Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
Vom Netzwerk:
größere Sterne verdeckt, ganze Galaxien gar durch
riesige Sternenhaufen. Nach wie vor konnte nur das wahrgenommen werden, was auf
direktem Wege die Möglichkeit hatte, zu den Teleskopen der Santoganer zu gelangen.
       Steff saß vor seinem Tisch und studierte ein letztes Mal die
Aufzeichnungen der Erde, wie sie vor 65 Millionen Jahren existiert hatte.
Aufmerksam las er die Funktionen durch, die die telethermische Analyse
skizziert hatte. Den Anteil des Sauerstoffs, Stickstoffs, Wasserstoffs und
Kohlenstoffs. Außerdem gab es Angaben über eine geringe Anzahl regional verbreiteter
Positronen, die auf die Existenz der Chemopflanzen hinwiesen.
       Doch diese Aufschlüsselungen waren in der Stratosphäre der
damaligen Erde gemacht worden, so dass durch Windeinflüsse und andere
Strömungen eine tatsächliche Ortung und Ursprungsrückführung dieser Teilchen
nicht mehr möglich sein konnte. Steff war sich im Klaren, dass eine Suche nach
den Positronen nur über Rückschlüsse der thermischen Luft- und Landbewegungen
zu erfolgen hatte. Und - wie er sich insgeheim erhoffte - auch die Suche nach einer
bestimmten Saurierart.
       Er hatte bislang nur John davon erzählt, um eine Reaktion auf
seine Theorie abzuschätzen. Obwohl ihm der paläontologische Bereich der menschlichen
Kolonie auf Santoga im Augenblick unterstand, wollte er jedoch nicht zu sehr
eine Idee dominieren lassen, die keiner der anderen unterstützte.
       Grübelnd hob er seinen Kopf. Langsam ließ er das Foto der
prähistorischen Erde durch seine Finger gleiten. Es stellte einen Ausschnitt Indiens
dar, das sich vor 250 Millionen Jahren von Afrika getrennt hatte und nun als
Insel quer durch die Thetys zum 8000 Kilometer entfernten Asien driftete. Dafür
brauchte es insgesamt 89 Millionen Jahre.
       Unfassbar. Steff schaute sich wieder und wieder den
punktuellen Ablauf der Ereignisse auf den Fotos an. Vor sich hatte er das
Dokument einer sagenhaften Wanderung. Die Veränderung der Erde, ihrer Natur und
ihrer Kräfte. Aber das vor ihm waren nur Fotos. Eine Ablichtung. Bald, in nicht
einmal einer halben Stunde, sollte er sie wirklich sehen, wie sie war - wie sie
ist - wie sie gelebt hatte.
       Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen. Der Taumel der
Technik hatte beides zusammengeführt. Der Zeitsprung war gelungen! Zwar nicht
fühlbar - er war nicht selbst mittendrin, aber er konnte es sehen. Die Vergangenheit
der Erde im damaligen Ablauf der Tage.
       Saran-Dalbar, der Pilot des Gleiters der 1. Kategorie, zog
nun eine Schleife, und auf der rechten Seite konnten sie die Raumstation
erkennen. Kip, der Astrophysiker, klatschte vor Freude in die Hände. »Endlich
ist es soweit. Die Weiber auf diesem Planeten haben mir sowieso nicht
gefallen.«
       Und John Cavanac ergänzte: »Was heißt Weiber. Der Whisky war
abscheulich.«
       »Das war doch kein Whisky, Mann. Hast du denn nicht das
Etikett auf dem Reagenzglas gelesen?« Kip kicherte in sich hinein. »Du hast denen
doch glatt das Frühstück weggetrunken!«
       Die Menschen auf dem Gleiter fielen alle in ohrenbetäubendes
Lachen ein. Nur die Santoganer verstanden nicht, was daran so lustig war.
Saran-Dalbar sagte sogar: »Unser Frühstück pflegen wir nicht wie sie in Reagenzgläsern
einzunehmen.«
       Freundschaftlich schlug ihm Kip auf die Schulter. »Nehmen Sie
es uns bitte nicht übel, wenn wir mal einen Scherz machen. Wir Menschen sind
halt so, wenn wir uns auf etwas ganz besonders freuen. Wären Sie nicht begeistert,
wenn Sie nach langer Zeit mal wieder ihre Heimat sehen könnten?«
       Und Steff sagte zu Mata-Hele, der als Geospezialist auch
dabei war: »Der Kip ist unser Komiker. Achten Sie nicht auf das, was er sagt,
außer es geht um Physik. Als Mensch ist er in den Kinderschuhen stecken geblieben,
aber als Wissenschaftler macht ihm so schnell keiner was vor.«
       Die anwesenden Santoganer nickten, und wenn sie gelächelt
haben könnten, würden sie es jetzt vermutlich tun. Dann bereiteten sie sich auf
die Landung vor. Dicht vor dem Spalt eines gewaltigen Portals fuhr der Gleiter
senkrecht nieder. Als das Tor endgültig auseinander sprang, schob sich das
Raumschiff in den Rachen einer riesigen Halle. Dort kam es zum Stehen. Nachdem
sich das Portal wieder luftdicht verschlossen hatte, entriegelte Saran-Dalbar
die Tür und stieg aus.
       Die Menschen legten ihre Sauerstoffmasken an, denn das
Luftgemisch entsprach dem auf Santoga, und folgten den Santoganern. Im Hangar
war es

Weitere Kostenlose Bücher