewegung, je weiter die einzelnen Galaxien oder Objekte von der Erde entfernt
waren. Zwar konnten innerhalb einer Milchstraße auch gegenteilige Richtungen vorherrschen
– ‚durch eine Individualexplosion wie die Supernova neulich’ - überlegte er,
aber ab einer Entfernung von 10 Millionen Lichtjahren steigerte sich die
Geschwindigkeit der Körper von 270 km/sec bis auf 144000 km/sec, wenn die
Entfernung 10 Milliarden

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