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Amarilis (German Edition)

Amarilis (German Edition)

Titel: Amarilis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Kempas
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erwähnte er jedoch nie konkret, was er unter
den uns drohenden Gefahren verstand und wollte sich in dieser Angelegenheit
auch nicht präzisieren. Aber wir konnten uns schon aufgrund der uns selbst
bekannten Schwierigkeiten eine Vorstellung machen. Nichts desto trotz sind wir
ebenso wie Sie daran interessiert zu wissen, welche Geheimnisse der Koffer zu
verbergen hat.«
       Shan-Ucci blickte in Steffs Augen, und für eine kleine Weile
schien diesem, als ob die Umgebung vor ihm verschwämme. Dann fasste er sich und
erkannte hinter den Schatten der bernsteinernen Retina wieder die nahe Weite
des Meeres. Hastig begann er zu schlucken, aber Worte wollten ihm nicht über
die Lippen kommen.
       »Ihr Herr Sokuk hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass Sie
sich als Besitzer dieses Koffers selbst in eine beträchtliche Gefahr begeben
würden und weiter, dass er es für zu riskant halte, einem in diesen Dingen doch
recht unerfahrenen Wissenschaftler die völlige Verantwortung zu überlassen.
Deshalb bat er uns nachträglich, diesen auf dem Flug mit einem anderen,
harmlosen, den er uns bei dieser Gelegenheit überreichte, auszutauschen. Damit
hoffte er zudem, mögliche Feinde verwirren zu können. Mata-Hele hat nun diese gewiss
unrühmliche Aufgabe übernommen und sich auf dem Raumschiff in Ihr Zimmer geschlichen.
Danach war der Koffer, den Sie in ihrem Besitz hatten, lediglich die von uns
eingetauschte Attrappe.«
       Etwas entschuldigend nickte er zu Mata-Hele hin, der Steffs Blick
ruhig begegnete und ihm Zeit ließ, seine Empörung zu überwinden.
       »Dann bin ich also nur ein dummer Lockvogel gewesen«, entfuhr
es diesem heiser.
       Aber Shan-Ucci wehrte mit der Hand ab. »Nicht doch. So etwas
war nie beabsichtigt. Sokuk hat ihnen nie misstraut. Er hat lediglich einem als
wahrscheinlich geltenden Diebstahl vorbeugen wollen - wie sich nun zeigt, nicht
zu unrecht.«
    Doch im Gesicht von Steff sah er, dass es diesem immer noch
Schwierigkeiten bereitete, die an und für sich für ihn wohlmeinenden Maßnahmen
im rechten Licht zu betrachten.
       Darum erklärte er weiter: »Ich kann Ihnen sogar versichern,
Herr Maiger, dass Sokuk garnicht vorhatte, Sie nur zu benutzen und dann zu vergessen.
Denn uns selbst verbot er, den Koffer zu öffnen. Dafür hatte er allein Sie
auserkoren, da es lediglich mit ihren fingerelektrothermischen Abdrücken
möglich ist, den Koffer zu entsichern. Wir selbst wissen nur, wann dieser sich
wirklich öffnet, aber dass nach seiner Entriegelung trotzdem allein Ihre
Fingeroptik den Deckel endgültig freigibt. Ein gewaltsames Eindringen würde
nach wie vor eine Explosion auslösen.«
       Steff staunte über den Weitblick Sokuks. Langsam begriff er
die Raffinesse, mit der dieser eine Kenntnisnahme Fremder ausgeschaltet hatte.
Voller Bewunderung schaute er zum schwarzen Koffer. Für kurze Zeit strich ihm
der Gedanke durch den Kopf, dass auch dieses Exemplar nicht das Richtige sein
könnte. Aber sogleich verwarf er ihn wieder.
       »Dann kann ich ihn jetzt öffnen?« fragte er zu Shan-Ucci
gewandt.
       »Ich weiß es nicht, Herr Maiger«, sagte dieser darauf. »Ich
kann es nur annehmen, da sich der 14. Tag nach dem Start seinem Ende nähert.«
       Gebannt starrten nun alle auf Steff. Dieser zögerte nicht
länger und beugte sich über den Koffer. Etwas unsicher noch, wo er anzusetzen
hatte, drehte er diesen einige Male herum, bis ihm ein kleines elektronisches
Auge auffiel. Langsam näherten sich seine Finger der schmalen Linse. Für einige
Sekunden hielt er die offene Handfläche davor und ließ sie zweimal herumkreisen.
Dann sah er gespannt zu den Santoganern hin. Auf Shan-Uccis Nicken legte er die
Daumen an den Deckel und drückte diesen vorsichtig nach oben. Nur leicht, ganz
leicht, um ja beim geringsten Widerstand innezuhalten, verstärkte er den Druck.
       Mit einem Male sprang der Deckel um mehrere Zentimeter hoch.
Erschrocken zuckte Steff zurück. Doch dann legte sich ein Freudenschrei auf
seine Lippen. Der Koffer war offen.
       Mit zittrigen Fingern nahm er die Papierrolle heraus, die
sich als einziges in dem Koffer befand. Kleine Schweißperlen liefen ihm die
Stirn herunter. Hastig glättete er das dünne Blatt. Nur mit Mühe konnte er die
extrem kursive Schrift entziffern.
       »Eine Verräterclique der Santoganer beabsichtigt, die bi-3
Mission von Kapitän Shan-Ucci zu verhindern. Sie wollen den Zustand, in dem
sich ihre Kristalltetraeder zurzeit befinden, nicht ändern

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